Kirchliche Mosaiken von Josef Eberz
prof. josef eberz—münchen
»schwebender engel« mosaik
erlösenden Liebe, und in den Engelsköpfen
atmet und leuchtet wirkliche Anbetung, die
nicht entfernt mehr an Byzanz denkt, sondern
selig in den Strahlen von oben, im Wunder der
erfüllten Begegnung steht. Der ganze Formen-
vorrat von Byzanz hätte den Künstler nicht
„herausgerissen", hätte sich nicht tief in ihm
selbst ein Herz geöffnet, ein kindliches Lieben
und Glauben. In einer modernen Verteidigung
des Christentums (Chesterton, „Der unsterb-
liche Mensch") steht der Satz, man müsse die
Evangelien als ein neues, eben erst bekannt
gewordenes Buch zu lesen wissen, um das Er-
staunliche zu gewahren, das sie schildern. In
Eberz' Chorwand sieht man etwas dieser Art ver-
wirklicht : es ist das alte, uralte Buch — das zeigt
die stilistische Anknüpfung deutlich — aber es
ist neu gelesen. Und dies bedeutet nun nicht,
daß es betont persönlich, ichhaft oder einseitig
gelesen sei, sondern das genaue Gegenteil:
diese Eberz'sche Darstellung erblickt von neuem
die Majestät und Weltwirklichkeit der Heilands-
kraft als etwas Objektives, sie sieht sie über
schwankendes Meinen und über alle süchtige
Subjektivität hinausgehoben in eine seiende,
wesentliche Welt. Ganz ohne Magie und Ge-
berde, in unabsehbarer Geduld und Wirklich-
keit steht ihm die Himmelskraft vor Augen,
mit ausgebreiteten Armen, die nicht rufen oder
winken, sondern sind. GanzohnePathos derEr-
griffenheit, in reiner Innigkeit der Beziehung
blickt der Engel zum Himmlischen auf, genau
so rein wie eine Blume die Sonne anblickt und
in diesem Anblick ihr Leben hat.
Es gab in den Gemälden von Eberz seit
Anfang, durch die ganze bunte Welt seiner
Gestalten hindurch, einen besonderen Klang,
der aus seinem Wesen kam. Ein Klang von
Reinheit, ein Element von jugendlicher Arg-
losigkeit und Seelenoffenheit. Das tönt in
dieser Chorwand wieder an; doch ist es hier
in jene ewigen Zusammenhänge getreten, denen
es von je — so muß man denken — geheim
zugestrebt ist. Ein reines Herz, ein reiner
Blick waren diesem Künstler angeboren. Er
hat das Menschendasein mit ihnen durchwan-
dert, namentlich die bunte, flirrende Welt der
Gaukler, die ihm zu einem Garten wurde.
Aber auf der Höhe seines Lebens lernte er
mit ihnen Endgültiges sehen und lieben. Jen-
seits der farbigen Brechung der Strahlen ge-
wahrte er das Licht selbst. . Wilhelm michel.
prof. josef eberz—münchen
»schwebender engel« mosaik
erlösenden Liebe, und in den Engelsköpfen
atmet und leuchtet wirkliche Anbetung, die
nicht entfernt mehr an Byzanz denkt, sondern
selig in den Strahlen von oben, im Wunder der
erfüllten Begegnung steht. Der ganze Formen-
vorrat von Byzanz hätte den Künstler nicht
„herausgerissen", hätte sich nicht tief in ihm
selbst ein Herz geöffnet, ein kindliches Lieben
und Glauben. In einer modernen Verteidigung
des Christentums (Chesterton, „Der unsterb-
liche Mensch") steht der Satz, man müsse die
Evangelien als ein neues, eben erst bekannt
gewordenes Buch zu lesen wissen, um das Er-
staunliche zu gewahren, das sie schildern. In
Eberz' Chorwand sieht man etwas dieser Art ver-
wirklicht : es ist das alte, uralte Buch — das zeigt
die stilistische Anknüpfung deutlich — aber es
ist neu gelesen. Und dies bedeutet nun nicht,
daß es betont persönlich, ichhaft oder einseitig
gelesen sei, sondern das genaue Gegenteil:
diese Eberz'sche Darstellung erblickt von neuem
die Majestät und Weltwirklichkeit der Heilands-
kraft als etwas Objektives, sie sieht sie über
schwankendes Meinen und über alle süchtige
Subjektivität hinausgehoben in eine seiende,
wesentliche Welt. Ganz ohne Magie und Ge-
berde, in unabsehbarer Geduld und Wirklich-
keit steht ihm die Himmelskraft vor Augen,
mit ausgebreiteten Armen, die nicht rufen oder
winken, sondern sind. GanzohnePathos derEr-
griffenheit, in reiner Innigkeit der Beziehung
blickt der Engel zum Himmlischen auf, genau
so rein wie eine Blume die Sonne anblickt und
in diesem Anblick ihr Leben hat.
Es gab in den Gemälden von Eberz seit
Anfang, durch die ganze bunte Welt seiner
Gestalten hindurch, einen besonderen Klang,
der aus seinem Wesen kam. Ein Klang von
Reinheit, ein Element von jugendlicher Arg-
losigkeit und Seelenoffenheit. Das tönt in
dieser Chorwand wieder an; doch ist es hier
in jene ewigen Zusammenhänge getreten, denen
es von je — so muß man denken — geheim
zugestrebt ist. Ein reines Herz, ein reiner
Blick waren diesem Künstler angeboren. Er
hat das Menschendasein mit ihnen durchwan-
dert, namentlich die bunte, flirrende Welt der
Gaukler, die ihm zu einem Garten wurde.
Aber auf der Höhe seines Lebens lernte er
mit ihnen Endgültiges sehen und lieben. Jen-
seits der farbigen Brechung der Strahlen ge-
wahrte er das Licht selbst. . Wilhelm michel.