Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

DOI Artikel:
Secker, Hans Friedrich: Camille Bombois - Paris
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0155

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
CAMILLE BOMBOIS—PARIS GEMÄLDE »KIRCHE VON CHENY«

CAMILLE BOMBOIS-PARIS

VON HANS F. SECKER

Ein bekannter pariser Industrieller und be- gesichert. Da scheint es hohe Zeit, auch bei

geisterter Kunstfreund pflegt Besuchern uns auf diesen Künstler aufmerksam zu werden,

seiner Sammlung Bilder von Camille Bombois der, Autodidakt wie viele der Größten, in aller

zu zeigen mit dem Ausruf: „N'est-ce pas aussi Stille zum Meister reifte.

fin qu'un Cranach?" Dieses kühne Wort, halb Camille Bombois wurde am 3. Februar 1883

scherzend und doch in ehrlicher Bewunderung zu Venaray-Les-Laumes als jüngstes von sieben

gesprochen, hat tieferen Sinn, als flüchtiges Kindern eines Bootsführers geboren. Von dem

Sehen offenbart. väterlichen Frachtkahn aus sah er in früher

Wie die ersten Bilder unseres Künstlers auf- Jugend tagein tagaus die Uferlandschaften der
tauchten, glaubten einige, ein neuer Henri Rous- Flüsse und Kanäle vorübergleiten, und an die-
seau sei erstanden. Sie irrten. Die schlichte Ein- sen wechselnden Bildern von Bäumen und Dör-
falt der Darstellung und die rührende Liebe zur fern, die sich im Wasser spiegeln, fanden die
Natur mögen des einen Werk mit dem des Kinderaugen solche Freude, daß ihm das Thema
andern irgendwie verbinden; aber das sichere des reflektierenden Lichts auf unbewegten
Gefühl für Komposition und feste Formung Wasserflächen noch heute eines der liebsten ist.
stellte Bombois von Anfang an auf eine andere Im Jahre 1888 ließ sich die Familie in La-
Ebene als den primitiven Zöllner. röche nieder. Camille absolvierte die Schule in

Seit jenen Erstlingsbildern sind nun eine Migenes und kam dann zu Gartenarbeit und

Reihe von Jahren vergangen. In London und Viehhüten auf einen Bauernhof, wo er sich so

in New York wurden Ausstellungen des neuen kräftig entwickelte, daß er sich schon mit 17

Malers vorbereitet, und die kultivierten Sammler Jahren erfolgreich mit den Ringkämpfern der

Frankreichs haben sich inzwischen schon Jahrmärkte messen konnte. Die Ungebundenheit

manches unvergängliche Werk von Bombois der fahrenden Gaukler zog ihn so sehr an, daß

XXXIV. Juni 1931. 1
 
Annotationen