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Sänger, Falk-Reimar [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 21): Landkreis Lüchow-Dannenberg — Braunschweig, 1986

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https://doi.org/10.11588/diglit.44260#0083
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Nach 1900 sind in der Langen Straße kaum
noch Neubauten entstanden. Allerdings wur-
den die Häuser umgenutzt und dementspre-
chend verändert. Teilweise wurden schon seit
Beginn des 19. Jh. neue, dem Zeitgeschmack
entsprechende Fassaden wesentlich älteren
Gebäuden vorgesetzt. Vereinzelt haben Fas-
saden auch einen Behang aus modernen
Kunststoffmaterialien, so daß die Gebäude-
struktur nicht immer klar zu erkennen ist. Von
diesen wenigen Störfaktoren abgesehen, hat
die Lange Straße ihr vom frühen 17. bis ins 19.
Jh. hinein gewachsenes Bild behalten.
AM MARKT
Den Mittelpunkt der Stadt Dannenberg bildet
der schmale längsrechteckige Marktplatz, der
sich in nordost-südwestlicher Richtung er-
streckt und die Lange Straße mit der Marsch-
torstraße verbindet. Zugleich werden von hier
aus Kirchplatz und Amtsberg erschlossen. Die
dadurch entstehenden Blickbeziehungen zum
Waldemarturm und zur Stadtkirche St. Johan-
nis machen die Situation unverwechselbar.
Während an den Stirnseiten des Platzes je ein
großes Grundstück liegt, entspricht die Par-

zellenstruktur der Längsseiten mit ihren
schmalen tiefen Streifen derjenigen der Lan-
gen Straße. Die Bebauung besteht hier über-
wiegend aus giebelständigen Fachwerkhäu-
sern, deren ältestes (Nr. 9) ein ehemaliges
Kaufmannshaus mit Mittellängserschließung,
Zwischengeschoß, Bergestock und knaggen-
getragenen Fassadenauskragungen ist. Sei-
ne Lage läßt vermuten, daß es noch aus der
Wiederaufbauphase nach dem Stadtbrand
von 1583 stammt. Während das gegenüber-
stehende Rathaus, ein schlichter zweige-
schossiger, traufständiger Gefügebau von
1780, sich in die übrige Randbebauung ein-
fügt, wird der Platz vom Ratskeller (Nr. 1) an
der südwestlichen Schmalseite optisch be-
herrscht. Der zwei- und dreigeschossige mas-
sive Putzbau mit geschoßübergreifender Pila-
stergliederung wurde im Jahre 1907 nach
Brand seines Vorgängers errichtet. Die ge-
genüberliegende Platzseite wird von einem
großen zweigeschossigen Gefügebau einge-
nommen, der im frühen 19. Jh. als Amtsrich-
ter- und Sekretärwohnung errichtet worden
war. Schlichte Neubauten aus den fünfziger
und sechziger Jahren unseres Jahrhunderts
ersetzen auf der Südwestecke des Platzes die
1945 zerstörten Häuser.

AN DER KIRCHE
Nördlich der Einmündung der Marschtorstra-
ße in den Markt schließt sich der Kirchplatz an,
auf dem die Dannenberger Stadtkirche St.
Johannis ohne Bezug zur heterogenen Rand-
bebauung frei steht. Der unregelmäßige Zu-
schnitt des Platzes ist vor allem darauf zurück-
zuführen, daß das Hausgrundstück Am Markt
Nr. 8 offenbar nachträglich von ihm abgeteilt
wurde. An der Südseite der Kirche ergibt sich
dadurch eine Verengung.
Der Kirchplatz diente bis ins beginnende 19.
Jh. als Begräbnisstätte, wurde dann aber vom
Kirchhof bei St. Annen und ab 1816 durch den
Dannenberger Stadtfriedhof bei Lüggau ab-
gelöst. Die Randbebauung bestand ursprüng-
lich nur aus Gefügebauten, die vielfach kirchli-
chen Zwecken dienten (Pastor- und Kantor-
wohnung etc.). Diese Gebäude sind heute fast
alle verschwunden.
Ein kleines, fast schmuckloses Bürgerhaus
hat sich dagegen in dem zweigeschossigen
traufständigen Gefügebau Nr. 6 unverändert
erhalten. Es wurde im Jahre 1800 durch den
Amtszimmermeister Reinecke für den Land-
chirurgus Rokohl erbaut.

Dannenberg, An der Kirche 6,1800, Amtszimmermeister Reinecke

Dannenberg, Am Markt 7, frühes 19. Jh.

Dannenberg, Am Markt 1,1908,
Architekt Carl Gruber

Dannenberg, Lange Straße 18, 1609

Dannenberg, An der Kirche 8


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