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den Kämpfen um die nahe Eisenbahnbrücke im
Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden war.
Nach langjährigem Verfall konnte erst 1979-82
eine Restaurierung erfolgen, in die das trauf-
ständig an der Straße stehende Müllerwohn-
haus miteinbezogen wurde, das bereits 1824 in
schlichter Fachwerkkonstruktion errichtet wor-
den war. Noch heute sind die zwei Mahlgänge
von 1822 sowie die Öl- und Graupenmühle vor-
handen. Der achteckige auf Sandstein errichtete
lisenenverzierte Ziegelsockel trägt den erneuer-
ten Rumpf mit Holzschindeibehang. Auch die
umlaufende Galerie und die Flügel sind ersetzt
worden.

GILTEN-NIENHAGEN

Westlich von Gilten, in ca. einem Kilometer
Entfernung beginnt die Bebauung des Ortsteiles
Nienhagen, und zieht sich von hier aus über
etwa zwei Kilometer entlang der meist geradlini-
gen Kreisstraße nach Rodewald im Landkreis
Nienburg. Die Dorfmitte der gut 200 Einwohner
großen Siedlung liegt mit ehemaliger Schule und

Kriegerdenkmal im Scheitelpunkt der einzigen
langen Straßenkurve, wo auch der geradlinig
von Nordost nach Südwest geführte, aus dem
nördlich gelegenen Grethem kommende Ent-
wässerungskanal Beeke die Rodewalder Straße
quert.
Nienhagen im Kirchspiel Gilten findet als „Nowa
Indago“ 1242 Erwähnung und 1320 als „de
Nyenhaghen“. Nach dem Dreißigjährigen Krieg,
bei dem auch eine Kirche zerstört worden sein
soll, lag das Dorf lange Jahre wüst. Die Sied-
lungsform eines sog. Hagen- bzw. Waldhufen-
dorfes, mit der Nienhagen u.a. dem benachbar-
ten Suderbruch und Rodewald gleicht, lässt auf
eine ehemals große zusammenhängende Wald-
fläche schließen, in die aufgrund von grundherr-
lichen Planungen etwa ab dem 15.Jh. Ortschaf-
ten für bestimmte Siedlergruppen hineingetrie-
ben wurden. Heute sind hier noch von Wasser-
gräben begrenzte Waldstücke als Ausläufer der
nördlichen Schotenheide usw. vorhanden. Die
überwiegend südseitig bebaute Dorflage macht
Nienhagen zu einem einzeiligen Reihendorf.
Bereits die Kurhannoversche Landesaufnahme

Gilten, Gilten 50, Bothmer Mühle, Galerieholländer, 1828


Gilten, Gilten 50, Bothmer Mühle, Mühlenhof, 1824/1828


von 1771 weist im Ostteil die gleiche Bebau-
ungsstruktur eines Zeilen- oder Reihendorfes
auf, mit Hofparzellen, die hier breiter und
ausschließlich auf der Südseite der Straße
entstanden sind. Westlich der Dorfmitte liegen
heute noch die von Weide- und Ackerflächen
unterbrochenen, drei bis vier Parzellen großen
bebauten Abschnitte. Hier hat wohl die abseitige
Lage des Dorfes dazu beigetragen, dass bis
heute nur wenige Neubauten zwar eine geringe
Nachverdichtung aber keine Veränderung der
Siedlungsstruktur bewirkt haben.
Die 1854/56 gezeichneten Gemarkungs- und
Verkopplungskarten zeigen die ausschließlich
nord-süd-gerichteten, giebelständigen Wohn-
wirtschaftsgebäude am Ende ihrer langen
schmalen Parzellen. Die Hofflächen werden zur
Straße hin jeweils von querliegenden, selten
gleichgerichteten kleinen Wirtschaftsgebäuden
abgeschlossen. Diese Bebauung ist in einigen
Straßenabschnitten erhalten geblieben, so auch
die Hofgruppe nördlich der Rodewalder Straße
in der Westhälfte des Dorfes, die bereits im
18.Jh. oder früher entstanden ist. Ihre gepflas-
terten Hofplätze werden heute noch zur Straße
hin durch eine geschlossene Reihe aneinander
gebauter, kleiner Wirtschaftsgebäude abge-
schlossen. In dieser Gruppe ist die in der 1.
Hälfte des 19.Jh. erbaute Fachwerkscheune
von Nr. 19 wohl das älteste Gebäude. Auch die
übrigen, exakt rechtwinklig ausgerichteten
Hofgebäude sind Nachfolgebauten aus dem 19.
und 20.Jh. Die stattlichen Wohnwirtschaftsge-
bäude von Hof Nr. 19 und 21, ein Zweiständer-
Hallenhaus von 1852 mit reduzierter Kübbung
und ein Vierständerbau von 1878, fallen beide
durch weitgehend erhaltene sparsame Fenster-
gliederung im jeweiligen Wohntrakt auf.
Im auseinander gezogenen westlichen Straßen-
abschnitt, nahe der spitzen Straßeneinmün-

Gilten, An der Marsch 39, Wohnwirtschaftsgebäude,
1766


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