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Ephron, Walter; Strzygowski, Josef <Prof. Dr.>; Bosch, Hieronymus [Hrsg.]
Hieronymus Bosch - Zwei Kreuztragungen: eine "planmässige Wesensuntersuchung" — Zürich, Leipzig, Wien, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.29309#0205
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in Venedig (früher Wien), Abb. 42, ein ganz zweifelloses und auch echt signiertes
Werk des Meisters. Oder man nehme als Vergleich die ebenfalls echt signierte
„Anbetung der Könige“ im Prado zu Madrid, ein Werk, das sogar durch ein
vollständiges Pedegree für Bosch zu belegen ist. Kann man diese sehr fein
und ziemlich fein ausgeführten Werke als vom selben Künstler entstanden
denken, wie z. B. das abgebildete „Konzert in der Barke“ ? Kann ein ein-
zelner Mensch sich überhaupt so grundverschieden äußern? Erscheint es schon
kaum möglich, daß jemand seine Handschrift vollkommen ändern sollte, so ist
es bereits höchst unwahrscheinlich, daß derselbe Künstler einmal in voller
Kenntnis und unter Bedacht auf Anatomie Körper und insbesonders Hände
zeichnet, während er in den rauhen, derben Werken statt der differenziert
gebildeten Gesichter grobe Flecken und statt der durchgebildeten Hände ganz
ungegliederte Klumpen bietet.

Halten wir uns an die fünf signierten über alle Zweifel erhabenen Werke,
nämlich an die „Versuchung des heiligen Antonius“ im Museum zu Lissa-
bon, die „Anbetung der Könige“ im Prado, Madrid, den „Johannes auf Patmos“
im Kaiser-Friedrich-Museum, Berlin, das „Martyrium der heiligen Julia“ und
den „Heiligen Hieronymus“, beide in der Akademie in Venedig, so sehen wir
an diesen Werken eine Art der Pinselführung, die zwar ein sehr reiches Register
von höchster Feinheit bis zur kraftvollen Betontheit |T~
den Boden zeichnerischer Genauigkeit und maleriscl |"« Wt
zelheiten so weit verläßt, wie die wenigen dem Bosc -
von der groben, breitpinseligen Art. eA yilv

Man hat einzelne dieser rauhen Werke auch schor -
sie wurden dennoch weiter zum Gesamtwerk Bosch = p
seits zweifellos auf Bosch als geistigen Urheber zurü< |_ +_»

seits manche Einzelheiten der im allgemeinen fein| |_?
etwas derbere Glanzlichter und andere schärfer be' e_ XI
Vortrag aufweisen. Als Beispiel einer solchen Stell E_a> o
Ecke des Venediger „Martyrium der heiligen Julia“, A —

Händen und Kleidungsteilen solche grobkörnigere ( ij° 2
wie weiter Weg ist es aber von diesen kraftvollen i_
völlig anderen Technik etwa des „Konzertes in d< |_t q
Werke Bosch’s in sehr enger Naturtreue (in Bezug |. Q
und Hände annähernd anatomisch richtig und ansct =_£
die wenigen anderen Gemälde der rauhen Art zwe E. q
gung dieser Einzelheiten. |-^

War so eine Art überhaupt im 15. Jhdt. oder §- O
Bosch’s, möglich? Dürer z. B. weiß kaum noch etw< i- 5 «y

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