gemeinen Tendenz zum Mietshausbau, die
seit 1890 die Stadterweiterungen prägt, ent-
standen jetzt in der Regel Mehrfamilienhäu-
ser, deren Fassaden mit dem Formenreper-
toire des Historismus gestaltet und malerisch
belebt werden durch hohe Giebel, Erker- und
Wintergartenvorbauten, vielgestaltige Dächer
u.ä. Besonders in ihrer Reihung, aneinander-
gebaut oder durch Bauwiche getrennt, formen
sie das lebendige und abwechslungsreiche
Straßenbild, das für Teile des Stadtquartiers
kennzeichnend ist (z.B. Moltkestraße 19-21,
Bismarckstraße 19-23, Blumenthalstraße
38). Überdurchschnittlichen gestalterischen
Aufwand zeigen Werderstraße 4/6 (1900/01,
Architekt W. Nietmann) und - mit städtebau-
lich wirksamer, geschickter Ecklösung - Blu-
menthalstraße 32 (1899, Maurermeister W.
Propfe).
STRASSBURGER PLATZ
Zentrum des Stadterweiterungsgebiets auf
den ehemaligen Heger-Leischafts-Gärten ist
der Straßburger Platz. Die rechteckige Platz-
fläche wird städtebaulich wirksam eingefaßt
durch zwei- bis dreigeschossige Mehrfami-
lien- und Mietshäuser der Jahre um 1900. Vor
der Jahrhundertwende entstanden die Häuser
der nordöstlichen Platzseite, Rohziegelbau-
ten mit Stuck- und Putzgliederungen, die
durch schmale Bauwiche voneinander ge-
trennt stehen. In ihrer Anlage, in Grund- und
Aufriß, suchen sie noch den Anschluß an die
älteren Typen des Osnabrücker Vorstadthau-
ses, während in ihrer Fassadengestaltung die
spätklassizistische Tradition ausklingt (Straß-
burger Platz 1, 2; Roonstraße 19-23; 20).
Den Wechsel zu moderneren und geschickte-
ren Grund- und Aufrissen, die sich nach der
Jahrhundertwende durchsetzten, und die Auf-
gabe des Bauwichs illustrieren die Häuser der
gegenüberliegenden südwestlichen Platzsei-
te. Hier handelt es sich um anspruchsvollere
Spekulationsbauten, die in den Jahren
1904-09 durch den Bauunternehmer Robert
Thor errichtet wurden und deren Fassaden
zumeist unter freier Verarbeitung von Anre-
gungen aus den Epochen von Renaissance
und Barock gestaltet sind (Straßburger Platz
7, Roonstraße 17, 18). Im Zentrum des Plat-
zes, der mit seiner baumbestandenen Grün-
fläche und dem alten Straßenpflaster noch et-
wa seine ursprüngliche Gestalt bewahrt hat,
befindet sich das Denkmal für die Gefallenen
des Krieges 1870/71. Das in Obernkirchener
Sandstein ausgeführte Monument, zu dem
Stadtbaurat Hackländer die Entwürfe lieferte,
wurde 1880 auf dem Neumarkt aufgestellt und
1928 an seinen heutigen Standort versetzt.
Die korinthische Säule, die sich über seinem
gestuften, reich verzierten Sockel erhebt, war
ehemals von der Bronzefigur der Germania
bekrönt, die im Zweiten Weltkrieg der Metall-
sammlung zum Opfer fiel.
In den Jahren um 1910 errichteten die Bauun-
ternehmer Robert und Otto Thor zahlreiche
Mehrfamilienhäuser für gehobene Ansprüche
im Viertel um den Straßburger Platz, zwei- bis
dreigeschossige verputzte Bauten, deren
Fassaden mit stilistischen Rückgriffen auf
Barock und Klassizismus in malerisch-freier
Anwendung gestaltet sind. Künstlerisch be-
sonders überzeugend ist die Hausgruppe Blu-
menthalstraße 10/10A mit phantasievoller
Ausnützung des ansteigenden Eckgrundstük-
kes (1910, Architekt Otto Thor). Zeittypisch
und in besonderem Maße charakteristisch für
die Bauunternehmer Thor ist der Einsatz von
Kunststein für Architekturteile und gliedernde
Fassadenelemente. Mit besonderem Auf-
Friedrichstraße 12-6
Werderstraße 4-6,1900/01,
Architekt W. Nietmann
Bismarckstraße 19-23
Blumenthalstraße 10/10A, 1910, Architekt O. Thor
Roonstraße 21 -25 (rechts)
120
seit 1890 die Stadterweiterungen prägt, ent-
standen jetzt in der Regel Mehrfamilienhäu-
ser, deren Fassaden mit dem Formenreper-
toire des Historismus gestaltet und malerisch
belebt werden durch hohe Giebel, Erker- und
Wintergartenvorbauten, vielgestaltige Dächer
u.ä. Besonders in ihrer Reihung, aneinander-
gebaut oder durch Bauwiche getrennt, formen
sie das lebendige und abwechslungsreiche
Straßenbild, das für Teile des Stadtquartiers
kennzeichnend ist (z.B. Moltkestraße 19-21,
Bismarckstraße 19-23, Blumenthalstraße
38). Überdurchschnittlichen gestalterischen
Aufwand zeigen Werderstraße 4/6 (1900/01,
Architekt W. Nietmann) und - mit städtebau-
lich wirksamer, geschickter Ecklösung - Blu-
menthalstraße 32 (1899, Maurermeister W.
Propfe).
STRASSBURGER PLATZ
Zentrum des Stadterweiterungsgebiets auf
den ehemaligen Heger-Leischafts-Gärten ist
der Straßburger Platz. Die rechteckige Platz-
fläche wird städtebaulich wirksam eingefaßt
durch zwei- bis dreigeschossige Mehrfami-
lien- und Mietshäuser der Jahre um 1900. Vor
der Jahrhundertwende entstanden die Häuser
der nordöstlichen Platzseite, Rohziegelbau-
ten mit Stuck- und Putzgliederungen, die
durch schmale Bauwiche voneinander ge-
trennt stehen. In ihrer Anlage, in Grund- und
Aufriß, suchen sie noch den Anschluß an die
älteren Typen des Osnabrücker Vorstadthau-
ses, während in ihrer Fassadengestaltung die
spätklassizistische Tradition ausklingt (Straß-
burger Platz 1, 2; Roonstraße 19-23; 20).
Den Wechsel zu moderneren und geschickte-
ren Grund- und Aufrissen, die sich nach der
Jahrhundertwende durchsetzten, und die Auf-
gabe des Bauwichs illustrieren die Häuser der
gegenüberliegenden südwestlichen Platzsei-
te. Hier handelt es sich um anspruchsvollere
Spekulationsbauten, die in den Jahren
1904-09 durch den Bauunternehmer Robert
Thor errichtet wurden und deren Fassaden
zumeist unter freier Verarbeitung von Anre-
gungen aus den Epochen von Renaissance
und Barock gestaltet sind (Straßburger Platz
7, Roonstraße 17, 18). Im Zentrum des Plat-
zes, der mit seiner baumbestandenen Grün-
fläche und dem alten Straßenpflaster noch et-
wa seine ursprüngliche Gestalt bewahrt hat,
befindet sich das Denkmal für die Gefallenen
des Krieges 1870/71. Das in Obernkirchener
Sandstein ausgeführte Monument, zu dem
Stadtbaurat Hackländer die Entwürfe lieferte,
wurde 1880 auf dem Neumarkt aufgestellt und
1928 an seinen heutigen Standort versetzt.
Die korinthische Säule, die sich über seinem
gestuften, reich verzierten Sockel erhebt, war
ehemals von der Bronzefigur der Germania
bekrönt, die im Zweiten Weltkrieg der Metall-
sammlung zum Opfer fiel.
In den Jahren um 1910 errichteten die Bauun-
ternehmer Robert und Otto Thor zahlreiche
Mehrfamilienhäuser für gehobene Ansprüche
im Viertel um den Straßburger Platz, zwei- bis
dreigeschossige verputzte Bauten, deren
Fassaden mit stilistischen Rückgriffen auf
Barock und Klassizismus in malerisch-freier
Anwendung gestaltet sind. Künstlerisch be-
sonders überzeugend ist die Hausgruppe Blu-
menthalstraße 10/10A mit phantasievoller
Ausnützung des ansteigenden Eckgrundstük-
kes (1910, Architekt Otto Thor). Zeittypisch
und in besonderem Maße charakteristisch für
die Bauunternehmer Thor ist der Einsatz von
Kunststein für Architekturteile und gliedernde
Fassadenelemente. Mit besonderem Auf-
Friedrichstraße 12-6
Werderstraße 4-6,1900/01,
Architekt W. Nietmann
Bismarckstraße 19-23
Blumenthalstraße 10/10A, 1910, Architekt O. Thor
Roonstraße 21 -25 (rechts)
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