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Twachtmann-Schlichter, Anke [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0136
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Hildesheim, Treibestraße 2, St. Augustinus-Schule



Die ehemalige ev. Volksschule, Treibestraße 2,
ist ein aus dem Historismus stammender,
dreigeschossige Massivbau aus rotem Ziegel-
sichtmauerwerk. Er wurde nach dem Entwurf
des Oberstadtbaurates Gustav Schwartz 1905
errichtet. Nach kurzer Zwischennutzung als
Lazarett im Zweiten Weltkrieg wird das
Gebäude bis heute als kath. St. Augustinus-
Volksschule genutzt. Gegliedert ist das drei-
geschossige Gebäude durch verschiedene
Elemente, wie Risalite, Ecktürmchen und Zie-
gelziersetzungen. Rundbogenfenster und
Scheinarkaturen betonen das zweite Oberge-
schoss. Lediglich der Südwestflügel des Ge-
bäudes fiel den Zerstörungen 1945 anheim,
konnte aber bereits 1950 in vereinfachten
Formen wiederhergestellt werden. Trotz des
hier verwandten neoromanischen Stiles kann
Schwartz als Vertreter der „Hannoverschen
Schule“ und ehemaliger Schüler Hases gelten.
Obwohl das Mutterhaus der Kongregation der
Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von
Paul in Hildesheim, Neue Straße 16, bis auf die
Grundmauern 1945 ausbrannte, blieb das sehr
massive Mauerwerk des Hauses erhalten. 1950
errichtete der Architekt W. Fricke, Hannover,
unter Einbeziehung älterer Reste des ursprüng-
lich von 1897 stammenden Vorgängerbaues,
den heutigen U-förmigen Baukörper nebst An-
bauten. Aufgrund einer veränderten Parzellen-
struktur konnten die beiden südlichen Flügel
des risalitartig angelegten Mittelbaus beim
Wiederaufbau verbreitert werden. Die gesamte
Anlage wird durch einen weiteren, westlichen
Flügel, Hückedahl 10, ergänzt. Indem man im
Erdgeschoss einen offenen Kolonadengang zur
Straßenseite einrichtete, war nach veränderten
Parzellenzuschnitten eine Nutzung als Gehweg
möglich. Der dreigeschossige Mittelteil des
Hauptgebäudes wird ebenfalls durch zwei sich
nach Norden erstreckende Anbauten erweitert.
Schon das Äußere des westlicheren Flügels
verweist auf die Nutzung als Kapelle. In diesem
Gebäudetrakt befindet sich im Erdgeschoss
außerdem das Refektorium. Weitgehend in
seiner Bausubstanz erhalten, findet der das

Hildesheim, Neue Straße 16, Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul

Hildesheim, Neue Straße 16, Blick von Nordosten auf die Kapelle


gesamte Erdgeschoss einnehmende Raum im
Osten einen apsidialen Abschluss. Lediglich
Gurtbögen und Pfeiler teilen den Raum in drei
Abschnitte: den mit Kreuzgraten gewölbten
Eingangsbereich, den großen Speisesaal und
den anschließenden, eingezogenen Rechteck-
chor. Der Raumeindruck steigert sich durch ein
den mittleren Teil alles beherrschendes Stern-
gewölbe, abgefangen von einem mächtigen
Mittelpfeiler. Das Äußere des Flügels zeigt noch
Hinweise auf die ursprünglich am gesamten
Gebäude eingesetzten Rundbogenfenster. Die
südlichen Flügel und den Mittelteil des Haupt-
gebäudes verbinden als Zwickel zwei einge-
schobene Rundbauten. Wie eine Reminiszenz
an das Barock wirkt das Eingangsportal an der
Südseite des Mittelrisalits. Stilisierte Voluten
rahmen das Oberlicht. Bekrönt wird dies durch
das Ordenswappen der Barmherzigen Schwes-
tern. Im zweiten Geschoss nimmt ein qua-
dratischer Turm die Betonung der Mittelachse
auf und findet seinen Abschluss in Form einer
oktogonalen Laterne. Wiederholung findet die
Betonung der Mittelachse im Eingangsportal
der Straße, dessen hohe Holztüren und das

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