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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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S., K.: Staatliche Majolika-Manufaktur, Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0277

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PROF. ALFRED LURCHER »TERRAKOTTA-PLASTIK«

STAATLICHE MAJOLIKA-MANUFAKTUR-KARLSRUHE

Die Arbeiten Laeugers und Königs, die
schlichten sachlichen Formen Specks, die
mehrere Jahre hindurch das Endziel des künst-
lerischen Wollens der Staatlichen Majolika-
Manufaktur zu sein schienen, hatten in Ent-
wurf und technischer Ausführung eine Höhe
erreicht, die mit den gleichen Mitteln kaum eine
Steigerungsmöglichkeit bot.

Die hierdurch bedingte Reaktion mußte die
Manufaktur zunächst zu dem keramischen Aus-
gangsmaterial, der Terrakotta zurückführen. In
Verbindung mit ihr zu figürlichen Plastiken, die,
wie die von dem Schweizer Bildhauer Alder ge-
schaffene „Badende" aus der primitiven kera-
mischen Gefäßform entwickelt, eine Befreiung
bedeuten von den Tiergrotesken Prof. Königs,
dessen Arbeiten vielfach nur noch Träger effekt-
voller Glasuren waren, in denen er sich aber
ebenso von den der Bildhauerei wie der Töpferei
gesteckten Grenzen allzuweit entfernte. Ferner
zu plastischen Arbeiten, deren Schwergewicht,
wie bei Professor Lörcher, in der Betonung der
durch das Terrakottamaterial bedingten Form

liegt. Die Modellierung des Kopfes, die Haltung
der Figuren ist bei diesen Arbeiten auf eine
große Linie gebracht. Es sind keine Schöpfun-
gen einer Modeströmung, sondern aus dem
porösen Material gewachsene Gestalten, die in
ihrer Zeitlosigkeit eine Parallele zu manchen
Arbeiten Laeugers darstellen. Es ist dasselbe
Wollen, nur auf anderem Wege. Die Figuren
Alfred Lörchers gehen den Weg einer Einfach-
heit, die nicht Strenge oder Kargheit ist, son-
dern gemessene Innehaltung eines grundlegen-
den Kanons von Bewegungen und Formen.
Sie sind mit Anmut schlicht und sprechen in
kleinen Formaten jedesmal einen echt plasti-
schen Gedanken aus. Das unterscheidet sie von
manchen modernen Keramiken, die trotz ihrer
Dreidimensionalität nicht von der Skulptur,
sondern von der Aquarellmalerei oder gar von
der Musterzeichnung herzukommen scheinen.

Wenn die Staatliche Majolika-Manufaktur
in früheren Jahren in erster Linie ein reines
Kunstinstitut war und ihre Aufgabe darin er-
blickte, neue Probleme in der Gestaltung kera-

XXXIV. Juli 1931. 7*
 
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