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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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Pelka, Otto: Neues Gebrauchs-Geschirr der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0145

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STAATL. PORZELLAN-MANUFAKTUR »RAUCHSERVICEt ENTW. P. BÖRNER

NEUES GEBRAUCHS-GESCHIRR

DER STAATLICHEN PORZELLAN-MANUFAKTUR MEISSEN

Nur zögernd haben sich die staatlichen Por-
zellanmanufakturen entschlossen, die Her-
stellung solcher Gebrauchsgeschirre aufzuneh-
men, die, unter Wahrung der eigenen techni-
schen und künstlerischen Traditionspflichten, in
ihrer Preisgestaltung der tief gesunkenen Kauf-
kraft breiterer Schichten des kulturtragenden
Mittelstandes einigermaßen entgegenkommen.

Derartige Wünsche sind oft und vernehmlich
laut geworden, aber die, von denen sie aus-
gingen, haben sich dabei wohl selten klar ge-
macht, daß sie damit von den Staatsmanufak-
turen etwas ähnliches wie die Lösung des Pro-
blems der Quadratur des Kreises verlangten;
denn es konnte sich nicht darum handeln, den
ungezählten Dutzenden von Geschirrteilen, die
die private Porzellanindustrie Jahr für Jahr seit
langem und immer wieder auf den Markt bringt,
ein neues hinzuzufügen, es mußte ferner unter
allen Umständen davon abgesehen werden,
durch Preisunterbietung sich mit der Privat-
wirtschaft in ein Wettrennen um Absatzsteige-
rung einzulassen: die fürstlichen bezw. staat-
lichen Porzellanmanufakturen hatten einmal die

Aufgabe, auch dem Massenkonsum des In- und
Auslandes zu genügen — aber diese Zeit ist
vorbei. Wenn ihr Dasein in der Gegenwart über-
haupt noch einen Sinn hat, dann doch nur den
von „Holding"-Gesellschaften der Porzellan-
kunst, nicht von Regiebetrieben, die mit staat-
lichen Mitteln der abgabenüberlasteten Privat-
wirtschaft das Wasser abgraben.

In Erkenntnis dieser hohen und verantwor-
tungsvollen Aufgaben, deren Verständnis sich
bei der Verbraucherschaft in einer besonders
hohen Einschätzung der Warenzeichen dieser
Staatsinstitute äußert, hat die Meißener Manu-
faktur vor kurzem mehrere Service und einige
dekorative Gebrauchsgeräte herausgebracht,
die als technische und künstlerische Höchst-
leistungen in Anbetracht der Entstehungsbeding-
ungen und der Zielsetzung anzusprechen sind.

Paul Börner, in dessen Händen jetzt die
künstlerische Gesamtleitung der Manufaktur
liegt, hat Formen und Dekore geschaffen.

Die Tendenz der modernen Porzellangeschirr-
plastik geht augenfällig dahin, den Historismus
von Grund auf zu überwinden. Trotzdem hat

XXXIV. Mai 1931. 7
 
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