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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

DOI Artikel:
Neumann, Johannes: Über die Motivationen des Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0306

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Über die Motivationen des Künstlers

sächlich sein könnte. Zwischen dem ästhetischen
Eindruck, dem Treffen auf die ästhetische Struk-
tur und Verarbeiten in ihr und dem Formwer-
den im Werk waltet eine geschlossene Kette
von Motivationen.

Es könnte nun den Anschein haben, als sei
Bewußtsein im Gegensatz zur Struktur
gleichzusetzen mit dem Gegensatz Bewußt-
sein — Unbewußtes. Das ist nicht derFall.
Mit Recht hat man das Unbewußte das asylum
ignorantiae genannt. Gerade in der Kunstpsy-
chologie stößt man oft darauf, daß der Autor
psychische Prozesse, die sich seiner Erfassungs-
fähigkeit und seinen psychologischen Einsichten

entziehen, dem „Unbewußten" zuschreibt. —-
Als ob damit etwas erklärt wäre! Bedeutet es
doch zunächst nichts weiter als nicht-bewußt.

Die Struktur ruht und wirkt nicht nur im Un-
bewußten, sondern gibt dem Bewußtsein des
Künstlers auch eine spezifische Gerichtetheit.

Nur eine rationalistische Psychologie wird
nach Kausalketten suchen in dem Bemühen,
eindeutige Zusammenhänge von Ursache und
Wirkung festzustellen. Eine Strukturpsychologie
hingegen würdigt, daß in der spezifischen ästhe-
tischen Struktur des Künstlers seine Motivatio-
nen als causae finales wirken, die nicht ins grelle
Licht der Bewußtheit gezerrt werden müssen, j.n.

LOTHAR OTTO—MÜNCHEN. »SITZENDE« MARMOR
 
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