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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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Gottlieb, Aurelie: Der Maler Marc Sterlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0319

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MARC STERLING—PARIS GEMÄLDE »STILLEBEN«

DER MALER MARC STERLING

VON AURELIE GOTTLIEB

Auf dem etappenreichen Wege, der ihn vom die hervorstechendste Qualität Sterlingscher
orthodoxen Kubismus seiner Anfänge all- Kunst. Und die leichte Anmut seiner Kompo-
mählich zur Wirklichkeit zurückführte, ist Ster- sitionsweise, die seinem Schaffen, noch als es
ling nun zum Ziel gelangt. Seine letzten Bilder ganz in bildarchitektonischen Problemen be-
muten ganz „normal" an: Stilleben, in denen fangen war, einen Zug ins Spielerische gab,
die Gegenstände nicht Formelemente, sondern wirkt bestrickender jetzt, da sie mit konkreten
in ihrer Dinghaftigkeit so treu wiedergegeben Dingen spielt, als früher, wo sie sich mit ent-
sind, daß sie fast tastbar erscheinen, Blumen- wirklichten Schemen befaßte. Klarer kommt
stücke mit allem Reiz ihrer Zartheit ausge- auch jetzt seine intellektualistische Anlage zum
stattet, menschliche Figuren, die mehr sind als Ausdruck, denn stärkere Leidenschaftslosigkeit
nur Gestalt, ja, hin und wieder Porträts. Der erfordert es, kühl im Kontakt mit der Welt zu
Gegenpol konstruktivistischer Einstellung ist bleiben, als abgekehrt von ihr geometrischen
damit vollends erreicht. Spekulationen nachzuhängen.

Was diese radikale Wandlung glaubhaft und Wie Sterling kehren auch viele andere Jünger

ganz besonders interessant macht, ist die Tat- abstrakter Kunst zur Realität zurück. Als Symp-

sache, daß durch sie die Eigenschaften, welche tom eines neuen Zeitgeistes pflegt man diese

von Beginn an Wert und Sinn seiner Werke Erscheinung zu deuten. Der Mensch und nicht

ausmachten, nicht verloren gingen, sondern, im die Maschine soll fortab wieder Thema und

Gegenteil, gesteigert wurden. Seit je her war Maß der Kunst sein, heißt es. Von der einen

es die strahlende Farbe, die an seinen Bildern Richtung harmonisch in die andere mündend,

auffiel. Koloristische Kraft, die die Töne zu fein löst Marc Sterling in charmanter Weise die

abgestimmten Symphonien fügt, ist auch heute schroffe Gegensätzlichkeit beider Parolen. —
 
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