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Twachtmann-Schlichter, Anke [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0271
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ein Torhaus und eine Vorhalle an. Nach dem
Abriss der für die Zisterzienser typischen Tor-
anlage entstand die heutige Kapelle. Jetzt ver-
weisen lediglich die barocken Torpfeiler und der
an der südlichen Kapellenwand verbliebene
Durchgang auf die ehemals großzügig gestalte-
te mittelalterliche Toranlage.
Ursprünglich als Wallfahrtskapelle im Jahre
1792 durch Abt Günther errichtet, diente sie
bereits seit 1830 der evangelischen Gemeinde
Marienrode-Neuhof als Pfarrkirche. Das Äußere
der kleinen Saalkirche wird vor allem durch das
Bruchsteinmauerwerk, den verschieferten Gie-
bel im Westen und den Dachreiter der Zister-
zienser geprägt. Der 3/8 Chorschluss wird
ebenso wie die Gebäudekanten im Westen
durch eine auf Sicht gearbeitete Zahnschnitt-
Quaderung mit Sandsteinblöcken hervorgeho-
ben. Schlichte Rahmungen der Fenster und
Portale aus Sandstein sind die einzigen
Schmuckelemente des ansonsten schlicht
gehaltenen Außenbaues. Der Außenputz wurde
dem Zeitgeschmack entsprechend zwischen-
zeitlich entfernt. Drei rundbogige Nischen glie-
dern die Westseite aus Werkstein. Sie waren
wohl für die Aufnahme von Figuren vorgesehen.
Über dem Eingangsportal an der Südseite ist im
Sturz die Inschrift angebracht: „ANO 1792
TEMPLUM HOC IN HONOREM S. S. MARTY-
RUM COSMAE ET DAMIANI EX FUNDAMEN-
TE RESUSCITATUM SURREXIT“ (Im Jahre
1792 hat sich dieses Gotteshaus zu Ehren der
hll. Märtyrer Cosmas und Damian aus den
Fundamenten von Neuem erhoben).
Das Innere wird beherrscht vom Kanzelaltar im
Osten und der Orgelempore im Westen. Beide
Ausstattungsstücke bilden ein spannungsrei-
ches Miteinander. Ist die Orgel noch Ende des
18. Jh. mit dem Bau der kleinen Kirche ent-
standen, so ist der Kanzelaltar aus Holz mit
dem Umbau zur evangelischen Kirche verbun-
den und in das Jahr 1835 zu datieren.
Dem christlich-kulturellen Engagement des
Ordens ist auch die Gründung der nahe gele-
genen Schule zu verdanken. Am 12. Oktober
1716 stiftete der Konvent unter Abt Niward den
Schulbau an der Egloffsteinstraße 2. Der zwei-
geschossige, recht schlichte Bruchsteinbau
unter Walmdach schließt sich im äußeren
Erscheinungsbild den Ökonomiegebäuden des
Klosters an.
Die Grabstelle der Baronin Henriette von
Beaulieu-Marconnay, geb. Freiin von und zu
Egloffstein, die in zweiter Ehe mit Carl Baron
von Beaulieu-Marconnay verheiratet war, und
ihrer drei Töchter, Egloffsteinstraße, liegt west-
lich der Kapelle versteckt hinter der Kloster-
mauer und unter Bäumen. Bekannt wurde die
Familie durch ihre Zugehörigkeit zum Freundes-
kreis Goethes, vor allem aber durch die Malerin
Julie Gräfin v. Egloffstein (1792-1869), die unter
anderem auch Porträts von Johann Wolfgang
Goethe schuf.
Im Zusammenhang damit ist auch der Beau-
lieustein zu nennen, der zum 50jährigen Dienst-
jubiläum des Hildesheimer Ehrenbürgers und
Oberforstmeisters Carl Baron von Beaulieu-

Marienrode, Ev. Kapelle St. Cosmas und Damian, Blick zum Altar


Marienrode, Egloffsteinstraße, Grabstelle der Baronin Henriette von Beaulieu-Marconnay


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