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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 66.1930

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Born, Wolfgang: Ausstellung des österreichischen Werkbundes in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.9256#0320

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Ausstellung des österr. Werkbundes in Wien

sehr stilsicher gezeichnet, eine Tabaktrafik von
Haerdtl, deren klare Gliederung und edle Ma-
terialwirkung (Spiegelglas, Mahagoni und Al-
paka) sofort einleuchtet, ein Espresso-Kaffee
von Karl Hofmann und Felix Augenfeld, das
mit seinen Kurven und dem Akkord von weißen
Wänden, braunem Holz und rot überzogenen
Drehstühlen geschickt Anregungen des Schiffs-
baues verwertet und schließlich eine einfache,
hübsche Feinkosthandlung von Franz Kuhn.
Rechts vom Eingang befindet sich zuerst ein
rosafarbener Schönheitssalon von E. J. Wimmer,
dessen aus Nischen und Spiegeln entwickelte
Raumwirkung von hohem Reiz ist, dann kommt
eine Hotelhalle von Walter Sobotka, die be-
sonders durch ihre Grundrißlösung fesselt: ge-
wissermaßen als Insel in den Strom des Ver-
kehrs ist eine Terrasse gestellt, die den Gast
beim Lesen oder Plaudern isoliert. Oskar Strnad
hat für die Firma Lobmeyr einen Verkaufsraum
entworfen, der, ganz schwarz, vermittelst einer
ingeniösen Inszenierung die ausgestellten Glas-
waren geheimnisvoll aufleuchten läßt. Den Ab-
schluß bildet ein nobler Vorführungsraum für
Mode von Alfred Soulek, grau bespannt und
tapeziert. Ein geschweiftes Podium gliedert die
Anlage bühnenmäßig.

Von den Einzelarbeiten der Kunstgewerbler
und den Kollektionen der Ateliers sollen die
figürlichen Keramiken von Michael Powolny,

Gudrun Baudisch, Hertha Bucher, Erna Kopfiva,
Grete Neuwalder, die Gefäß - Keramiken von
Robert Obsieger und Lucie Rie-Comperz ge-
nannt sein, ohne damit alles Gute aufzuzählen.
Ebenso kann nur darauf hingewiesen werden,
daß gutes Email u. a. von Elisabeth Ubelacker
und Eleonore Zanoskar, Metallplastik von Karl
Hagenauer und E. Mayer zu sehen ist, daß die
Wiener Werkstätten prachtvolles Silber und
kostbare Stoffe, die Bimini-Werkstätten graziöse
Glasbläserarbeiten bringen und einzelne Firmen,
wie die Luxuswarenfabrik A. Förster oder die
Metallwarenfabriken Arthur Krupp, Berndorf
in ihren Erzeugnissen alle Forderungen nach
zweckhafter Schönheit erfüllen. Auf der Höhe
sind die auf Entwürfe von Frank und Wlach
zurückgehenden Möbel von „Haus und Garten"
sowie die von Lorenz.

Der Gesamteindruck gewinnt durch das
einwandfreie Niveau und eine innere Einheit-
lichkeit, die dem kosmopolitischen Werkbund-
gedanken eine eigene österreichische Prägung
von phantasievoll beschwingter Stimmung ver-
leiht..........................w. b.

*

DAS SCHÖNE. Das Nützliche befördert sich
selbst, denn die Menge bringt es hervor,
und alle können es nicht entbehren; das Schöne
hingegen muß befördert werden; denn wenige
stellen es dar und viele bedürfen es. . goethe.

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