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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Wovon lebt der Mensch?
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0270

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blühen ewiger auf dem Bild wie in der Wirk-
lichkeit — weil ein Mensch zu anderen Men-
schen über sie geredet hat. Das Wort Freude
ist eigentlich viel zu dünn für das, was in solchen
Fällen auf die Leinwand geht. Man müßte es
Entzücken nennen. Aber es ist auch mehr als
Entzücken, weil es überhaupt mehr als Gefühl
oder Empfindung ist. Man kann es Entzücken
nennen, wenn man damit ein Entzücken meint,
von dem man leben kann, wie ein Gaul von
Hafer lebt oder eine Blume von Wasser und
Licht. Es ist ein Nährstoff gemeint mit dieser

Freude, die der Maler mir in das Bild meines
eigenen Gartens hinein gemalt hat. Die meisten
Menschen denken über diese feinere Klasse von
Nährstoffen selten oder gar nicht nach. Aber es
ist ganz sicher, daß keiner von uns gedeihen
würde, wenn sie seinem geistigen Tische völlig
fehlten. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein,
sondern er lebt z. B. von der Hoffnung, er lebt
sehr wesentlich von vielen kleinen Reizen und
Trieben, und er lebt auch von der Freude, die
Andere für ihn gelebt und in die Form der
Kunst gebracht haben..... wilhelm michel.
 
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