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Sänger, Falk-Reimar [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 21): Landkreis Lüchow-Dannenberg — Braunschweig, 1986

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https://doi.org/10.11588/diglit.44260#0121
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JAMELN



Jameln, Verkoppelungskarte, 1828,
Amt für Agrarstruktur, Hannover

Der große Rundling Jameln liegt am Westrand
der Jeetzelniederung 7 km südlich der Stadt
Dannenberg. Die B 248 tangiert das Dorf im
Westen, die Bahnlinie Dannenberg-Lüchow
im Osten. Sowohl entlang der Bahnhofstraße
als auch beidseitig der Bundesstraße hat Ja-
meln seit Ausgang des 19. Jh. erhebliche Er-
weiterungen erfahren.
Während die Siedlungsstruktur Jamelns sehr
gut erhalten ist, verschwand die traditionelle
Bausubstanz infolge von Ersatzbauten und
Umbauten weitgehend. Im Rundling stehen
nur noch fünf Hallenhäuser. Am südlichen
Ortseingang liegt eine ehemalige Brinksitzer-
stelle, deren relativ kleines Hallenhaus (Bahn-
hofstraße 1) im Jahre 1719 in Zweiständer-
konstruktion errichtet wurde. Die zugehörige
kleine Scheune (im Rundling 13) aus dem
Jahre 1791 ist heute zu Wohnzwecken umge-
nutzt. Beide Gebäude sind gut erhalten und
gepflegt. Eine vollständige Hofanlage (ohne
Hausnummer, Flur 1,179/4) des 19. Jh. steht
südöstlich des Dorfplatzes. Neben einem gro-
ßen Vierständerhaus aus dem Jahre 1880 be-

Jameln, Im Rundling 11, Jameln, Im Rundling 4,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, Mitte 17. Jh. Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1681


Jameln, Im Rundling 13, Bahnhofstraße 1, ehemaliger Kossaterhof, 1791,1719


findet sich dort noch ein kleines Hallenhaus
aus dem Jahre 1840, wohl ein Altenteilerhaus.
Ein Stall sowie eine Längsscheune aus dem
Jahre 1883 gehören ebenfalls zu diesem Ge-
höft. Ein weiteres Vierständerhaus des ausge-
henden 19. Jh. liegt diesem Hof gegenüber
auf der Westseite des Dorfplatzes (Nr. 2).
Nördlich desselben hat sich auf sehr kleiner
Parzelle ein Zweiständerhaus aus dem Jahre
1681 erhalten, das leider in jüngster Zeit durch
klobige Schornsteinbauten entstellt wurde.
Was den Zimmermann vor mehr als 300 Jah-
ren bewog, seine Rechnung in den Dielentor-
sturz zu meißeln, wird nicht mehr zu ergrün-
den sein. Die einmalige Inschrift „KOSTET
100 DALER“ führte zur Bezeichnung: „100
Taler-Haus“. Das kleine Zweiständerhaus Im
Rundling 11 ist leider schon weitgehend mas-
siviert. Der erhaltene Wirtschaftsgiebel weist
dieses Haus als eines der ältesten bäuerli-
chen Wohn- Wirtschaftsgebäude aus, das
noch im ausgehenden Dreißigjährigen Kriege
entstanden sein dürfte.
Schon im frühen 19. Jh. wurden aus Platz-
mangel oder aus Sicherheitsgründen nördlich
wie südlich außerhalb des Rundlings je eine
Scheune errichtet. In der zweiten Hälfte des
19. Jh. kamen weitere Gebäude hinzu, so daß
hier vollständige Hofanlagen ausgebaut wur-
den. Während auf Hof Hauptstraße 13 im Sü-
den 1857 noch ein Vierständerhaus entstand,
bekam ein Hof (ohne Hausnummer, Flur 1,
211/1) im Norden ein Wohn-Wirtschaftsge-
bäude in Ziegelmauerwerk, welches in der äu-
ßeren Form wie in der inneren Organisation
das Vierständerhaus zum Vorbild hat.
Die hier begonnene Ortserweiterung wurde
dann durch das zweigeschossige Wohnhaus
Hauptstraße 10 westlich der B 248 fortgesetzt.
Der Jamelner Bahnhof im Südosten des Dor-
fes ist die am vollständigsten erhaltene An-
lage an der Strecke Dannenberg West-
Lüchow, die am 1.4.1911 eröffnet wurde und
auf der seit dem 1.6.1975 keine Personenzü-
ge mehr fahren.
Die bereits 1450 erstmals bezeugte Jamelner
Wassermühle liegt nordöstlich des Dorfes am
Breselenzer Bach, der von hier aus einge-
deicht ist und in die kanalisierte Jeetzel mün-
det. Der große Mühlenteich erstreckt sich öst-
lich der Anlage. Das Mühlengebäude selbst ist
ein großer zweigeschossiger Ziegelfachwerk-
bau des 19. Jh., der mehrfach erweitert wurde.

JAMELN-BREESE IM BRUCHE


Die feuchte, heute nur noch teilweise mit Wald
besetzte Niederung, in der Breese liegt, gibt
dem Dorf den Beinamen „im Bruche“. Der Ort,
der durch eine auf einem Damm geführte
Stichstraße erschlossen wird, ist heute ein un-
vollständiger Rundling, an den sich im Norden
ein Gutshof mit großem Waldpark anschließt.
Westlich und südlich des Dorfplatzes stehen
noch vier giebelständige Hallenhäuser, von
denen eines bereits weitgehend massiviert ist,
aber gleichwohl die Rundlingsstruktur des
Dorfes mitträgt. Das älteste und bemerkens-
werteste Hallenhaus, ein Zweiständerbau aus

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