Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0125
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
malerischen Erscheinung der Baugruppe bei-
trägt.
Bis zum Ersten Weltkrieg schob sich die Be-
bauung an den beiden Fernstraßen, die dem
Fuß des Berges folgen, weit hinaus vor die
Stadt, während die alten Feldwege im Westen
(Lieneschweg, Sedanstraße) von Bebauung
noch frei blieben. Zu den ersten Wohnhäu-
sern, die hier entstanden, zählt die Villa Sedan-
straße 4, die 1905 durch den Architekten Ma-
jewski auf einem größeren Gartengrundstück
am Nordwestrand des Westerberges erbaut
wurde. Sie ist in erster Linie bemerkenswert
durch einen Umbau von 1919, bei welchem
das Haus seinen originellen, kühn geschwun-
genen Veranda- und Wintergartenvorbau auf
der Westseite erhielt, der in Betonkonstruktion
ausgeführt wurde.
Erst in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre
griff, wie üblich ausgehend vom alten Wege-
system der Feldmark, auch im Westen die
Bautätigkeit weiter hinaus. Ein besonderer
Schwerpunkt entwickelte sich in der Zeit zwi-
schen den beiden Weltkriegen auf dem Süd-
westhang des Westerberges am Lienesch-
weg. Als erster Neubau entstand hier im Win-

Artilleriestraße 34, ehemalige Offiziersmesse, 1902


Sedanstraße 4, 1905 (Veranda 1919)


kel zwischen Lieneschweg und Caprivistraße
die neue Hebammenlehranstalt, die das älte-
re, zu Anfang des Jahrhunderts erbaute Haus
der Anstalt an der Knollstraße ersetzte (vgl. S.
136). 1924 stellte die Provinzialbauverwal-
tung in Hannover (Architekt Landesoberbau-
rat Scheele) die Pläne für die symmetrisch an-
geordnete Dreiflügelanlage auf, die sich mit
ihren divergierenden Flügeln geschickt in den
Straßenwinkel einpaßt und ihre Hauptfassade
mit breitem, von einem Frontispiz bekrönten
Mittelrisalit der platzartigen Erweiterung in der
Gabelung beider Straßen zuwendet (Landes-
frauenklinik, Caprivistraße 1). Die durchaus
barocke Grundrißkonzeption der Anlage ver-
bindet sich am verputzten Außenbau mit zu-
rückhaltenden Formen des Neoklassizismus.
Teil der Anstalt ist das im Hof in der Symmetrie-
achse der Anlage erbaute Wäschereigebäude
in der Gestalt eines kleinen, eleganten Land-
hauses.
Siedlungen am Westerberg
Weiter westlich auf dem Südwesthang des
Berges entstand im zwei Bauabschnitten die
„Siedlung am Westerberg“ des Heimstätten-

Vereins Osnabrück mit über einhundert Ein-
und Mehrfamilienhäusern an Beethoven-,
Richard-Wagner-, Schubert-, Mozart-, Hän-
delstraße und Lieneschweg, die in den Jahren
1925-28 durch den Architekten Gürtler er-
richtet wurden. Offene Bauweise auf großen
Gartengrundstücken, relativ großzügige
Grundrisse, differenzierte Gestaltung und ei-
ne starke Bindung an historische Stile und
Hausformen kennzeichnen die ausgedehnte
Siedlung und geben ihr den Charakter eines
vorstädtischen Villengebietes. Diesen wahrt
auch die in den dreißiger Jahren im näheren
Umkreis folgende Bebauung.
Eine vergleichbare Entwicklung bahnte sich
auf der Nordwestseite des Berges an. Hier
wurde am Fuß des Berges im Winkel zwi-
schen Natruper Straße und Artilleriestraße
1927 die GAGfAH-Siedlung erbaut (Artillerie-
straße 2-12C, Danziger Straße 4-26, 7-21,
Königsberger Straße 6-12, 11-17, Memeler
Straße 2-16, Natruper Straße 147-169. Ar-
chitekt G. Jung). Die Siedlung besteht aus 76
Einfamilien-Reihenhäusern, zweigeschossi-
gen Rohziegelbauten mit Walmdächern, die in
Gruppen zu zwei bis sechs Häusern zusam-
mengefaßt, auf Gartengrundstücken ange-

Caprivistraße 81, ehemalige Gutsanlage, 1906, Architekt Niemeyer


Lieneschweg 115, ehemaliges
Wohnwirtschaftsgebäude, 1872



Caprivistraße 1, ehemalige Hebammenlehranstalt,
Wäschereigebäude

Caprivistraße 1, ehemalige Hebammenlehranstalt, 1924, Architekt Scheele


123
 
Annotationen