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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 66.1930

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Zimmermann, E.: Neue Meissener Porzellan-Vasen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9256#0408

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Neue Meißener Porzellan - Vasen

bei ausgegangen: auf neue Motive, auf neuen
Stil, sowie auch auf eine neue Malweise. Die
neuen Motive hat er dadurch gewonnen, daß
er der Natur eine ganze Anzahl bisher keramisch
noch nicht verwandter Blumen wie Pflanzen
entnahm. Den neuen Stil dadurch, daß er,
schon immer mit derartigen Studien beschäftigt,
die der Natur entnommenen Motive bis ins
Einzelne studiert, ihre Erscheinung, ihren Auf-
bau, wie ihren ganzen Organismus. Auf alles
dieses gestützt, sucht er dann zur Verallge-
meinerung, zur Stilisierung zu kommen, indem
er aus dem Erkannten das Typische heraus-
nimmt, dies klar und deutlich zur Erscheinung
bringt, wobei er die Blüten und Blätter sich
breit dekorativ entfalten läßt, die Stiele und
Stengel als graziöse Verbindungen verwendet.
Dabei richten sich die Motive ganz nach dem
Charakter der Form, die sie schmücken sollen.
Länglichere setzt er auf gestreckte, breitere auf
gerundete, dabei auch die kraftvollen Akzente
dorthin, wo sie die Formen besitzen

Die besondere Malweise aber besteht dann
vor allem in der Duftigkeit des Farbenauftrags,
die meist zu mehr oder weniger feiner Striche-

lung oder zu zarter Überleitung des Farbigen
in das Weiß des Porzellans geführt hat. Eine
Zartheit der Dekorierung ist so entstanden,
die völlig zur Delikatesse des so feinen Stoffes
paßt, bei aller Breite der Dekoration, bei aller
Kraft der Farben doch völlig mit seinem Wesen
verschmilzt, wie dies bei sonstiger Porzellan-
bemalung meist nicht der Fall ist. Es ist
dadurch in der Tat etwas ganz Neues, ganz
Eigenartiges entstanden, was sich, wie dies
bereits geschehen, sowohl für größere, wie
kleinere, für reichere, wie einfachere Gegen-
stände verwenden läßt. . . . dr. e. Zimmermann.

Ein feiner Sinn für Kultur und ein vornehmes
Stilgefühl werden nie anders können, als
auf einen guten Geschmack Gewicht legen;
aber rät nicht schon ein simpler gesunder
Menschenverstand hierzu? Bei uns verhetzten
und verzupften und durch Mechanismus ent-
menschlichten Menschen ist es mit den feinen
Lebensfreuden ziemlich mager bestellt. Einzig
die Freude am Schönen blieb uns unversehrt.
Ein Glück, daß es im Hause der Schönheit
viele Wohnungen gibt...... w. van vloten.

PROF. PAUL BÖRNER. STAATL. PORZELLAN-MANUFAKTUR—MEISSEN
 
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