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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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Wenzel, Alfred: Personalkult und Werkschätzung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0200

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Personalkult und Werkschätztmg

Gegen die Innigkeit und Tiefe der Gefühle, daß wir aber heute die Klarheit eines formge-
die aus solchem Erleben kommen, ist nichts wordenen Gehaltes suchen, daß wir überhaupt
einzuwenden; Ergriffenheit von einem künst- die„Form", dieBewältigungeinerwiderstreben-
lerischen Wollen, das ringend nach dem Aus- den Materie höher stellen als den bloßen Auf-
druck zwangvoller Erfülltheit sucht, knüpft in schrei, daß wir den Drang, die Eruption als
jedem Falle ein Band vom Menschen zum solche nicht mehr überschätzen, — das be-
Menschen und bereichert im Innersten. Nur deutet keine Gefühlsminderung,
suchen wir heute nicht diese Erregungen, wenn Die Intensität des Fühlens, des Erlebnis-Ver-
wir uns, von den Mühen des Tages weg, zur mögens wurde nicht reduziert dadurch, daß
Kunst wenden. wir gewissermaßen die Momente rein mensch-

Wir suchen nicht so sehr den Künstler, uns liehen Teilnehmens in unserem Kunsterlebnis
ist sein Werk das eigentlich Wichtige; weniger beschränkten. — Auch der Künstler selbst weiß
die Person des Gestalters als schöpferischen es; und da ehrliches Streben immer auf Lei-
Menschen, vielmehr das Ergebnis seines Tuns stung gerichtet ist, hinter der das Personal-
— und zwar auch dieses eigentlich nur, soweit Menschliche gerne zurücktreten will, sieht er
es wirklich „Gestalt" wurde, — ist uns be- auch in dieser Form der Erlebnisbereitschaft,
deutsam; nicht Person und Akt des Schaffens, die ganz dem Werke gilt, und in ihm vor allem
sondern das Geschaffene — das „Objekt". So andern das „Geschaffte" sucht und schätzt, das
könnte man das neugewonnene Verhältnis, die Gestaltete also über den Gestalter stellt, das
neue Einstellung zum Kunstwerk „objektiv" eigentlich förderliche Entgegenkommen. In
nennen; man darf jedoch diese Bezeichnung klarer Luft gedeiht alle Arbeit am besten, a. w.
nicht etwa mit dem Nebensinn ausstatten, als *

sei in unserer Art der Betrachtung weniger Ge- T eben und wirken für die Freunde, arbeiten

fühl als in der von ehedem. Wir würden nur I j für die Widersacher oder doch die nicht

zugeben, daß unser Fühlen, das wir an die Sympathisierenden. Denn nur wenn man letz-

Betrachtung, an das Erlebnis der Kunst wenden, tere überzeugt, hat man etwas wirklich Gutes

weniger wogend und weniger verströmend ist; geleistet................ hans v. makees.

»EINFAHRT ZUR GARAGE UND TREPPE ZUR GROSSEN LOGGIA«
 
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