NEUE ARBEITEN VON HERTHA BUCHER
VON DR. ELSE HOFMANN
Die Wiener Keramikerin Hertha Bucher be-
gann phantasievoll mit vielgestalteten, viel-
fach durchbrochenen und geflochtenen Blumen-
töpfen und Blumenkörben, Kacheln und Kamin-
gittern, deren helle, heiteren Glasurfarben das
Grünliche und Bräunliche bevorzugten. Relief-
auflagen und farbige Nuancen liebte sie. Geist-
reiche Pointierung sprach aus ihren frühen Klein-
plastiken, eine preziöse Zierlichkeit, die in den
Porzellanfigürchen der Augartenmanufaktur zu
heiterem Ausdruck kam. Die Glasuren waren
vielfarbig, gesprenkelt und gefleckt. Der Kon-
tur großer Gruppen war reich bewegt.
Diese kunstgewerbliche Einstellung hat die
Künstlerin in den letzten Jahren veredelt und
vereinfacht. Ihr handwerklicher Stolz freut sich
an den einfachen, aber umso edleren Linien
hochwandiger und weiträumiger Gartengefäße,
die mit ihren einfarbig leuchtenden Glasuren
in Terrakottafarbe, in Kobaltblau usf. einen ge-
suchten Schmuck für Stiegenaufgänge, Garten-
terrassen u. dgl. darstellen. Oft sieht man in
den Stiegenhäusern geschmackvoller Wiener
Villen diese köstlichen Gefäße, die zuweilen
noch mit feinen Reliefauflagen geziert sind. Es
sind handwerkliche Meisterstücke von großge-
schwungener Form und feinster Auswägung.
So reizvoll die Gitterkörbe waren —■ auch
hier ist die Künstlerin den Weg der Vereinfach-
ung gegangen. Ganz schlichte, glattwandige
Formen von Gartengeschirren, Teekannen,
Fruchtschalen entzücken durch die Köstlichkeit
der Form und der fertigen Glasur.
Voll echter Intuition, bewußt und doch in-
stinkthaft versteht es die Künstlerin bei der
Gestaltung vonkeramischem Gerät, Teeservicen,
Frühstücksgarnituren usw., die tragende Form-
idee in jedem Stück der Serie festzuhalten und
alle Teile zu einander in das richtige und schöne
Verhältnis zu setzen. Lebensspannung, orga-
nisches Gefühl und Stil verschmelzen in der
einfachen und strengen Form ihrer Gefäße. . .
Verwandte Züge trägt ihre Plastik: Dekorative
Kraft des vereinfachten Konturs, Abstimmung
bewegter Massen in zarter Verteilung.
Ganz über das Kunstgewerbe hinaus schreitet
die Künstlerin, wo sie das Leben im Porträt
darzustellen strebt. Mit ernster und liebevoller
XXXIV. Juli 1931. 0
VON DR. ELSE HOFMANN
Die Wiener Keramikerin Hertha Bucher be-
gann phantasievoll mit vielgestalteten, viel-
fach durchbrochenen und geflochtenen Blumen-
töpfen und Blumenkörben, Kacheln und Kamin-
gittern, deren helle, heiteren Glasurfarben das
Grünliche und Bräunliche bevorzugten. Relief-
auflagen und farbige Nuancen liebte sie. Geist-
reiche Pointierung sprach aus ihren frühen Klein-
plastiken, eine preziöse Zierlichkeit, die in den
Porzellanfigürchen der Augartenmanufaktur zu
heiterem Ausdruck kam. Die Glasuren waren
vielfarbig, gesprenkelt und gefleckt. Der Kon-
tur großer Gruppen war reich bewegt.
Diese kunstgewerbliche Einstellung hat die
Künstlerin in den letzten Jahren veredelt und
vereinfacht. Ihr handwerklicher Stolz freut sich
an den einfachen, aber umso edleren Linien
hochwandiger und weiträumiger Gartengefäße,
die mit ihren einfarbig leuchtenden Glasuren
in Terrakottafarbe, in Kobaltblau usf. einen ge-
suchten Schmuck für Stiegenaufgänge, Garten-
terrassen u. dgl. darstellen. Oft sieht man in
den Stiegenhäusern geschmackvoller Wiener
Villen diese köstlichen Gefäße, die zuweilen
noch mit feinen Reliefauflagen geziert sind. Es
sind handwerkliche Meisterstücke von großge-
schwungener Form und feinster Auswägung.
So reizvoll die Gitterkörbe waren —■ auch
hier ist die Künstlerin den Weg der Vereinfach-
ung gegangen. Ganz schlichte, glattwandige
Formen von Gartengeschirren, Teekannen,
Fruchtschalen entzücken durch die Köstlichkeit
der Form und der fertigen Glasur.
Voll echter Intuition, bewußt und doch in-
stinkthaft versteht es die Künstlerin bei der
Gestaltung vonkeramischem Gerät, Teeservicen,
Frühstücksgarnituren usw., die tragende Form-
idee in jedem Stück der Serie festzuhalten und
alle Teile zu einander in das richtige und schöne
Verhältnis zu setzen. Lebensspannung, orga-
nisches Gefühl und Stil verschmelzen in der
einfachen und strengen Form ihrer Gefäße. . .
Verwandte Züge trägt ihre Plastik: Dekorative
Kraft des vereinfachten Konturs, Abstimmung
bewegter Massen in zarter Verteilung.
Ganz über das Kunstgewerbe hinaus schreitet
die Künstlerin, wo sie das Leben im Porträt
darzustellen strebt. Mit ernster und liebevoller
XXXIV. Juli 1931. 0