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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0015

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Überblick
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STADT HANNOVER

Baugeschichtlicher Überblick
Der Überblick umfaßt die gesamte baugeschichtliche Entwicklung der Stadt Hannover
und bezieht folglich auch den Inhalt des ersten Bandes der Denkmaltopographie der
Stadt Hannover mit ein. Er beschränkt sich im wesentlichen auf das durch den erhalte-
nen Bestand zu gewinnende Bild und nimmt insbesondere Bezug auf die im Verzeichnis
aufgelisteten Baudenkmale. Die großen städtebaulichen Entwicklungslinien sind nicht
Gegenstand dieser Darstellung. Sie sind im „Geschichtlichen Überblick“ enthalten, der
dem Band Stadt Hannover, Teil 1 vorangestellt ist (S. 13-22).
Die Kirchen der Stadt Hannover
Die Kirchen der Altstadt bis 1850
Die Kirchen der Hannoveraner Altstadt wurden sämtlich im Zweiten Weltkrieg stark zer-
stört. Mit Ausnahme der Aegidienkirche und der Nikolaikapelle, deren Umfassungswän-
de als Ruinen stehen, wurden sie aber in teilweise neuer Gestaltung wieder aufgebaut.
Romanische Kirchenbauten existieren in Hannover nicht. Die ältesten Bauteile sind die
Reste der zwischen 1250 und 1284 erbauten Nikolaikapelle, deren stehende Chorwän-
de um 1325 angebaut wurden. Die beiden ältesten Pfarrkirchen Marktkirche und Aegi-
dienkirche wurden in der ersten Hälfte des 14. Jh. als gotische Hallenkirchen anstelle
von romanischen Vorgängerbauten errichtet. Während der Chor und der wuchtige Ein-
zelturm der Marktkirche westfälische Einflüsse zeigen, geht das Langhaus des Back-
steinbaus wohl auf Lüneburger Vorbilder (St. Johannis) zurück. Von der Aegidienkirche
ist neben den Umfassungsmauern aus Bruchsteinquadern der 1717 von Sudfeld Vick
gebaute Westturm in seinem unteren Teil erhalten. Die dritte Pfarrkirche der Altstadt, die
Kreuzkirche, entstand 1320-33 als einschiffiger Hausteinbau.
Auch die 1666-70 als Hof- und Stadtkirche der Calenberger Neustadt gebaute Saalkir-
che St. Johannis erlitt schwere Kriegszerstörungen. Mit ihr kam zum ersten Mal in Nie-
dersachsen das protestantische Raumideal eines nicht hierarchisch gegliederten ein-
heitlichen Predigtraums zur Ausführung.
Letzter stadthannoverscher Kirchenbau bis zur Mitte des 19. Jh. ist die katholische Prob-
steikirche St. Clemens, die 1711 -18 nach Entwurf des Tomaso Giusti errichtet wurde.
Der Zentralbau auf griechischem Kreuzgrundriß ist einer der wenigen katholischen Ba-
rockkirchen im Kurfürstentum Hannover. Die am venetianischen Barock orientierte Ge-
staltung erfuhr im Rahmen des Wiederaufbaus sowohl im Innenraum als auch im Neu-
bau der ursprünglich nicht zur Ausführung gelangten Kuppel eine Umdeutung zu einer
stärker am römischen Barock angelehnten Bauweise.

Dorfpfarrkirchen und -kapellen
Im heutigen hannoverschen Stadtgebiet finden sich aus der Zeit vor 1850 noch sieben
Dorfpfarrkirchen eingemeindeter Orte.
Von den mit ihrer Gründung bis in das 13. Jh. zurückreichenden Dorfkirchen stehen aus
mittelalterlicher Zeit nur noch einige Bruchsteintürme (Bothfeld, Döhren, Kirchrode) so-
wie ein polygonaler Chor in Hainholz, um 1400. Ältester Bau ist die verputzte Bruchstein-
kirche von Wettbergen, die 1696 entstand. Die beiden Kirchen von Kirchrode (1782-84)
und Limmer (1787-91) sowie das 1826-28 von Hellner errichtete Kirchenschiff der
Hainhölzer Kirche sind ebenfalls verputzte Bruchsteinbauten, deren Innenraum jeweils
als Saal ausgebildet ist.
Barocke Saalkirchen des 18. Jh. befanden sich auch in Bothfeld, Döhren und Linden. Ein
neuromanischer Quaderbau von E. Wendebourg ersetzte 1910-12 die Bothfelder Kir-
che. Die Dohrener und Lindener Kirche wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nach Ent-
wurf von O. Bartning baute man 1949 St. Petri in Döhren als Notkirche auf; St. Martin in
Linden erstellte D. Oesterlen 1953-57 unter Einbeziehung des Turms von C.W. Hase
(1853/54).
Neben den Kirchen gab es in neun Dörfern Kapellen, von denen drei abgebrochen sind
(Badenstedt, Bornum, Wülfel). In Anderten, Groß-Buchholz und Ricklingen stehen klei-
ne Bruchsteinbauten aus dem 15. Jh., von denen die Anderter Kapelle seit 1954 eigene
Kirchenfunktion übernommen hat und durch einen Anbau erweitert wurde. Die seit etwa

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