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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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Michel, Wilhelm: Ein Landhaus am Luganer See: Neubau von Architekt Prof. Fritz August Breuhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0191

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EIN LANDHAUS AM LUGANER SEE

NEUBAU VON ARCHITEKT PROF. FRITZ AUGUST BREUHAUS

An einer der schönsten Buchten des Luganer
J~ \ Sees, eingebettet zwischen Berge, Wasser
und Weidegründe, liegt das kleine Dorf Caslano,
wenige Minuten von Ponto Tresa, von wo die
elektrische Bahn nach Lugano fährt. Von den
schroffen Höhen schäumt Wald herunter bis an
die blumengedrängten Gärten, enge Gassen
münden unvermutet auf den breiten Anlande-
platz am Seeufer, den hohe alte Bäume be-
schatten. Daran schließen sich dichte Weiden-
gebüsche, Schilf lebt üppig bis weit in den See
hinaus, ein schöner Kiesstrand führt sanft ins
Wasser, den im Sommer die bunten Flecken
der grellfarbigen Bademäntel beleben. Am an-
deren Bogen der Bucht heben sich weiße Tes-
siner Häuser einzeln und in Gruppen höher zum
Berg empor und blicken ruhig auf die atmende
Wasserfläche, der sich hier wie überall, wo ein
See oder ein Fluß ist, die Architektur in selbst-
verständlicher Hinneigung zukehrt. Rings über
der klaren, durchsichtigen Flut ragen Berge in
heroischen Gestalten. Sie umrunden mächtig

die Bucht, dann fliehen die zackigen Linien
weiter hinaus und fließen mit den Linien der
jenseitigen Uferberge zusammen, daß fast das
Bild einer romantischen Rheinlandschaft ent-
steht. Denn vor Caslano liegt nur ein Zipfel
des ganzen Sees; aber alles, was der Tessin an
Tugenden hat, charaktervolle Formen, geseg-
nete Erde, edles, gestilltes Leben und eine ge-
heime Durchleuchtung in allem — das kommt
hier zusammen.

Dies ist das Land der durchkühlten Sommer-
morgen, die die Schläfer mit einer leichten, lieb-
lichen Luft vom offenen Fenster her aufwecken.
Da ist draußen eine mächtige Helle, darunter
der See, grün und eben, kühl und gelassen,
heiter wie am allerersten Tag. Die Berge still
darum versammelt, noch voll Schlaf und schon
wunderbar betäubt von der Unmenge Licht.
Wo gibt es schönere Morgenstunden als in
diesem Vorland des Südens? Dann die fröhlich-
heißen Mittage, wo die Sonne nicht brennt und
überall der Schatten der Bäume bereit ist und

XXXIY. Jtmi 1981. 5
 
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