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Twachtmann-Schlichter, Anke [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0090
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Hildesheim, Domhof 16

Hildesheim, Domhof 17


Als einst aufwändig gestalteter und bis heute
trutzig wirkender Massivbau aus Naturstein-
quadermauerwerk präsentiert sich das westlich
anschließende, dreigeschossige Gebäude
Domhof 15 mit der Traufseite zum Platz. Der
Bauherr, Th. Pistorius, ließ es nach einem der
Neuromanik verpflichteten Entwurf von Richard
Herzig 1898 als Bankgebäude neu errichten.
Handwerklich außergewöhnlich ist die Gestal-
tung im Erdgeschoss: Mit Tier- und Blattwerk-
kapitellen versehene Marmorsäulen tragen stili-
sierte florale Friese im Rundbogen des Ein-
ganges und der Fenster. Beim Umbau im Jahr
1958 verzichtete man auf den Erker und die die
Fenster umrahmenden Rundbögen nebst der
eingestellten Dreiviertel-Säulchen. Einziges de-
koratives Element ist das Rankenband des
Gesimses.
Gleichfalls im Auftrag von Pistorius entwarf
Wieling 1887 das Gebäude Domhof 16 als pri-
vates Wohnhaus im historistischen Stil. Die drei
Geschosse des 1945 kaum zerstörten und
reich stuckierten Massivbaus weisen unter-
schiedliche Gliederungsformen auf: Das Erdge-
schoss ist durch Scheinquaderung und Rund-
bogenfenster gekennzeichnet. Im ersten Ober-
geschoss schließen die Fenster mit Segment-
giebeln ab, im zweiten Obergeschoss sind die
Fenster nur noch mit schlichten Verdachungen
versehen.
Das 1901 unter Verwendung des Ober- und
Dachgeschosses der früher hier gelegenen so
genannte Pfaffenbäckerei errichtete Gebäude
Domhof 17, ehemals Kurie von Kirsberg, erhielt
einen verputzten Unterbau in Fachwerk. Profi-
lierte Sandsteingewände rahmen bei diesem
historisierenden Neubau sowohl die Tür wie
auch die dreiteiligen Fenster der beiden Unter-
geschosse. Das Haus wurde unter Verwendung
von Teilen des Vorgängerbaus neu erbaut, dazu
gehören auch die beiden Reliefplatten seitlich
der Portallaibung, eine Mondsichelmadonna
und das domstiftische Wappen. Dazwischen
befindet sich im Scheitelstein die inschriftliche
Datierung „1901“. Über profilierten Knaggen
kragen das Fachwerkobergeschoss und der
steile Halbwalm jeweils stark hervor.
Zahlreiche Handwerkerbetriebe, wie beispiels-
weise die Pfaffenbäckerei, siedelten innerhalb
der Domfreiheit, gehörten keiner Zunft an und
zahlten keine Abgaben an die Stadt. Sie ver-
äußerten ihre Waren aber auch außerhalb des
Dombereiches. Die daraus resultierende
Konkurrenz mit den in der Stadt ansässigen
Handwerkern war der Grund häufiger Ausein-
andersetzungen zwischen Stadt und Domkapi-
tel.

Bernwardsmauer
Mit dem Bau der nach ihm benannten Mauer
orientierte sich Bischof Bernward (993-1022)
nicht an der anscheinend vorhandenen karo-
lingischen Mauer, sondern an den topografi-
schen Gegebenheiten. Um 1000 wurde der
circa fünf ha große Dombezirk von der mit
Türmen verstärkten und aus Sandsteinquadern
errichteten so genannten Bernwardsmauer

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