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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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Osborn, Max: Akademie und Secession in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0230

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Akademie und Secession in Berlin

xaver fuhr—mannheim (Akademie-Ausstellung) gemälde »landzunge«

charakterisierten Paul Graetz, einen unserer sion, die auf solche Weise aufflammte, weite
drolligsten Schauspieler, von Charlotte Berend, Kreise zog und anscheinend nicht so schnell
über den ekstatisch-nervös dirigierenden Ka- von der Tagesordung verschwinden wird, zu
pellmeister Stiedry von Eugen Spiro, über den einer Aufrüttelung der Künstler und ihrer Ver-
Theodor Tagger-Ferdinand Bruckner von Batö, bände geführt hat. Mag der Aufruf an die Maler
über die Filmgöttin Marlene Dietrich von Ernesto (von den Bildhauern war dabei zunächst keine
de Fiori. Vielfach begegnete das unverkennbare Rede), stärker „aktive Anteilnahme am Leben
Antlitz des Kunsthändlers Alfred Flechtheim, der Gegenwart" zu betätigen, in solcher all-
in dem Bilde von Pascin, der ihn selbstherrlich gemeinen Form schief, unverständig, noch da-
zum Torrero ernannte, in einer delikaten Terra- zu durch unklare Anwendung ganz oder halb
kotta von Haller, in einer phantastischen Nasen- radikalpolitischer Gesichtspunkte geradezu irre-
Abstraktion von Rudolf Belling. führend gewesen sein — richtig angewandt
Döblins grotesker Vorstoß hat dieser Seces- und mit dem innersten Wesen der bildenden
sionsausstellung erheblichen und unverdienten Künste in Einklang gebracht, kann der Mahnruf,
Schaden zugefügt. Unwillkürlich bezog man die darauf bedacht zu sein, das künstlerische Schaf-
grundsätzlich gemeinte Explosion auf den Spe- fen mit dem Welt- und Zeitgefühl der Epoche
zialfall, der den äußeren Anlaß zu ihr gegeben zu durchdringen, nur Nutzen stiften. . dr.m.o.
hatte. Dadurch geriet eine neuartige und frucht- *

bare Künstleridee unter den Hammer kritischer l~^\as wahre Kunstwerk besteht durch sich
Schwergewichte, die in gar keinem Verhältnis I J selbst und nicht durch die Wertschätzung,
zum Charakter dieser arglosen Improvisation die es heute oder morgen findet. Damit will ich
standen. Das war ungerecht. Im ganzen aber sagen, daß man mit jedem Motiv ein Meister-
wird es nur förderlich sein, wenn die Diskus- werk schaffen kann..... giovanni segantini.
 
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