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Twachtmann-Schlichter, Anke [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0227
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und mit einem turmartig ausgebildeten fünften
Geschoss versehen, betonen die Straßen-
mündungen und heben die städtebauliche
Dominante hervor. Horizontal gegliedert wird
der Komplex durch umlaufende Gesimsbänder,
den starken waagerechten Fugenschnitt der
Wandflächen zwischen den Fenstern sowie
durch die noch zum Teil erhaltenen Sprossen-
fenster. Bei den Risaliten mit mittigem Eingang,
beispielsweise an der Orleansstraße, wird die
Mittelachse durch die Fensterverdachungen
und seitliche Ornamentik strukturiert. Desglei-
chen betonen seitliche Ornamente der Fenster
die verbleibenden Eingangsachsen. Die leicht
zurückliegenden Eingänge werden im Relief der
Fassadenabwicklung durch Oberlichter und
hohe Scheitelsteine hervorgehoben.
Eine durchaus heterogene Bebauung zeigt sich
im weiteren Verlauf der Goethestraße. Re-
präsentativ in der Ausbildung und differenziert
in Grund- und Aufriss ist das Wohn- und
Geschäftshaus Goethestraße 9 mit seiner his-
torischen Einfriedung, das im Jahre 1924 für
den Zeitungsverleger Schneider vom Architek-
ten Karl Murke errichtet wurde. In seiner
Gestaltung entspricht der zweigeschossige ver-
putzte Massivbau mit ausgebautem hohen
Mansardwalmdach nicht der ansonsten offenen
Blockrandbebauung dieses Viertels, sondern
erinnert eher an die gründerzeitliche Villenarchi-
tektur. Strukturiert wird der Baukörper zur
Goethestraße vor allem durch den vorspringen-
den Mittelrisalit mit geschweiftem Giebel, den
vor allem die unterschiedlichen Fensterformen
gliedern und dem im Grundriss polygonalen
Erker zur Lessingstraße. Pilaster dienen der
Wandgliederung bzw. betonen die Gebäu-
deecken der repräsentativen südlichen und
östlichen Fassaden. Anklänge an den Heimat-
stil findet man dagegen bei dem zweigeschos-
sigen Gebäude Goethestraße 2 (von 1910), das
zum Teil in Zierfachwerk gehalten ist. Bei-
spielhaft für die Variationsbreite der Fassa-
dengestaltung dieses Viertels ist das im reichen
Formenkanon des Jugendstils von dem Archi-
tekten W. Breul 1903 für den Bildhauer Karl
Schlandri entworfene dreigeschossige Wohn-
haus Goethestraße 75. Auch das Mehrfamilien-
haus Orleansstraße 64, das in historistischer
Formensprache nicht nur Architekturmotive der
Renaissance und der Gotik in freier Form ver-
wendet, bringt Elemente des Jugendstils ein,
beispielsweise die dekorativen Stuckelemente
des Mittelrisalites und der geschweifte Giebel
des Zwerchhauses. Bemerkenswertes Detail ist
der Abschluss des turmartigen Runderkers,
das durch den raffiniert geschwungenen
Einschnitt in die Gebäudeecke den Eindruck
einer Verdachung erweckt. Bossierte Natur-
steine gliedern den Baukörper, vor allem Erker
und Eingang. Der prächtige Bau wurde 1903
vom Maurermeister Sommer für J. Heseler
gebaut.
Als Pendant zur Goethestraße 9 und in unmit-
telbarer Nachbarschaft zur Elisabethschule
zeigt sich als weiteres prägendes Element des
Straßenbildes das 1925 durch die Reichsbank
errichtete dreigeschossige Wohnhaus Lessing-
straße 5. Die Fassaden der Nord-, West- und
Südseite erhalten durch die erkerähnlichen

Hildesheim, Goethestraße 9



Hildesheim, Goethestraße 2

Hildesheim, Goethestraße 75


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