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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0070

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STÖCKENERSTR.


Stöckener Friedhof, Lageplan, Garten- und Friedhofsamt der Stadt Hannover

Stöckener Friedhof
Ende der achtziger Jahre wurde östlich der
Stöckener Straße ein neuer Stadtfriedhof an-
gelegt, da der erst 1864 eröffnete Engesohder
Friedhof (vgl. 04 Südstadt) bereits zu dieser
Zeit stark belegt war. 1888 kaufte die Stadt ein
22,9 ha großes Gelände, und 1891 fand die er-
ste Beisetzung statt. Für die Erstellung der
Hochbauten war Paul Rowald verantwortlich,
die gärtnerische Anlage stammt von Julius
Trip.
Die in vereinfachter gotischer Form errichte-
ten Eingangsbauten sind symmetrisch mit ei-
nem Vorplatz angelegt. Mittelpunkt ist die auf-
ragende achteckige Kapelle mit einer von
zwei Türmen flankierten Vorhalle, an die sich
die Eingangsbögen anschließen. Im Winkel
von etwa 45° abknickend folgt beiderseits je
eine Leichenhalle. Ebenfalls aus dieser Zeit
sind die südöstlichen und südwestlichen Teile
der Friedhofsmauer sowie das Gärtnerhaus
an der Stöckener Straße. Ein Pavillon ist nach
Bothfeld versetzt (vgl. 22 Bothfeld, Luise-Blu-
me-Straße 1).
Der erste Abschnitt des Friedhofs zeigt die in
der 2. Hälfte des 19. Jh. übliche axiale Gliede-

Stöckener Friedhof, Urneninsel, 1901/02,
Gartenarchitekt J. Trip


Stöckener Friedhof, Grabstelle Madsack,
1933, Entwurf F. Höger


Stöckener Friedhof, Eingangsbauten mit Kapelle, um 1890, Architekt P. Rowald


rung mit barockisierenden Strukturelementen.
Die von der Kapelle ausstrahlende, von klei-
nen Platzfolgen unterbrochene Hauptachse
durchschneidet diagonal ein rechtwinklig sich
kreuzendes Wegesystem, das quadratische
Quartiere umschließt.
Bereits 1901/02 mußte der Friedhof um ca. 15
ha erweitert werden. J. Trip entschied sich
diesmal für eine Parkanlage, deren Mittel-
punkt ein großer Teich mit der „Urneninsel“
bildet. Den Anstoß zu dieser an den Masch-
park erinnernden Gestaltung mag der hohe
Grundwasserstand und damit verbunden der
Zwang zur Geländeaufschüttung gegeben ha-
ben. Das landschaftlich modellierte Gelände,
dessen Anteil an Baum- und Heckengruppen
und Wiesenflächen gegenüber den Grabflä-
chen stark anstieg, stellt als konsequent ge-
stalteter Parkfriedhof ein für Deutschland aus-
gesprochen seltenes Beispiel dieser Zeit dar.
Ein Parkteil mit einem klar strukturierten Weg-
ekreuz leitet zum älteren Abschnitt über. Trip
schuf hier einen zweiten Eingang, dessen
Bauten 1928 vom Stadtbauamt unter Ejkart
ausgeführt wurden (1985 abgerissen).
Eine zweite Erweiterung nach Nordosten um
etwa 13 ha wurde 1913/18 unter Stadtgarten-
direktor Hermann Kube vorgenommen, so
daß der Friedhof eine Gesamtgröße von etwa
50 ha erhielt.
Auf dem Friedhof stehen zahlreiche beacht-
liche Grabmäler, von denen hier zwei wegen
ihrer besonderen Gestaltung und der Bedeu-
tung des Entwerfers hervorgehoben seien:
1917 entwirft Bernhard Hoettger das Erbbe-
gräbnis Homeyer, das aus einer dreieckigen
reliefierten Grabplatte und zwei begleitenden
Stelen besteht, und 1933 entsteht die Graban-
lage für die Verlegerfamilie Madsack nach
Entwurf von F. Höger.
Bedingt durch die Anlage des Friedhofs einer-
seits und durch das unbebaute Maschgelände
der Leine andererseits ist die südliche Ausfall-
straßenbebauung auf einen schmalen Strei-
fen westlich der Stöckener Straße beschränkt
bis etwa in Höhe der Einmündung der Hogre-

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