PROFESSOR PAUL BÖRNER
»BEMALTE PORZELLAN-VASEN«
NEUE MEISSENER PORZELLAN-VASEN
A ls die deutsche Porzellankunst am Beginn
£~\ dieses Jahrhunderts sich, im Anschluß an
die allgemeine dekorative Kunstbewegung, be-
müht hat, auch ihr Gebiet in den Dienst dieser
zu stellen, hat sie sich merkwürdiger Weise in
erster Linie fast allgemein auf die Wieder-
belebung der Porzellanplastik gestürzt, die einst
China ins Leben gerufen, dann Meißen im 18.
Jahrhundert so überaus reich weiterausgebildet
hat. Es ist ihr dies auch mit mehr oder weniger
Glück gelungen. Weit weniger jedoch ist man
dagegen darauf ausgegangen, obgleich dies
eigentlich doch weit wichtiger war, auch das
Geschirr, das Objekt des wirklichen Gebrauchs,
daneben auch die so viel verwandte, kaum noch
zu entbehrende Vase künstlerisch neu zu ge-
stalten. Vor allem hat man es bei uns eigent-
lich nie recht versucht, wie es die Kopenhagener
Manufaktur doch vorher unternommen, zu
wirklich neuen Typen zu gelangen, zu solchen,
die sich dann durch leichte Abänderungen be-
liebig variieren ließen und doch immer als gleiche
Typen erkennbar blieben, damit auch als Er-
zeugnisse einer und derselben Manufaktur.
Dieser Versuch ist jetzt von der Staatlichen
Porzellanmanufaktur in Meißen gemacht worden
und zwar von dem dort schon so lange mit
Erfolg tätigen Prof. P. Börner. Er hat sich be-
kanntlich zunächst einen Namen gemacht durch
seine Münzen und Plaketten in Böttgersteinzeug,
dann durch die großartig durchgeführte, hier
früher wiedergegebene Porzellanausstattung der
Kriegergedächtniskirche in Meißen. Seit Jahren
jedoch erstrebt er daneben die Ausbildung
eines neuen Vasentypus, der, frei von allem
bisher Gewesenen in Form wie Bemalung etwas
wirklich ganz Neues darstellt. Obwohl in erster
Linie Plastiker, hat er hierbei doch auf alles
Plastische verzichtet, um dadurch freieste Bahn
für malerische Entfaltung zu gewinnen. Wie
die Vasen Ostasiens sind seine Vasen ganz
flächig gehalten. Nur der Reiz der Umrisse,
der Flächenbewegung spricht hier mit. Doch
die Formen haben sich gänzlich frei von ost-
asiatischen Vorbildern gemacht. Mit der Be-
malung aber beginnt dann die eigentliche Kunst,
dasjenige, was diese Stücke zu wirklichen Kunst-
werken erhebt. Auf dreierlei Dinge ist er da-
»BEMALTE PORZELLAN-VASEN«
NEUE MEISSENER PORZELLAN-VASEN
A ls die deutsche Porzellankunst am Beginn
£~\ dieses Jahrhunderts sich, im Anschluß an
die allgemeine dekorative Kunstbewegung, be-
müht hat, auch ihr Gebiet in den Dienst dieser
zu stellen, hat sie sich merkwürdiger Weise in
erster Linie fast allgemein auf die Wieder-
belebung der Porzellanplastik gestürzt, die einst
China ins Leben gerufen, dann Meißen im 18.
Jahrhundert so überaus reich weiterausgebildet
hat. Es ist ihr dies auch mit mehr oder weniger
Glück gelungen. Weit weniger jedoch ist man
dagegen darauf ausgegangen, obgleich dies
eigentlich doch weit wichtiger war, auch das
Geschirr, das Objekt des wirklichen Gebrauchs,
daneben auch die so viel verwandte, kaum noch
zu entbehrende Vase künstlerisch neu zu ge-
stalten. Vor allem hat man es bei uns eigent-
lich nie recht versucht, wie es die Kopenhagener
Manufaktur doch vorher unternommen, zu
wirklich neuen Typen zu gelangen, zu solchen,
die sich dann durch leichte Abänderungen be-
liebig variieren ließen und doch immer als gleiche
Typen erkennbar blieben, damit auch als Er-
zeugnisse einer und derselben Manufaktur.
Dieser Versuch ist jetzt von der Staatlichen
Porzellanmanufaktur in Meißen gemacht worden
und zwar von dem dort schon so lange mit
Erfolg tätigen Prof. P. Börner. Er hat sich be-
kanntlich zunächst einen Namen gemacht durch
seine Münzen und Plaketten in Böttgersteinzeug,
dann durch die großartig durchgeführte, hier
früher wiedergegebene Porzellanausstattung der
Kriegergedächtniskirche in Meißen. Seit Jahren
jedoch erstrebt er daneben die Ausbildung
eines neuen Vasentypus, der, frei von allem
bisher Gewesenen in Form wie Bemalung etwas
wirklich ganz Neues darstellt. Obwohl in erster
Linie Plastiker, hat er hierbei doch auf alles
Plastische verzichtet, um dadurch freieste Bahn
für malerische Entfaltung zu gewinnen. Wie
die Vasen Ostasiens sind seine Vasen ganz
flächig gehalten. Nur der Reiz der Umrisse,
der Flächenbewegung spricht hier mit. Doch
die Formen haben sich gänzlich frei von ost-
asiatischen Vorbildern gemacht. Mit der Be-
malung aber beginnt dann die eigentliche Kunst,
dasjenige, was diese Stücke zu wirklichen Kunst-
werken erhebt. Auf dreierlei Dinge ist er da-