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Twachtmann-Schlichter, Anke [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0143
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Hildesheim, Brühl 21-31, Straßenansicht


das Äußere als auch das Innere des Hauses
betreffend, sind die Eingänge nur noch frag-
mentarisch erkennbar. Der südlich liegende
Eingang wurde zugemauert und durch ein
Fenster ersetzt, auf der nördlichen Seite ist eine
doppelflügelige, klassizistische Haustür einge-
lassen. Bis zu diesen Veränderungen erhielt
man wahrscheinlich durch den südlichen Ein-
gang Zugang zu Hof und Keller, während über
den nördlichen Eingang das Obergeschoss
erschlossen wurde. Erhalten sind über den Ein-
gängen zwei Wappenschilde mit Inschriften.
Das Wappenschild im nördlichen Fassadenteil
zeigt eine Darstellung des Heiligen Kreuzes mit
seitlicher Inschrift „1503“. Neben dem südlich
gelegenen männlichen Brustbild, vermutlich
das Porträt des Erbauers, steht eine Inschrift in
gotischen Minuskeln: Christofferus Henemann
Canonicus Ecclesie Sancte Crucis Me Fieri
Fecit. Anno. Domini 1503.
Farbig gefasste Knaggen, Spiegelquader und
verkröpftes Gesims bestimmen das Erschei-
nungsbild der Fassade. Bei der Untersuchung
der Windbretter durch den Fachbereich Res-
taurierung der Fachhochschule Hildesheim/
Holzminden/Göttingen konnten verschiedenen
Farbschichten nachgewiesen werden. Ur-
sprünglich handelte es sich um eine Bemalung
in Grisailletechnik, das heißt, in einer in blau-
grauen Tönen gehaltenen, floral-ornamentalen
Malerei.
Die Gebäude im Brühl 21-29 zeichnen sich fast
ausnahmslos durch zwei- bis dreigeschossige
traufständige Fachwerkbauten mit Sandstein-
sockel und Treppen im Eingangsbereich aus.

Die rückwärtigen Bereiche der Höfe und Gärten
zeigen historische Nebengebäude wie Werk-
stätten und Stallungen. Südlich zur St. Gode-
hardikirche ist das Gelände abfallend.
Dem dreigeschossigen Haus Brühl 21 ist ein
zweigeschossiger Verbindungsbau mit über-
bauter Tordurchfahrt nördlich angeschlossen.
Innerhalb des Fachwerkgefüges zeigen sich zur
Straßenseite gekuppelte Ständer. Mit dem
schlichten und für das beginnende 19. Jh. typi-
schen Fachwerkaufbau der Trauffassade geht
die Datierung des Dachstuhles, wahrscheinlich
um 1800, konform. Das heutige Zwerchhaus
geht auf einen modernen Dachgeschoss-
ausbau zu Wohnzwecken zurück. Die früher
zusätzliche landwirtschaftliche Nutzung der
Gebäude zeigt sich noch heute durch einen
hofseitig errichteten ehemaligen Stall mit
Remise, als eingeschossiger Fachwerkbau mit
Satteldach ausgeführt. Im östlichen Teil ist ein
Gewölbe mit Unterfangböden aus geschlämm-
ten Ziegeln erhalten.
Das vermutlich aus der 1. Hälfte des 18. Jh.
stammende Nachbarhaus Brühl 22 weist mit
seinem steilen Dachwerk, der historischen
Befensterung und der spätklassizistischen
Haustür mit Oberlicht einen vergleichsweise
hohen Zeugniswert auf. Brühl 23 und 24 sind
zum Teil im Laufe der Zeit erheblich verändert
worden. Vielleicht selben Entstehungsur-
sprungs, möglicherweise des 18. Jh., sind bei
Nr. 23 durch das aufgesetzte zweite Ober-
geschoss aus dem 2. Drittel des 19. Jh. die
Proportionen deutlich verschoben.

Vermutlich aus der 2. Hälfte des 16. Jh. stammt
der zweigeschossige Fachwerkbau Brühl 25
mit einem niedrigen Zwischengeschoss und
einem asymmetrisch angelegten Eingang. Auch
dieser war entsprechenden baulichen Verän-
derungen unterworfen, lässt aber noch im
Obergeschoss profilierte Knaggen erkennen. In
seinem Kern enthält Brühl 26 wohl Bauelemen-
te aus der 2. Hälfte des 17. Jh.
Ausdruck seiner Zeit ist der im typischen For-
mengut der Jahrhundertwende um 1900 errich-
tete, dreigeschossige Rohziegelbau Brühl 27,
der die Reihe der Fachwerkbauten sowohl in
der Materialwahl wie auch in der Höhe unter-
bricht. Rhythmisiert wird die schlicht gehaltene
Fassade des Wohn- und Geschäftshauses
lediglich durch Geschossbänder und Sohl-
bänke aus glasierten Ziegeln. Das mit seinen
gekoppelten Ständern in das frühe 19. Jh. zu
datierende zweigeschossige Fachwerkgebäude
Brühl 28 weist unter anderem mit seinem über-
proportionierten Zwerchhaus eine jüngere
Überformung auf.
Auffallend wirkt der nördlich gelegene zwei-
geschossige Baukörper Brühl 29 mit mehrfach
leicht auskragenden Geschossen bis in den
Giebel des relativ großen Zwerchhauses. Süd-
lich auf der Stockschwelle des ersten Oberge-
schosses weist eine Inschrift mit der Jahreszahl
„1694“ auf das mögliche Entstehungsdatum
des Hauses hin, dessen Erdgeschoss allerdings
durch spätere Veränderungen Ende 19,/Anfang
20. Jh. gekennzeichnet ist. Eben aus dieser Zeit
stammt auch die gründerzeitliche Tür.

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