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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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Keil, Hermann: Sehbild und Schaubild
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0242

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Sehbild und Schaubild

Gleichgewicht, so ist das die
Vorbedingung für Schöpfungen,
die Erde und Himmel aus sich
sprechen lassen. — Die Über-
betonung des Sehbildes hat
zur Erklärung für das Kunst-
schaffen den Nachahmungs-
trieb herangezogen. Diese
Theorie (schon Aristoteles und
Seneca lehrten sie), die vom
Objekt ausgeht, muß folgerich-
tig die Ähnlichkeit verlangen,
ja ihr gestatten, daß sie die
Täuschung anstrebt. Es liegt
auch in ihrer Art als Mittel der
Wertung den Vergleich zu ge-
brauchen, der zwischen Sehbild
und Schöpfung vorgenommen
werden kann.

Ganz anders bilden sich die
Maßstäbe, wenn mit dem beson-
deren Hinweis auf das Schau-
bild das Kunstwerk als Pro-
dukt des Schaffenstriebes
seine Erklärung findet. Dann
liegt im Subjekt als Zwang und
Schicksal die Voraussetzung
feines Prozesses, der die Welt
'der Dinge zu ich-betonten Er-
i lebnissen und Bildern wandelt.
Diese vitalistische Auslegung
(der erste und zugleich nach-
drücklichste Verfechter dersel-
ben war Alois Riegl) vereint in
in der Persönlichkeit des
Künstlers den Anlaß zum Ge-
stalten wie dessen Ergebnis. Sie
erschließt mit demselben Stabe
seine dunklenQuellen wie seine
strahlenden Fontänen. . . h. k
*

[er Menschheit Gang durch
diese Welt war ein Gehen
nach Idealen, nicht ein schnur-
gerader Weg nach einem ein-
zelnenideal, auch nicht ein ziel-
loses Schlendern, sondern eine
■ kfl häufig unterbrochene Bewe-

gung, oder besser gesagt, ein
Sichkreuzen von unzähligen
unterbrochenen Bewegungen
nach unzähligen verschiedenen
Zielen, die doch vielleicht von
., einem unendlich hohen Stand-
punkt aus betrachtet, alle auf
demselben Wege liegend er-

professor jos. wackerle—münchen. »mädchen-halbfigur€ holz Scheinen WÜrden, julius lange.

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