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Twachtmann-Schlichter, Anke [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0083
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Hildesheim, Domhof 18-20, ehemaliges Fürstbischöfliches Palais, Bischöfliches Generalvikariat

gramm veranschaulicht anhand der zweige-
schossigen Bilderwand Stationen der christ-
lichen Heilslehre, also die Erlösung des Men-
schen durch den Kreuzestod Christi.
Ein weiteres Kleinod ist der schon im 14. Jh.
nach einem Sturz umgearbeitete Azelin-
Radleuchter aus der Mitte des 11. Jh. Im Laufe
der Jahrhunderte mehrfach restauriert und da-
durch Veränderungen unterworfen, erhielt er im
Langhaus der Kirche seinen Platz, nachdem er
1942 im Chorquadrat des Domes abgenom-
men wurde. In den achtziger Jahren des 20. Jh.
erfuhr der heute elektrifizierte Leuchter eine
Grundinstandsetzung.
Im westlichen Teil des nördlichen Kreuzgang-
flügels liegt die so genannte Katakombe. Dieser
mit eindrucksvollem Bruchsteingewölbe über-
spannte, möglicherweise aus dem 14. Jh.
stammende zweischiffige Raum ähnelt dem
sich östlich anschließenden, dem so genannten
Remter, Domhof 2. Es wird sich früher zweifel-
los um eine zusammenhängende Anlage ge-
handelt haben. Der Remter ist als einziger
Bauteil von der ehemaligen Domherrenschen-
ke, dem darüber liegenden Fachwerkhaus, er-
halten geblieben. Früher zeitweise als Wein-
lagerkeller genutzt, wurde er beim Wiederauf-
bau um 1980 in einen Neubau integriert und
lässt noch heute seine frühere Funktion erah-
nen. Ähnlich der „Katakombe“ tragen auch hier
mächtige Pfeiler die Bruchsteingewölbe und
schaffen so den zweischiffigen Raum.

Großer Domhof
Das ehemalige fürstbischöfliche Palais Domhof
18-20 nimmt durch seine exponierte Lage, es
liegt dem Westriegel des Domes gegenüber,
sowohl auf das Straßenbild wie auch auf die
Gestaltung des Platzes Einfluss. Es trennt
sozusagen optisch beide Domhöfe und führt
quasi den langgestreckten Baukörper des Do-
mes im Westen fort. Das bis zu seinem Abriss
im Jahre 1840 den Dom und das Palais über
drei Bogenstellungen verbindende Brückenge-
bäude unterstrich die Teilung in den Kleinen und
Großen Domhof. Der Kleine Domhof nach
Süden soll auch als Begräbnisstätte genutzt
worden sein.
Fürstbischof Clemens August (1724-61) ließ auf
älteren Vorgängerbauten die Residenz nach
einem Entwurf Justus Wehmers 1728-1753
ausbauen. Bereits unter Bischof Hezilo (1054-
79) soll auf den Fundamenten des unvollende-
ten Azelin-Domes an dieser Stelle ein Bischofs-
hof errichtet worden sein. Seit 1974 ist das
Palais, in dem sich zuletzt das Landgericht
befand, wieder Sitz der Verwaltung des Bi-
schöflichen Generalvikariates. Der schlichte,
rechtwinklig angelegte Baukörper ist als
dreigeschossiger Massivbau mit regelmäßiger
Eckquaderung ausgeführt. Lediglich die Fens-
teröffnungen im ersten Geschoss sind gesims-
artig bekrönt, durchgehend sind sie mit einem
schlichten Gewände eingefasst. Die sonst
schmucklose Fassade wird durch die beiden
Portale belebt. Bekrönt wird das von einem
dorischen Pilasterpaar gerahmte Hauptportal

im gesprengten Dreiecksgiebel mit dem Wap-
pen des Fürstbischofs Clemens August. Das
einfacher gestaltete Portal im Südflügel des
Hauptgebäudes ist mit einem geohrtem Ge-
wände, glattem Architrav und Kranzgesims
versehen. Die Vordergebäude brannten 1945
aus, so dass die reiche Innenausstattung un-
wiederbringlich verloren ging. In der Mitte der
dreißiger Jahre des 20. Jh. fand an der rück-
wärtigen Seite des Gebäudes nach Westen und
in den fünfziger Jahren eine Erweiterung an der
Straßenseite nach Norden statt, deren Fassade
sich dem Stil des Hauptgebäudes anpasst.
Nordwestlich des Westriegels auf dem Großen
Domhof fand das vormals in der Mitte des
Hofes mit seinem alten Baumbestand platzierte
Bernwarddenkmal seinen Platz. Geschaffen
wurde die Bronzestatue des Bischofs 1893 von
dem Bildhauer Ferdinand Hartzer. Das Denkmal
steht heute anstatt des ursprünglich ausge-
führten neuromanischen Unterbaus auf einem
niedrigen Sandsteinsockel.
Gegenüber des Bernwarddenkmals, nördlich
des bischöflichen Palais, entschloss man sich
nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrie-
ges zu einer vollständigen Neubebauung des
Domhofes 21-22. Die heutige Gebäudeerwei-
terung nach Norden nimmt keinerlei Rücksicht
auf die vormals kleinteilige Bebauung, hält sich
aber bei der Fassadengestaltung an das
Hauptgebäude. Einzig verbliebenes Relikt ist
das Portal des ehemaligen Hauses Domhof 22,
das nördlich auf das Nachbargrundstück
Domhof 23 versetzt wurde und eingebunden ist

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