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Twachtmann-Schlichter, Anke [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0194
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Hildesheim, Große Venedig 17a, ehemaliger Wirtschaftstrakt



Das Wohnhaus Lucienvörder Straße 10, eben-
falls von Heinrich Mestmacher 1906 geplant
und gebaut, dokumentiert diese bewusste
Abkehr und eine Neuinterpretation sowie
Mischung historischer Bauformen.
Als eines der ältesten Gebäude auf der Großen
Venedig ist das Haupthaus der ursprünglich
dreiflügeligen Anlage anzusehen, heute Hum-
boldtstraße 10. Bereits um 1825 ließ sich
Werner Graf von Görtz-Wrisberg dieses
Stadthaus im Landhausstil an der Großen
Venedig errichten. Der verputzte Massivbau ist
mit seiner repräsentativen Schauseite zur
Großen Venedig ausgerichtet, hier befand sich
auch die ehemals zweiläufige Freitreppe des
Haupteinganges. Dieser wurde bereits bei
einem Umbau im Jahre 1902 an die heutige
Nordseite verlegt. Beherrscht wird die Südseite
von dem risalitartig gestalteten Zwerchhaus,
das sich auf der Nordseite schlichter gehalten
wiederholt. Fensterachsen und Gesimsbänder
sowie ein profiliertes Traufgesims rhythmisieren
das Gebäude, zusätzlich gliedern Lisenen mit
waagerechtem Fugenschnitt die südwestliche
Fassade. Im Inneren wurde das Gebäude im
20. Jh. durch den Einbau von Wohnungen
verändert.
Von der einst hufeisenförmigen Anlage mit
Haupthaus und den flankierenden Wirtschafts-
gebäuden Große Venedig 17a hat sich lediglich
der nördliche Wirtschaftstrakt erhalten. Das
südliche Hof- und Stallgebäude musste der
1904 entstandenen Humboldtstraße weichen,
wodurch der Charakter des Ehrenhofes ver-
loren ging. Das noch verbliebene nördliche
Gebäude ist heute zum Wohnhaus umgebaut.
Gegliedert wird der langgezogene rechteckige
Baukörper mit Mansarddach durch die Fenster-
achsen und die große Wageneinfahrt zum Hof.
Die nach 1900 entstandenen Gebäude der neu
angelegten Humboldtstraße nahmen ebenfalls
deutlich die Formulierungen des Fassadenwett-
bewerbes auf und präsentierten sich im ver-
meintlich historischen Formenkanon. So ist in

Hildesheim, Humboldtstraße 2-4

Hildesheim, Humboldtstraße 5 und 6


dem 1901 errichteten Wohnhaus Humboldt-
straße 2 des Maurermeisters August Klapprott,
der auch für den Entwurf verantwortlich zeich-
nete, deutlich eine Hinwendung an romanische
Formen festzuhalten: Rundbogenfenster mit
eingestellten Säulchen und Würfelkapitellen, die
sich zum Teil als Zwillings- und Drillingsfenster
zur Straßenseite präsentieren, lockern die
Fassade auf.
Humboldtstraße 3, wurde ebenfalls in Anklän-
gen an die geforderten „altdeutschen tradi-
tionellen Formen“, besonders der Gotik und der
Renaissance, als zweigeschossiger verputzter
Massivbau mit Drempelgeschoss und Zwerch-
haus aus Fachwerk errichtet. Beide leicht
vorkragend, sind sie mit profilierten Decken-
balkenköpfen, Füllhölzern und Fächerrosetten
versehen. Stuckgirlanden begleiten das umlau-
fende Gesimsband unterhalb der Fenster.
Diese Art freistehender Villen mit einer durch
Fachwerk aufgelockerten Fassade ist typisch
für die Fassadengestaltung der Humboldt-
straße und prägt das Straßenbild vor allem im

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