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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0082

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Geschäftshaus Dohmeyers Weg 6 ist ein Zie-
gelbau mit reicher gotisierender Gliederung
und Dekor aus glasierten Formsteinen. Von
besonders anspruchsvollem Äußeren ist ein
Wohnhaus gegenüber dem Eilenriederand in
der Kleestraße (Nr. 11). Der verputzte Massiv-
bau hat ein vorkragendes Drempelgeschoß
aus Fachwerk. Fenstergewände und Balkon-
brüstungen sind aus Sandstein in spätgoti-
schen Formen. Die freie Gebäudeecke wird
durch einen helmbekrönten Eckerker, der auf
einem Sandsteinpfeiler aufsitzt, betont. Von
einfacherer Gestaltung ist dagegen das 1903
erbaute Fachwerkwohnhaus eines Holzhänd-
lers (Berckhusenstraße 10). An der Gabelung
der Scheidestraße und Kirchröder Straße ent-
stand um 1925 durch den Architekten Heinrich
Möll eine Wohn- und Geschäftshausgruppe
(Kirchröder Str. 106/07, Scheidestr. 12), die
der städtebaulich bedeutenden Situation in
besonderer Weise Rechnung trägt. Der Kopf-
bau schwingt konkav ein, im Erdgeschoß tritt
halbkreisförmig ein pavillonartiger Laden her-
vor. Seitlich werden die Bürgersteige unter Ar-
kaden hindurchgeführt, deren Stützen schwe-
re „dorische“ Säulen sind.

Bis 1900 hatte sich allmählich ein eigenständi-
ger Ortsteil Kleefeld an den fünf 1874 vorhan-
denen Straßen mit einer gemischten Bebau-
ung entwickelt, der sich nördlich der Kirchrö-
der Straße zwischen Eilenriede und Dohmey-
ers Weg und entlang der Berckhusenstraße
konzentrierte. Außerhalb dieses Bereichs la-
gen außer dem städtischen Rittergut die Bau-
ten einiger Sozialeinrichtungen, die sich seit
1872 in Kleefeld niedergelassen hatten.
Stephansstift (Kirchröder Straße 43-45)
1869 hatte - initiiert vom Vorstand des Evan-
gelischen Vereins die Arbeit der „Brüderan-
stalt Stephansstift“ eingesetzt, „welche junge
Männer für den berufsmäßigen Dienst christli-
cher Liebe („Innere Mission“) ausbildet und
entsendet“. Die erste Unterkunft in einer Woh-
nung in der Breite Straße wurde bald zu klein.
Nach der Schenkung eines Grundstücks an
der Kirchröder Straße wurde dort 1872 das er-
ste Gebäude der weitläufigen Anlage errich-
tet. Das Haupthaus (Nr. 45A) ist ein zweistök-
kiger gotisierender Ziegelbau, der 1873 bis
1877 um ein erstes Knabenhaus und ein Al-
tersheim in derselben Bauart mit Spitzbogen-

fenstern, Staffelgiebel, Maßwerkfriesen er-
weitert wurde. Diese weitgehend erhaltene
verwinkelte Gebäudegruppe ist die Keimzelle
des ausgedehnten Stiftsbezirks.
Nach dem Erwerb weiterer Grundstücke kam
ein neuer Bauschub mit dem 1878 erlassenen
preußischen Gesetz über die Zwangserzie-
hung verwahrloster Jugend, aufgrund dessen
die Zahl der zugewiesenen Jungen stark an-
stieg. Bis 1885 entstanden in axial-symmetri-
scher Ausrichtung sechs weitere kleine Häu-
ser, in denen nach dem Vorbild des Hambur-
ger „Rauhen Hauses“ jeweils zwei Knabenfa-
milien untergebracht waren.
Zur Symmetrieachse dieser Häuser als südli-
cher Abschluß quergestellt wurde 1895 die
von E. Hillebrand erbaute Kirche. Dem ein-
schiffigen neugotischen Backsteinbau sind an
den Langhausseiten je vier Seitenkapellen
angefügt, die mit eigenen Zwerchdächern am
Außenbau in Erscheinung treten. Fenster und
Portaleinfassungen sind in Sandstein ausge-
bildet. Dem weit vorkragenden Helm des
Westturms sind vier Ecktürmchen aufgesetzt.
Zu der Schule und den kleinen Handwerksbe-
trieben, die für die Erziehung der Jugendli-


Kleestraße 11, Wohnhaus, um 1900

Kirchröder Straße 6, Wohn- und
Geschäftshaus, um 1925, Architekt H. Moll

Kirchröder Straße 45 C-J, Stephansstift, „Knabenhäuser“, um 1880

Kirchröder Straße 44 A, Stephansstift, Festsaal, 1911/12,
Architekt E. Lorenz

Kirchröder Straße 44/45, Stephansstift,
Kirche, 1895, Architekt E. Hillebrand

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