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Ephron, Walter; Strzygowski, Josef <Prof. Dr.>; Bosch, Hieronymus [Hrsg.]
Hieronymus Bosch - Zwei Kreuztragungen: eine "planmässige Wesensuntersuchung" — Zürich, Leipzig, Wien, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.29309#0156
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6. Der Pfosten kommt nie als Schächerkreuz vor. Er ist auch als Instrument
nicht für diese Art der Exekution geeignet. Schächerkreuze können nur Gabel-
oder tauförmige Kreuze sein.

7. Fehlen der Salamander und Knochen.

8. Fehlen des Weinstockes und des dürren Astes. Beide in enger Verbin-
dung mit dem dargestellten Evangelientext.

9. Fehlen des immer üblichen Torturmes.

10. Fehlen des zweiten Schächerkreuzes.

G e s t a 11.

11. Unter den Waffen ragt eine unerklärliche Stange auf. Sie wird erst am
Weinb.-Bild als Fahnenstange erkennbar.

12. Am Ende der Christusgruppe erscheint eine Hellebarde ohne Träger.
Den Mann dazu zeigt das Weinb.-Bild. (1. Beweis für die Übertragung des
Breitbildes auf eine vorgeschriebene zu schmale Tafel.)

13. Der bärtige Mann erscheint unbegründet über dem Schildträger und
unter dem Mann mit dem Helm. Erst sein ausgestreckter Arm am Weinb.-
Bild motiviert die vorgeneigte Körperhaltung.

14. Das Fehlen des Armes des bärtigen Mannes. (2. Beweis für die Über-
tragung der Breitkomposition auf die zu schmale Tafel.)

15. Die Blickrichtung aller Personen der oberen Christusgruppe ist unverständ-
lich. Den Zielpunkt der Blicke, den Hügel Golgatha, zeigt erst das Weinb.-Bild.

16. Der Kopf des Longinus (irrtümlich Selbstportrait) ist auf der Seite be-
schnitten. (3. Beweis für die Übertragung der Breitkomposition auf die zu
schmale Tafel.)

17. Fehlen des unentbehrlichen Longinus-Speeres. (4. Beweis, wie oben.)

18. Der Helm des Fußknechtes ist so nahe an den Kopf des Longinus ge-
drängt, daß die Helmspitze das Gesicht berührt. (5. Beweis, wie oben.)

19. Verkürzung des Schächerkreuzes zu einem Pfosten, um nicht die darüber
gestellte Christusgruppe zu durchschneiden. (6. Beweis, wie oben.)

20. Fehlen der rückwärtigen Partien der zweiten Schächergruppe und des
weiter reichenden landschaftlichen Hintergrundes. (7. Beweis, wie oben.)

21. Fehlen des halben Beines und ganzen Fußes des knieenden Schächers.
(8. Beweis für die gewalttätige Umkomposition des Breitbildes auf die zu schmale
Museumstafel.)

22. Der Henkersknecht am Pfosten blickt unverständlich in die obere Chri-
stusgruppe. Die Blickrichtung auf den hoch gelegenen Querbalken des Kreuzes
wird erst durch das Weinb.-Bild aufgeklärt.

23. Der Zackenhelm ist so undeutlich gemalt, daß er nicht genau erkannt
werden kann. Das Weinb.-Bild zeigt diesen Helm deutlich erkennbar.

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