ten Giebeln, die künstlerisch das verbindende
Element der sonst ganz schmucklosen Ge-
bäude darstellen. Das Hauptgewicht der Anla-
ge liegt auf der langgezogenen, rhythmisch
gruppierten und symmetrisch angeordneten
Abfolge der zwei- und viergeschossigen Ge-
bäude auf der Nordseite, wo die wuchtigen
Baukörper der Mannschaftshäuser das Wirt-
schaftsgebäude und zwischengeschobene
Latrinenhäuser flankieren und sich zu einer
imposanten, von vielgestaltigen Giebeln über-
ragten Baugruppe zusammenschließen, die,
weithin sichtbar auf dem Berg, ein erhebliches
bauliches Pathos entwickelt.
Als zweite große Kasernenanlage Osna-
brücks wurde in den Jahren 1901 bis 1903 die
Artillerie-Kaserne auf dem Nordhang des
Westerberges erbaut (General v. Stein-Ka-
serne, Artilleriestraße 44-48). Bauherr der
Kaserne war die Stadt Osnabrück. Hinter
Mannschaftsgebäude, Wache und Offiziers-
wohnhaus, die nebeneinander an der Straße
angeordnet sind, gruppieren sich die Baulich-
keiten der Kaserne hauptsächlich um zwei
große, hintereinanderliegende Höfe mit zwei
Reitbahnen, langgezogenen Batterieställen
Caprivistraße 30,1923, Architekt A. Kayser
'S"
Blumenthalstraße 14, ehemalige Infanteriekaserne,
Wache
und Wirtschafts- und Nebengebäuden, die
durch gleiche Formen und Materialien eine
große bauliche Einheit bilden. Handwerklich
und künstlerisch zeigt die Anlage enge Ver-
wandtschaft mit der wenige Jahre älteren In-
fanterie-Kaserne. Wie dort ist das Baumaterial
der lebendige, unverputzte Haustein, von dem
sich der rötliche Sandstein der wenigen Archi-
tekturteile, Gliederungen und Einfassungen
kräftig abhebt. Auch in diesem Fall wird die
Gestaltung der sonst schlichten Gebäude im
wesentlichen durch mehr oder weniger reich
gestufte oder geschwungene Giebel bewirkt,
die jedoch in ihren Formen gegenüber der In-
fanterie-Kaserne abweichend gebildet sind.
Weiter nördlich und abgerückt vom Kasernen-
komplex baute man gleichzeitig das Offiziers-
kasino. Mit den reichen Renaissanceformen
seiner hohen Risalitgiebel nimmt das Haus
das verbindende Gestaltungsmotiv der Kaser-
ne wieder auf, setzt sich aber zugleich mit ei-
nem erheblich höheren künstlerischen Auf-
wand deutlich von dieser ab (Artilleriestraße
34).
WESTLICHE WESTERBERGREGION
Außerhalb des geschlossenen Stadterweite-
rungsgebiets blieb die Westerbergregion im
westlichen Bereich noch über längere Zeit
landwirtschaftlich geprägt. Von der älteren
Struktur dieses Gebiets zeugt der kleine, 1872
am Westrand des Berges errichtete Hof des
Hirten der Heger Leischaft mit einfachem
Zweiständer-Hallenhaus und Fachwerkstall
(Lieneschweg 115). Noch 1906 entstand auf
der Höhe des Berges die Gutsanlage des
Ökonomen Mues, deren Baulichkeiten drei
Seiten eines langrechteckigen Hofes umfas-
sen, während die rückwärtige Westseite nach
Abbruch der Scheune heute offen steht
(Caprivistraße 81, Architekt Regierungsbau-
meister Niemeyer). Kopf der Anlage an der
Caprivistraße ist das eingeschossige Inspek-
tor-Wohnhaus, mit Molkerei und Kuhstall auf
der nördlichen Hofseite durch einen über-
deckten Gang und Torbau verbunden. Dem
langgezogenen Kuhstall entspricht auf der
Südseite des Hofes das Gebäude des Pferde-
stalls. Einheitliches Baumaterial ist der Mu-
schelkalk-Bruchstein, der mit seinem leben-
digen Materialcharakter wesentlich zu der
Blumenthalstraße 14, ehemalige Infanteriekaserne, 1897ff.
Artilleriestraße 44-48, ehemalige Artilleriekaserne,
1901-1903, Wirtschaftsgebäude
Artilleriestraße 44-48, ehemalige Artilleriekaserne,
Reithalle
122
Element der sonst ganz schmucklosen Ge-
bäude darstellen. Das Hauptgewicht der Anla-
ge liegt auf der langgezogenen, rhythmisch
gruppierten und symmetrisch angeordneten
Abfolge der zwei- und viergeschossigen Ge-
bäude auf der Nordseite, wo die wuchtigen
Baukörper der Mannschaftshäuser das Wirt-
schaftsgebäude und zwischengeschobene
Latrinenhäuser flankieren und sich zu einer
imposanten, von vielgestaltigen Giebeln über-
ragten Baugruppe zusammenschließen, die,
weithin sichtbar auf dem Berg, ein erhebliches
bauliches Pathos entwickelt.
Als zweite große Kasernenanlage Osna-
brücks wurde in den Jahren 1901 bis 1903 die
Artillerie-Kaserne auf dem Nordhang des
Westerberges erbaut (General v. Stein-Ka-
serne, Artilleriestraße 44-48). Bauherr der
Kaserne war die Stadt Osnabrück. Hinter
Mannschaftsgebäude, Wache und Offiziers-
wohnhaus, die nebeneinander an der Straße
angeordnet sind, gruppieren sich die Baulich-
keiten der Kaserne hauptsächlich um zwei
große, hintereinanderliegende Höfe mit zwei
Reitbahnen, langgezogenen Batterieställen
Caprivistraße 30,1923, Architekt A. Kayser
'S"
Blumenthalstraße 14, ehemalige Infanteriekaserne,
Wache
und Wirtschafts- und Nebengebäuden, die
durch gleiche Formen und Materialien eine
große bauliche Einheit bilden. Handwerklich
und künstlerisch zeigt die Anlage enge Ver-
wandtschaft mit der wenige Jahre älteren In-
fanterie-Kaserne. Wie dort ist das Baumaterial
der lebendige, unverputzte Haustein, von dem
sich der rötliche Sandstein der wenigen Archi-
tekturteile, Gliederungen und Einfassungen
kräftig abhebt. Auch in diesem Fall wird die
Gestaltung der sonst schlichten Gebäude im
wesentlichen durch mehr oder weniger reich
gestufte oder geschwungene Giebel bewirkt,
die jedoch in ihren Formen gegenüber der In-
fanterie-Kaserne abweichend gebildet sind.
Weiter nördlich und abgerückt vom Kasernen-
komplex baute man gleichzeitig das Offiziers-
kasino. Mit den reichen Renaissanceformen
seiner hohen Risalitgiebel nimmt das Haus
das verbindende Gestaltungsmotiv der Kaser-
ne wieder auf, setzt sich aber zugleich mit ei-
nem erheblich höheren künstlerischen Auf-
wand deutlich von dieser ab (Artilleriestraße
34).
WESTLICHE WESTERBERGREGION
Außerhalb des geschlossenen Stadterweite-
rungsgebiets blieb die Westerbergregion im
westlichen Bereich noch über längere Zeit
landwirtschaftlich geprägt. Von der älteren
Struktur dieses Gebiets zeugt der kleine, 1872
am Westrand des Berges errichtete Hof des
Hirten der Heger Leischaft mit einfachem
Zweiständer-Hallenhaus und Fachwerkstall
(Lieneschweg 115). Noch 1906 entstand auf
der Höhe des Berges die Gutsanlage des
Ökonomen Mues, deren Baulichkeiten drei
Seiten eines langrechteckigen Hofes umfas-
sen, während die rückwärtige Westseite nach
Abbruch der Scheune heute offen steht
(Caprivistraße 81, Architekt Regierungsbau-
meister Niemeyer). Kopf der Anlage an der
Caprivistraße ist das eingeschossige Inspek-
tor-Wohnhaus, mit Molkerei und Kuhstall auf
der nördlichen Hofseite durch einen über-
deckten Gang und Torbau verbunden. Dem
langgezogenen Kuhstall entspricht auf der
Südseite des Hofes das Gebäude des Pferde-
stalls. Einheitliches Baumaterial ist der Mu-
schelkalk-Bruchstein, der mit seinem leben-
digen Materialcharakter wesentlich zu der
Blumenthalstraße 14, ehemalige Infanteriekaserne, 1897ff.
Artilleriestraße 44-48, ehemalige Artilleriekaserne,
1901-1903, Wirtschaftsgebäude
Artilleriestraße 44-48, ehemalige Artilleriekaserne,
Reithalle
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