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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0072

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Klosterkammer Hannover

Kloster Marienwerder, Konventgebäude von Süden


Landschaftspark „Hinüberscher Garten“


Das zu den fünf Calenberger Klöstern gehö-
rende Augustiner-Kloster Marienwerder geht
auf eine Stiftung des Konrad von Roden im
Jahr 1196 zurück, die zur Anlage eines „Mo-
nasterium Sanctae Mariae in Werdere“ auf
einer der heute nicht mehr erkennbaren Lei-
neinseln führte. Im 1200 geweihten Kloster lö-
sten 1216 Nonnen aus Obernkirchen die Mön-
che ab. Nach einem verheerenden Brand
1335 wurde die Klosteranlage schnell bis
1338 wieder aufgebaut. Zwar wurden die Ca-
lenberger Klöster 1542 durch die Klosterord-
nung der Herzogin Elisabeth reformiert; je-
doch erst 1620 kam es zur Säkularisation und
Umwandlung in ein evangelisches Damen-
stift, dessen Status heute noch besteht.
Klosterkirche, jetzt Pfarrkirche
Der weitgehend um 1200 entstandene, seit
1972 neu verputzte Bruchsteinbau ist eine
wohl ehemals dreischiffige, zweijochige Basi-
lika mit Querhaus, deren nördliches Seiten-
schiff nur im Fundament erhalten ist. Chor und
Ostseiten des Querhauses sind apsidial ge-
schlossen.
Das heutige Erscheinungsbild beruht vor al-
lem auf der Restaurierung durch Comperl und
Vogell 1858-61, bei der der Nonnenchor von
1476 entfernt wurde. Weitere Maßnahmen
waren unter anderem die rundbogige Erneue-
rung der Fenster, die Errichtung der südlichen
Nebenapsis auf vorhandenen Fundamenten
und des Dachreiters sowie der Einbau der
Emporen.
Die Ausmalung des Chores und die Glasfen-
ster entstanden kurz vor 1900. Mit Ausnahme
der qualitätvollen Kreuzigungsgruppe aus
dem Ende des 13. Jh. und den Grabplatten
des 14.-18. Jh. stammen die Ausstattungs-
stücke meist von Vogell, 1859.
Konventgebäude
Die Konventgebäude schließen sich südlich
an die Kirche an und bilden mit dieser ein ge-
schlossenes Viereck. Ältester Bauteil ist ein
mittelalterliches Kellergewölbe im Südflügel,
der ansonsten zusammen mit dem Westflügel
nach Brand von Vorgängerbauten 1688 als
eingeschossiger Fachwerkbau entstand. An
den massiven zweigeschossigen Ostflügel
von 1703/04 wurde ab 1721 winkelförmig
nach Osten ein weiterer Wohntrakt in gleicher
einfacher Gestaltung als verputzter Bruch-
steinbau mit sandsteingerahmten Rechteck-
fenstern angebaut.
Landschaftspark „Hinüberscher Garten“
In unmittelbarer Umgebung des Klosters legte
während seiner Amtszeit von 1761 -1784 der
Klosteramtsmann Jobst Anton von Hinüber ei-
nen der ersten deutschen Landschaftsparks
an, der in Hirschfelds „Theorie der Garten-
kunst“ (1782) als „eine der ersten Merkwür-
digkeiten“ in der Nähe von Hannover gerühmt
wird.
Der „Hinübersche Garten“ entstand auf dem
aus der Leineaue ansteigenden Dünengelän-
de und geht unmittelbar in das angrenzende
Quantelholz und die Leineaue über. Sein
nördlich der Garbsener Landstraße liegender
Teil ist heute als Friedhof umgenutzt. Die gärt-

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