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Ephron, Walter; Strzygowski, Josef <Prof. Dr.>; Bosch, Hieronymus [Hrsg.]
Hieronymus Bosch - Zwei Kreuztragungen: eine "planmässige Wesensuntersuchung" — Zürich, Leipzig, Wien, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.29309#0158
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sein. Es handelt sich lediglich um eine zufällig entstandene ungefähre Symmetrie
der beiden Gruppen.

37. Fehlen der malerischen Kontrastwirkungen zwischen den Silhouetten der
Figuren und dem wechselvoll abgetönten Hintergrund. Durch den Mangel des
künstlerischen Lichtes kleben die Figuren unten auf dem braunen, diffusen,
unbelebten Grund und stehen oben mit dem derbaufgehellten undifferenzierten
Hintergrund in keinem Zusammenhang.

38. Die weniger leuchtenden Farben ergeben einen matteren Farbakkord
als die des Weinb.-Bildes.

Inhalt.

39. Der Kopist verstand die Vorlage nicht vollkommen. Durch Auslassung
so vieler wesentlichen Details und durch das rohe Verschneiden der Figuren
deklariert er sich als ein der Werkstatt Bosch’s Fernstehender.

40. Das Mus.-Bild ist eine Teilkopie nach dem Weinb.-Bild. Der Beweis
dafür liegt u. a. in den überall offen liegenden Schnittflächen, die erst durch
Hinzufügen der abgeschnittenen Teile (aus dem Weinb.-Bild) zu einem voll-
ständigen Ganzen gemacht werden können.

41. Die Leistung des Kopisten ist von minderer Qualität, da er sich nicht
einmal bemühte dem Original treu zu bleiben. Seine Veränderungen, abge-
sehen von den Unterlassungen, entspringen nicht einem künstlerisch begründeten
Anderswollen, sondern einem Nichtbesserkönnen.

42. Die Person des Kopisten zeigt nur negative künstlerische Züge. Die
Übereinanderstellung der zwei Gruppen entspringt keiner künstlerischen, sondern
nur einer sachlichen Notwendigkeit.

Beweise für die geistige Urheberschaft Bosch’s des Weinb.-

Bildes

Die folgenden Beweispunkte sollen mehr noch als die vorher aufgezählten
nicht einzeln, sondern in ihrer innerlich zusammenhängenden Gesamtheit, ver-
standen werden. Sind einzelne auch schlagender, andere weniger bezeichnend,
so ergibt erst das Zusammenwirken aller Beweispunkte den festen, belastungs-
fähigen Untergrund der auf ihnen aufgebauten Erkenntnisse. Nicht Behauptun-
gen sollen mit diesen Beweispunkten bestätigt werden, denn zu welchen noch
so phantastischen Behauptungen könnte man keine Beweise erbringen — das
Umgekehrte ist der Fall. Die Beweispunkte, als Ergebnisse der Wesensunter-
suchung, sind das Primäre und die Behauptungen — Nichtoriginalität des
Mus.-Bildes und Originalität des Weinb.-Bildes — mußten zwangsläufig aber
 
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