Bis zu dieser Zeit hatte die Stadt ihre mittel-
alterlichen Grenzen nicht überschritten. Eine
erste Erweiterung erlebte Lüchow, als im Jah-
re 1855 die beiden Vorstädte eingemeindet
wurden, nachdem man jahrzehntelang Detail-
probleme dieses Aktes diskutiert hatte. Dieser
ersten Vergrößerung folgten bald erste Nach-
siedlungen. Als früheste entstand in der zwei-
ten Hälfte des 19. Jh. die Neue Straße. Alsbald
zeigten sich auch wenige Neubauten an den
einzelnen Ausfallstraßen. Bald nach 1900
wuchs in dem Dreieck zwischen der Tarmit-
zer-, Seerauer- und Bergstraße eine erste
Neubausiedlung aus sehr bescheidenen
Wohnhäusern. Während an der Schützen-
straße einige großzügige Bürgerhäuser er-
baut wurden. Durch die widrigen Umstände
der Zeit bedingt blieb dieser bauliche Zustand
der Stadt bis nach dem zweiten Weltkrieg im
wesentlichen unverändert. Danach sorgte der
Mangel an Wohnraum aber auch die 1952 er-
folgte Verlegung der Kreisverwaltung von
Dannenberg nach Lüchow für erhebliche
Siedlungstätigkeit im Südwesten, Norden und
Nordosten der Stadt, die damit endgültig ihre
historischen Grenzen sprengte. Die seit lan-
gem geplante Kanalisierung der Jeetzel wur-
de in Angriff genommen und endlich 1962 fer-
tiggestellt. Damit war die Umgebung der Stadt
gegen die häufigen Hochwasser der Jeetzel
gesichert, das Stadtbild aber auch durch den
Verlust einiger Jeetzelläufe ärmer geworden.
Bereits 1954 war die Theodor Körner Straße
mit einer weiteren Jeetzelbrücke angelegt und
quer über den Amtshof geführt worden. An
dieser neuen Straße bildete sich ein Verwal-
tungsschwerpunkt während weiter südlich ein
neues Schulzentrum mit überörtlichem Ein-
zugsbereich entstand.
Amtsgarten/Amtsturm
Der Amtsgarten ist das als Landschaftspark
gestaltete Gelände der ehemaligen Burg und
des späteren Schlosses, dessen letzte bauli-
che Relikte einige Grundmauerreste und der
Amtsturm sind. Diese Anlage befindet sich
größtenteils auf einer künstlichen Erhebung,
welche ehemals von mehreren Jeetzelarmen
umflossen wurde, von denen lediglich die Dra-
wehner Jeetzel erhalten blieb.
Die Ursprünge der Burg liegen im Dunkeln. Si-
cher hat aber in der Mitte des 12. Jh. bei der
erstmaligen Nennung der Grafen von Lüchow
ein festes Haus bereits bestanden. Zu Beginn
des 14. Jh., nachdem das Grafengeschlecht
ausgestorben war, wurde die Burg mit herzog-
lichen Vögten besetzt. Im ausgehenden 15.
Jh. diente sie als Witwensitz der Anna von
Nassau, die die Anlage zum Schloß erweitern
ließ. Nachdem dieses Schloß noch mehrmals
als Witwensitz gedient hatte, wurde 1731 die
Wohnung für den Lüchower Amtmann darin
eingerichtet. Im Verlauf des 18. Jh. kam es
mehrfach zu Verkleinerungen und Teilab-
brüchen und im Jahre 1811 fiel dann die Rest-
anlage dem verheerenden Stadtbrand zum
Opfer. Erhalten blieb nur der Amtsturm und
die dreigeschossigen Außenwände des
Schlosses, die dann in der Mitte des 19. Jh.
abgetragen wurden. Im Jahre 1911 ging der
Amtsgarten aus Staatsbesitz in das Eigentum
der Stadt Lüchow über. Der mächtige Rund-
turm in Ziegelmauerwerk beherrscht optisch
die Burgstraße, welche auf ihn zuläuft und
trägt das in sein Außenmauerwerk eingelas-
sene Nassauische Wappen. Seine fünf Ge-
schosse beherbergen heute das Lüchower
Heimatmuseum.
Lüchow, Lange Straße, Blick ab Nr. 31 nach Westen
Lüchow, Amtsturm
Lüchow, Lange Straße 56, 57,
Rathaus, 1816
Lüchow, Lange Straße, Blick ab Nr. 56 nach Westen
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alterlichen Grenzen nicht überschritten. Eine
erste Erweiterung erlebte Lüchow, als im Jah-
re 1855 die beiden Vorstädte eingemeindet
wurden, nachdem man jahrzehntelang Detail-
probleme dieses Aktes diskutiert hatte. Dieser
ersten Vergrößerung folgten bald erste Nach-
siedlungen. Als früheste entstand in der zwei-
ten Hälfte des 19. Jh. die Neue Straße. Alsbald
zeigten sich auch wenige Neubauten an den
einzelnen Ausfallstraßen. Bald nach 1900
wuchs in dem Dreieck zwischen der Tarmit-
zer-, Seerauer- und Bergstraße eine erste
Neubausiedlung aus sehr bescheidenen
Wohnhäusern. Während an der Schützen-
straße einige großzügige Bürgerhäuser er-
baut wurden. Durch die widrigen Umstände
der Zeit bedingt blieb dieser bauliche Zustand
der Stadt bis nach dem zweiten Weltkrieg im
wesentlichen unverändert. Danach sorgte der
Mangel an Wohnraum aber auch die 1952 er-
folgte Verlegung der Kreisverwaltung von
Dannenberg nach Lüchow für erhebliche
Siedlungstätigkeit im Südwesten, Norden und
Nordosten der Stadt, die damit endgültig ihre
historischen Grenzen sprengte. Die seit lan-
gem geplante Kanalisierung der Jeetzel wur-
de in Angriff genommen und endlich 1962 fer-
tiggestellt. Damit war die Umgebung der Stadt
gegen die häufigen Hochwasser der Jeetzel
gesichert, das Stadtbild aber auch durch den
Verlust einiger Jeetzelläufe ärmer geworden.
Bereits 1954 war die Theodor Körner Straße
mit einer weiteren Jeetzelbrücke angelegt und
quer über den Amtshof geführt worden. An
dieser neuen Straße bildete sich ein Verwal-
tungsschwerpunkt während weiter südlich ein
neues Schulzentrum mit überörtlichem Ein-
zugsbereich entstand.
Amtsgarten/Amtsturm
Der Amtsgarten ist das als Landschaftspark
gestaltete Gelände der ehemaligen Burg und
des späteren Schlosses, dessen letzte bauli-
che Relikte einige Grundmauerreste und der
Amtsturm sind. Diese Anlage befindet sich
größtenteils auf einer künstlichen Erhebung,
welche ehemals von mehreren Jeetzelarmen
umflossen wurde, von denen lediglich die Dra-
wehner Jeetzel erhalten blieb.
Die Ursprünge der Burg liegen im Dunkeln. Si-
cher hat aber in der Mitte des 12. Jh. bei der
erstmaligen Nennung der Grafen von Lüchow
ein festes Haus bereits bestanden. Zu Beginn
des 14. Jh., nachdem das Grafengeschlecht
ausgestorben war, wurde die Burg mit herzog-
lichen Vögten besetzt. Im ausgehenden 15.
Jh. diente sie als Witwensitz der Anna von
Nassau, die die Anlage zum Schloß erweitern
ließ. Nachdem dieses Schloß noch mehrmals
als Witwensitz gedient hatte, wurde 1731 die
Wohnung für den Lüchower Amtmann darin
eingerichtet. Im Verlauf des 18. Jh. kam es
mehrfach zu Verkleinerungen und Teilab-
brüchen und im Jahre 1811 fiel dann die Rest-
anlage dem verheerenden Stadtbrand zum
Opfer. Erhalten blieb nur der Amtsturm und
die dreigeschossigen Außenwände des
Schlosses, die dann in der Mitte des 19. Jh.
abgetragen wurden. Im Jahre 1911 ging der
Amtsgarten aus Staatsbesitz in das Eigentum
der Stadt Lüchow über. Der mächtige Rund-
turm in Ziegelmauerwerk beherrscht optisch
die Burgstraße, welche auf ihn zuläuft und
trägt das in sein Außenmauerwerk eingelas-
sene Nassauische Wappen. Seine fünf Ge-
schosse beherbergen heute das Lüchower
Heimatmuseum.
Lüchow, Lange Straße, Blick ab Nr. 31 nach Westen
Lüchow, Amtsturm
Lüchow, Lange Straße 56, 57,
Rathaus, 1816
Lüchow, Lange Straße, Blick ab Nr. 56 nach Westen
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