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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 66.1930

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Born, Wolfgang: Ausstellung des österreichischen Werkbundes in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.9256#0315

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PROFESSOR DR. CLEMENS HOLZMEISTER

»WEINHAUS« WERKBUND-AUSSTELLUNG

AUSSTELLUNG DES ÖSTERREICHISCHEN WERKBUNDES IN WIEN

VON WOLFGANG BORN

Zum ersten Mal seit achtzehn Jahren ver-
anstaltet der österreichische Werkbund
eine repräsentative Ausstellung. Was man bisher
in Einzelleistungen gespürt hatte: das Vor-
handensein stilbildender Kräfte, offenbart sich
wohltuend in der Zusammenfassung einer großen
Aufgabe. Das Thema war durch den Leitge-
danken des Werkbundes umgrenzt; es sollten
Dinge des Gebrauches gezeigt werden, deren
Gestaltung denkbar gut formal gelöst sei. Die
Beziehung zum Leben stand im Vordergrund.
Daraus ergab sich die Wahl einer engeren
Gruppe von Gegenständen der Bearbeitung. Das
für Österreich aktuelle Problem des Fremden-
verkehrs gab den geistigen Rahmen her, und
so entschloß man sich zur Schaffung einer Reihe
von Gaststätten, die — nach Möglichkeit in
Betrieb genommen — die Prinzipien der neuen
Werkkunst lebendig vorführen sollen.

Die Ausbreitungsmöglichkeiten der Veran-
staltung waren von vornherein eng umschrieben.
Gegeben war als gedeckter Raum die Aus-

stellungshalle des österreichischen Museums
für Kunst und Industrie und als offenes Terrain
der dazugehörige Garten. Josef Hoffmann, der
die künstlerische Leitung des Ganzen innehat,
ordnete als Zentrum des Saalbaues ein ge-
waltiges, pyramidenförmiges Zelt aus weißem
Stoff an, das an seinen Längsseiten von niedriger
gedeckten Gängen begleitet wird. Diese Gänge
öffnen sich an den Enden und nach innen in
Schaufenster für Kunstgewerbe, nach außen in
Räume von verschiedenartiger Bestimmung, die
einzelnen Künstlern zur Ausstattung überlassen
wurden. Vorgelagert ist eine von Oswald Haerdtl
entworfene Eingangshalle mit Vitrinen, während
sich nach der Gartenfront zu drei miteinander
in Verbindung stehende Gaststätten in der gan-
zen Breite des Hauses anschließen: Josef Hoff-
manns monumentales, mit keramischen Halb-
figuren geschmücktes Kaffeehaus in der Mitte,
Oskar Strnads Bar mit der originellen Dekoration
eines Terrariums zur linken und Josef Franks
Teesalon mit seiner elegant geschweiften

XXXIII. August 1»30. 5
 
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