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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0062
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Ansicht von Osnabrück, Matthäus Merian, um 1647

teilweise abgetragen und der Wall durch die
Anpflanzung einer Lindenallee zu einer Pro-
menade umgestaltet. Am Südende errichtete
man 1909 den Bergmannsbrunnen mit beglei-
tenden Treppenanlagen, die den Zugang zur
Promenade vermitteln (s. S. 103).
Weitere Verstärkungen erhielten die Befesti-
gungsanlagen im Verlauf des 17. Jh. Während
des Dreißigjährigen Krieges ließ Bischof
Franz Wilhelm von Wartenberg 1627/28 am
Südostrand der Neustadt die Zitadelle Peters-
burg erbauen, eine sternförmige Festungs-
anlage, die schon 1633 nach der Einnahme
Osnabrücks durch die Schweden wieder ab-
gebrochen wurde und von der keine baulichen
Reste erhalten blieben. Zur Sicherung der ge-
fährdeten Nordspitze der Altstadt erbaute
man 1635 die Vitischanze beim Vitihof unter
Einbeziehung der älteren Anlagen des Baren-
turms und der Hohen Brücke. Typische Befe-
stigungsbauwerke des 17. Jh. sind schließlich
die spitzwinkligen Ravelins, die in den Stadt-
plänen des 18. Jh. an verschiedenen Stellen
zur Sicherung der Tore verzeichnet werden.
Sie gingen spätestens im 19. Jh. bei der Ent-
festigung der Stadt zugrunde.
Nach seiner Vervollständigung im 17. Jh. bot
der Befestigungsring Osnabrücks das durch-
aus uneinheitliche Bild einer in Jahrhunderten
gewachsenen Anlage. Während die Altstadt
durch ein relativ starkes System doppelter
Verteidigungslinien im Norden, Westen und
Osten geschützt war, begnügte man sich für
die Neustadt im ganzen mit einfacheren Befe-
stigungsanlagen. Die fünf Tore der Stadt wa-
ren durch Türme überbaut und mit Bastionen
und vorgelagerten Ravelins gesichert, die
Mauern und Wälle durch eine Vielzahl von
Türmen und vereinzelte Rondelle und Rave-
lins geschützt.
Entfestigung der Stadt
Nachdem bereits im 18. Jh. die Vernachlässi-
gung der Befestigungsanlagen eingesetzt
hatte, begann man zu Anfang des 19. Jh. zu-
nächst mit der Beseitigung der dem Verkehr

hinderlichen engen Stadttore und der dazuge-
hörigen Bastionen. Bis in die fünfziger Jahre
fielen die Befestigungen der fünf Haupttore.
Im Zuge der Beseitigung und Neugestaltung
der Heger-Tor-Bastion 1815/16 wurde der be-
reits etwas früher abgebrochene Turm des
Heger Tores 1817 durch das Waterloo-Tor er-
setzt, das an der Stelle des alten Tores den
Stadtwall schloß (s. S. 77). Mit dem Abbruch
der engen Stadttore wurden weiter außerhalb
neue, nur noch aus einfachen Eisengittern be-
stehende Schlußtore zum Schutz der Stadt
aufgebaut. Natruper, Heger und Johannistor
erhielten zudem zu Anfang des 19. Jh. neue
Wachhäuser, von denen allein das des Heger
Tores noch erhalten geblieben ist (s. S. 114).
Nachdem bis etwa um die Mitte des 19. Jh. die
Tore und Bastionen abgetragen worden wa-
ren, machte man sich in den Jahren 1872-77
an die Beseitigung der Wälle auf der Westsei-
te der Stadt, wobei nur eine kleine Anzahl mar-
kanter Befestigungsbauten als Zeugnisse der
Stadtgeschichte verschont blieben, die heute
den Hauptteil der erhaltenen Wehranlagen
Osnabrücks darstellen. Die Gräben wurden
zugeschüttet und der ehemalige Wallverlauf
zur Anlage einer westlichen Ringstraße ge-
nutzt. Mit der radikalen Beseitigung der Wall-
befestigung machte die Stadt den Weg frei für
ihre damals überwiegend nach Westen hin
orientierte städtebauliche Entwicklung, verlor
jedoch zugleich einen erheblichen Teil ihres
mittelalterlich-malerischen Charakters.

STADTKERN(DOMBURG)

Die Grenzen der frühmittelalterlichen Dom-
burg, die den ältesten Kern der Stadt darstellt,
zeichnen sich im Westen und Süden durch die
ihrer ehemaligen Befestigungslinie folgen-
den Straßenzüge Herrenteichstraße-Nikolai-
ort- Krahnstraße - Bierstraße- Lohstraße im
Stadtgrundriß ab und werden im Osten durch
die Hase gebildet. Im Norden verlief die Stadt-
mauer vermutlich südlich der Einmündung der

Lohstraße in die Hasestraße und gewann im
Osten den Anschluß an die dem linken Hase-
ufer folgende Befestigungslinie. Innerhalb der
Domburg zeichnet sich die Lage des karolingi-
schen Bischofssitzes mit Dom und nördlich
anschließendem Bischofshof in großen Zügen
im Grundriß des heutigen Dombezirks ab. Der
Bischofssitz beschrieb mit seiner Befestigung
aus Palisadenzaun, Wall und Graben etwa ein
längliches, in Nord-Süd-Richtung gelagertes
Rechteck, dessen Fläche Dom mit Kreuzgang
und Große Domsfreiheit einschloß. Sein
Haupttor befand sich auf der westlichen Lang-
seite südlich neben dem heutigen Kanzleige-
bäude. Hier trafen die wichtigsten und ältesten
Verkehrswege des Osnabrücker Raumes auf-
einander: die von Warendorf-Iburg bzw. Her-
ford herkommende süd-nördliche Heerstraße,
die westlich am Bischofshof vorbei zum Hase-
übergang im Norden verlief, und die von We-
sten heranführende Straße aus Richtung
Münster-Lengerich und Rheine, die vor dem
Haupttor des Bischofshofes in die Süd-Nord-
Straße einmündete. Nachdem die im Westen
des Bischofshofes sich ausbildende bürgerli-
che Marktsiedlung im 11. Jh. mit dem Bi-
schofssitz durch einen gemeinsamen Befesti-
gungsring zur Domburg zusammengefaßt
war, bildete sich innerhalb der Grenzen der
Domburg die mittelalterliche Domimmunität
heraus, die in der Gesamtheit der ältesten
Stadt einen erheblichen Raum einnahm. Sie
umfaßte den größten Teil des Gebiets östlich
von Hasestraße und Domhof und griff im Süd-
westen obendrein noch über den Domhof hin-
aus. Hier befanden sich die zahlreichen
Wohngebäude der Geistlichkeit, die Domher-
ren- und Vikarkurien sowie die Wohnungen
der Laienbediensteten. Dem gegenüber
nahm die bürgerliche Marktsiedlung einen
vergleichsweise bescheidenen Raum im
Nordwesten der Domburg ein. Neben ihrem
Zentrum um die Marktkirche umfaßte sie nur
die wenigen Straßenzüge im Winkel zwischen
Markt- und Hasestraße.

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