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nach Hahnenberge wurde im Jahre 1855 be-
gonnen und mußte teilweise auf einem hohen
Damm geführt werden. Die früheste Bebau-
ung im heutigen Ortsteil Hahnenberge be-
gann bald nach 1800, nahm aber erst gegen
Ende des Jahrhunderts mit der Errichtung der
Gewerbebetriebe seinen entscheidenden
Aufschwung. Die sehr lockere und lückenhaf-
te Bebauung hat sich bis heute weiter ausge-
dehnt und wird zusätzlich durch die großen
Anlagen der Sägewerke sowie durch den Eis-
kellerberg und den Schützenplatz unterbro-
chen. Charakteristisch für die Zeit um 1900
sind die Fachwerkwohnhäuser Hahnenberger
Straße 16, 57 und 60.
Die Springstraße war schon um 1800 an ihrem
Anfang mit einigen Gebäuden besetzt. Hier-
von sind nur die Häuser Nr. 2 und Nr. 4 erhal-
ten geblieben. Entscheidenden Auftrieb be-
kam die Bebauung der Springstraße nach den
Bränden Gartows in der Mitte des 19. Jh.
Zwecks Auflockerung der dichten Bebauung
der Hauptstraße wurden 1854 sechs dort ab-
gebrannte Bürger zum Spring umgesiedelt.
Diese Besiedlung dauerte in der zweiten Hälf-
te des 19. Jh. an. Das im Jahre 1860 in Ziegel-
mauerwerk entstandene Haus Nr. 9 ist ein ty-

Gartow, Hauptstraße 27


Gartow, Springstraße 4, 2, um 1800


Gartow, Gut Gartow, ehemaliges Brauhaus, 1699


pisches Beispiel dieser Erstbebauung. We-
sentlich bescheidener ist dagegen das einge-
schossige Ziegelfachwerkgebäude Nr. 38,
das aus gleicher Zeit stammt. Erst im Jahre
1871 begann die Überlegung, eine Chaussee
von Gartow nach Dannenberg zu bauen, die
über den Spring geführt werden sollte. Beim
Ausbau in den Jahren 1875-1877 wurde die
Springstraße kräftig erhöht und gepflastert. Ei-
nes der jüngsten Beispiele der ersten Ausbau-
phase dieser Straße, die heute bereits vielfach
durch Nachfolgebauten überformt worden ist,
ist das in markanter Ecksituation stehende
Haus Nr. 1 aus dem Jahre 1895.
GARTOW-GUT
Dem Wiederaufbau der Vorwerke und der
Neuordnung der Gutswirtschaft schloß sich
1709-1713 der abschnittweise Abbruch der
alten baufälligen Ringmantel-Wasserburg
und der sukzessive Neubau des heutigen
Barockschlosses an gleicher Stelle an, der
1710 begonnen und 1727 vollendet wurde.
Die Pläne verfaßte wie bei der Kirche der Cel-
ler Hofbaumeister Borchmann. Die umfang-
reiche Anlage liegt südöstlich des Fleckens

Gartow und wird von einem gewässerreichen,
weiträumigen Landschaftspark umgeben.
Das Schloß besteht aus einem großen ver-
putzten Mittelbau unter Mansarddach und
Seitenflügeln in Ziegelmauerwerk. Der Nord-
seite mit Auffahrtsrampe und Säulenvorbau
ist eine große gut erhaltene Ehrenhofanlage
vorgelagert, die zum Wirtschaftshof hin durch
Torpfeiler und Sandsteinpfosten mit Ketten
abgeteilt ist. An der Ostseite des Wirtschafts-
hofes steht das ehemalige Brauhaus von
1699/1700. Das langgestreckte zweigeschos-
sige Ziegelfachwerkgebäude unter Walm-
dach ist das älteste aus dem Wiederaufbau
der Gutswirtschaft erhaltene Gebäude. Die
übrigen Nebengebäude des Wirtschaftshofes
sind nach Kriegsschäden im April 1945 erneu-
ert worden.
Der weitere Ausbau der Gutswirtschaft im 18.
Jh. wurde durch Zuerwerb weiterer Dörfer so-
wie durch Tausch ferner gelegener gegen nä-
here Orte, aber auch durch Kauf einzelner Hö-
fe betrieben. Höhepunkt und Abschluß dieser
Aufbauarbeit war die Einrichtung des ge-
schlossenen adligen Gerichts Gartow, die
1720 durch den Kurfürsten von Hannover ge-


Gartow, Gut Gartow, Schloß 1710-1727, Architekt Borchmann


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