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Kämmerer, Christian [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0080
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fahrt an, der die Durchfahrt zum Hof ermög-
licht. Nach Kriegsbeschädigungen ist das
Haus erheblich erneuert worden und die
Hauptfassade durch den Einbau übergroßer
Schaufenster gestört.
Geprägt wird die Heger Straße durch das
schlichte Bürgerhaus in der Gestalt des begin-
nenden 19. Jh., das im Kern jedoch häufig äl-
teren Ursprungs ist. Seine Form, die unter den
Bürgerhäusern der Innenstadt bis zu den
Kriegszerstörungen besonders zahlreich an-
zutreffen war, ist ein giebelständiges massi-
ves und verputztes Haus von zumeist drei bis
fünf Achsen, überdeckt von einem Krüppel-
walmdach und durch kaum mehr als glatte
Sandsteineinfassungen der Fenster gestaltet.
Einziger Schmuck solcher Häuser ist in der
Regel das Portal, dessen Laibung durch Profi-
le, Kanelluren, Eckrosetten, Keilsteine u.ä. ei-
ne Hervorhebung erfährt. Häuser dieser Art
sind Heger Straße 13 (um 1820), 21 (um
1820), 22 (um 1840), 23 (um 1820), 25 (1825),
aber auch 16 (um 1820), dessen Fassade
1912 überarbeitet wurde, ebenfalls Nr. 3 (um
1820, stark erneuert), dessen weitläufige, zur
Rolandsmauer gelegene Rückgebäude je-
doch zum Teil älteren Ursprungs sein dürften.

Heger Straße nach Westen, Nr. 26-20 (rechts)


Nur als Ausnahme ist dagegen das Traufen-
haus aus dieser Zeit vertreten: Nr. 1 (Anfang
19. Jh.) und 18 (1818). Unter den Giebelhäu-
sern aus dem Anfang des 19. Jh. zeichnet sich
Nr. 12 durch Bedeutung und Qualität aus, ein
breites zweigeschossiges Haus unter Krüp-
pelwalmdach, dessen großes Korbbogentor in
der Mittelachse noch die typische Anlage des
älteren, im Klassizismus umgebauten Osna-
brücker Hauses verrät. Die schöne Sandstein-
fassade, die zu den vorzüglichen Leistungen
des Klassizismus in Osnabrück gehört, dürfte
gegen 1810 entstanden sein. Sie erhält ihre
feine Gliederung durch den Gegensatz ge-
quaderter und glatter Mauerzonen, die durch
wenige markante Gesimse voneinander ge-
schieden werden. Dem Hause zugehörig war
ehemals ein bedeutendes gotisches Stein-
werk, das heute der Bebauung der Marien-
straße zugerechnet wird (s. Marienstraße3B).
MARIENSTRASSE
Die Straße, die bis 1882 Schweinestraße hieß,
verläuft etwa parallel zur Heger Straße, mit der
sie sich kurz vor dem Heger Tor im Westen
vereinigt. In der Marienstraße wohnten im 14.

Marienstraße nach Westen, rechts die Steinwerke
Heger Straße 10 und Marienstraße 3B



Marienstraße ab Heger Straße nach Osten, Nr. 9-5 (rechts)

Jh. die Juden. Des geringen Abstands zur He-
ger Straße wegen befanden sich auf der nörd-
lichen Straßenseite hauptsächlich die Rück-
gebäude der an der Heger Sraße gelegenen
Häuser, die mit ihren Baulichkeiten die ge-
samte Grundstückstiefe beanspruchten. Wie
die Heger Straße gehört auch die Marienstra-
ße zu den wenigen Straßenzügen der Altstadt,
die trotz mancher Kriegszerstörungen, Er-
satzbauten und veränderter Wiederaufbauten
noch ein lebendiges, historisch gewachsenes
Straßenbild bewahrt haben.
Auf der nördlichen Straßenseite sind vom ehe-
maligen Steinwerk zu Heger Straße 15 nur
noch Mauerreste im Hause Marienstraße 2
verblieben. Weiter westlich befindet sich - als
ehemaliges Rückgebäude zu Heger Straße
12 - das große Steinwerk Marienstraße 3 B,
ein Bau des 14. Jh. und heute wohl unter den
gotischen Steinwerken der Stadt das älteste.
Das Gebäude, das in seinem Inneren dem üb-
lichen Aufbau der mittelalterlichen Steinwerke
Osnabrücks folgt, steht mit seinem Dachfirst
rechtwinklig zum Vorderhaus, eine Stellung,
mit dem es diesem gegenüber eine gewisse
Selbständigkeit bewahrt und die enge Einbin-
dung in den Hauskörper des Vorderhauses,
wie sie beim Steinwerk in späterer Zeit üblich
ist, noch nicht vollzogen hat. Der Bruchstein-
bau, der beträchtliche Mauerstärken aufweist,
besitzt an seinem Ostgiebel noch fünf spitzbo-
gige Fenster mit Sandsteingewänden, dage-
gen ist die südliche, der Marienstraße zuge-
wandte Traufseite durch Fenstereinbauten
des 19. Jh. vollständig verändert. Ein weite-
res, allerdings im 19. Jh. stark umgebautes, im
Kern jedoch wohl gotisches Steinwerk ist das
westlich benachbarte, zum erneuerten Vor-
derhaus Heger Straße 10 gehörende Rückge-
bäude, das mit seinem Giebel zur Marienstra-
ße weist.
In der Marienstraße befanden sich sonst in der
Hauptsache Häuser bescheidenen Zu-
schnitts. Im Grund- und Aufriß beispielhaft für
den Typus des einfachen Osnabrücker Hau-
ses des 16. und 17. Jh. ist Marienstraße 17,
das 1587 erbaut und 1616 durch einen trau-
fenständigen Anbau rechts erweitert wurde.
Zwischen seitlichen Brandmauern kragt der
Fachwerkgiebel des Hauses über dem hohen
Dielengeschoß zweimal vor, gestützt von ge-
schwungenen, mit Perlschnüren verzierten
Bohlenknaggen. In der Mittelachse befindet
sich das Dielentor, dessen Rundbogen vom
Taustab eingefaßt wird und in den Bogenzwik-
keln mit Blattmotiven verziert ist. Trotz späte-
rer Einbauten in der Diele tritt im Inneren die
alte Form des Einraumhauses noch deutlich
erkennbar hervor. An den großen, zum Teil
durch Kammer- und Treppeneinbauten des
18./19. Jh. verbauten Dielenraum schließt
sich, als fester Bestandteil des Osnabrücker
Hauses der Zeit, rückwärtig das Steinwerk an.
Eine grundsätzlich gleiche Anlage besitzt
auch Marienstraße 9, dessen Fachwerkgiebel
1865 einem Umbau zum Opfer fiel.
Unter den im wesentlichen schlichten ein- bis
zweigeschossigen trauten- und giebelständi-
gen Bauten des 19. Jh. in der Marienstraße
zeichnet sich das ehemalige Gasthaus „Zu
den drei Kronen“ an der Ecke zur Rolands-
mauer durch besonderen Aufwand aus (Nr.
5). Das Haus, das heute Museum ist, wurde

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