Wie sieht die Frau?
WIE SIEHT DIE FRAU? Die Art, wie ein
Künstler sieht, ist zum allergrößten Teil ein
Produkt der Eindrücke, die von der Kunst
seiner Zeitgenossen oder Vorgänger auf ihn aus-
geübt worden sind und die ihn zu bewußter
oder unbewußter Nachahmung zwingen, in
selteneren Fällen allerdings auch seinen Wider-
spruch hervorrufen und ihn zu diametral ent-
gegengesetzten Auffassungen veranlassen. —
Niemand kann sich von diesen Einflüssen voll-
kommen befreien. Das gilt für Männer wie für
Frauen. Wenn ich aus meinen langjährigen Er-
fahrungen einen Schluß ziehen darf, so ist es
der, daß bei den Frauen das Anlehnungsbedürf-
nis noch stärker ist als bei den Männern.
Schülerinnen, die zu einem anderen Lehrer
übergehen, arbeiten schon nach kürzester Zeit
in der Art dieses letzteren. Im allgemeinen
scheint mir das Talent der Frauen beweglicher,
bildsamer als das der Männer; oft sind sie
diesen an Intelligenz, Ehrgeiz, Energie überlegen.
Sie sind auch neuen Eindrücken zugänglicher;
daher die anfangs befremdende Tatsache, daß
sie nicht selten radikaler, extremer in ihrer
Kunst sind als viele Männer. Das gilt natürlich
alles nur für den Durchschnitt und zwar der
wirklich Begabten..... prof. a. f. seligmann.
★
Meiner Meinung nach sieht der Begabte an-
ders als der Unbegabte — der Geschlechts-
unterschied hat dabei nichts zu bedeuten. Die
Beschränkung, die der Einzelne durch ihn er-
leidet, aufgehoben zu fühlen, gehört sicherlich
zu dem Beglückenden, das mit der geistigen
und künstlerischen Arbeit einhergeht. Und
man erweist dem weiblichen Geschlecht keinen
Gefallen, wenn man jene Eigenschaften, die im
erotischen Leben nützlich und löblich sind, bis
in die Höhen des geistigen und künstlerischen
Schaffens wirksam denkt. . . . rosa mayreder.
WIE SIEHT DIE FRAU? Die Art, wie ein
Künstler sieht, ist zum allergrößten Teil ein
Produkt der Eindrücke, die von der Kunst
seiner Zeitgenossen oder Vorgänger auf ihn aus-
geübt worden sind und die ihn zu bewußter
oder unbewußter Nachahmung zwingen, in
selteneren Fällen allerdings auch seinen Wider-
spruch hervorrufen und ihn zu diametral ent-
gegengesetzten Auffassungen veranlassen. —
Niemand kann sich von diesen Einflüssen voll-
kommen befreien. Das gilt für Männer wie für
Frauen. Wenn ich aus meinen langjährigen Er-
fahrungen einen Schluß ziehen darf, so ist es
der, daß bei den Frauen das Anlehnungsbedürf-
nis noch stärker ist als bei den Männern.
Schülerinnen, die zu einem anderen Lehrer
übergehen, arbeiten schon nach kürzester Zeit
in der Art dieses letzteren. Im allgemeinen
scheint mir das Talent der Frauen beweglicher,
bildsamer als das der Männer; oft sind sie
diesen an Intelligenz, Ehrgeiz, Energie überlegen.
Sie sind auch neuen Eindrücken zugänglicher;
daher die anfangs befremdende Tatsache, daß
sie nicht selten radikaler, extremer in ihrer
Kunst sind als viele Männer. Das gilt natürlich
alles nur für den Durchschnitt und zwar der
wirklich Begabten..... prof. a. f. seligmann.
★
Meiner Meinung nach sieht der Begabte an-
ders als der Unbegabte — der Geschlechts-
unterschied hat dabei nichts zu bedeuten. Die
Beschränkung, die der Einzelne durch ihn er-
leidet, aufgehoben zu fühlen, gehört sicherlich
zu dem Beglückenden, das mit der geistigen
und künstlerischen Arbeit einhergeht. Und
man erweist dem weiblichen Geschlecht keinen
Gefallen, wenn man jene Eigenschaften, die im
erotischen Leben nützlich und löblich sind, bis
in die Höhen des geistigen und künstlerischen
Schaffens wirksam denkt. . . . rosa mayreder.