Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Verloren.

52 Vom Affen zum Menschen.

Doktors sich wiegend, jene Artzischend-quickcnden Geräusches, welches
erkennen ließ, daß das Thier gereizt und in Zorn gerathen sei.

Nebeling erblaßte. Lindenau aber faßte einen raschen Ent-
schluß. „Halten Sie noch eine Weile ruhig," flüsterte er dem
Doktor zu. „Ich schleiche herum, und fasse die Bestie bon
rückwärts mit beiden Händen."

„Um Gotteswillen nicht!" widcrsetzte sich Br. Nebeling. „Er
wird Sie schändlich zurichten!"

„Mag sein! Ich will Sie jedenfalls befreien!"

Eben machte der junge Mann eine Wendung, um seinen
Plan auszuführen, als der Affe von des Doktors Schultern
herabsprang und in ein lustiges — Gelächter ausbrach!

Es war ein deutliches, menschenähnliches Lachen.

„Das ist ja ein Mensch!" sagte der junge Mann erstaunt.

„Er ist nur menschenähnlich!" widerlegte Br. Nebeling,
über dessen Gesicht ein Strahl von unendlicher Freude flog.

Der Affe aber setzte sich in einen Sessel und sprach
deutlich: „Nun, Llonsieur Bireeteur, abcn ick Ihnen gckcbcn einen
Prob' von meiner Kunst. Wollen Sie mir eugagir, macken
wir das Contrakt!"

„Wer sind Sie, mein Herr?" fragte Lindenau, der sich
zuerst zurecht fand.

„Mein Nam' ist Bonprix, artiste de Paris, von woher
ick sein gekommen, mir zu presenter au vtrecteur du Theätre."

„Oh, Sie wollten zum Theaterdirektor!" sagte Lindenau.
„Da sind Sie fehl gegangen! Dieser Herr ist Direktor des
Museums. Ihr Direktor wohnt eine Treppe höher."

„Bxouser, Nessieurs!" sagte artig der vermeintliche Affe
und wollte sich entfernen.

Da stürzte Johannes mit freudigem Gesichte herein.

„Sic haben ihn wieder eingefangcu, den Assen!" schrie
er jubelnd. Als er aber des Llonsienr Boaprix ansichtig
wurde, lief er sogleich vom Schrecken überwältigt wieder davon.

Die drei zurückbleibenden Herren vereinigten sich zu einem
herzlichen Gelächter.

Vier Wochen später erhielt der Affcnkünstler Bonprix in
Paris folgende» Brief:

„Geehrter Herr!

Ihne» verdanke ich das Glück meines Lebens. Durch
das Ereignis;, das Sie bei Br. Nebeling veranlaßten, und
dessen Zeuge Sie waren, hat sich der Herr Direktor meiner
Bewerbung um die Hand seiner Tochter endlich geneigt gezeigt.
Von heute in drei Monaten ist die Hochzeit, wozu Sie
freundlichst einladet

Lindenau, Pianist."

Am Hochzeitstage erschien plötzlich unter den Gästen ein
Affe. Es war Aonsieur Bonprix. Er benahm sich so
liebenswürdig, daß bald keine Dame sich weigerte, mit ihm zu
tanzen. —

Die wissenschaftliche Verirrung Br. Nebelings, von welcher
damals Lindenau einige Kcnutuiß bekommen hatte, blieb, das
mußte er dem Doktor versprechen, ein Gcheimniß

Dr. Märzroth.

Am Thore blieb ich stehen
Und überlegte lang;

Ich könnt' nicht weiter gehen,

Mir war so schwül und bang:

Von dem, was ich besessen,

Da fehlte mir Etwas,

Ich halt' Etwas vergessen,

Und wußte doch nicht was?

Ich untersuchte mein Ränzchen
Und lugte und suchte und sah —

Doch bis auf's kleinste Fränzchen,

Es war noch Alles da;

Und alle Taschen wandt' ich,

Und Alles Hab' ich gezählt, —

Vergebens! Nirgend fand ich,

Daß mir etwas gefehlt. —

Ich sann und sann. Am Ende
Da fiel mir plötzlich ein.

Daß das Vermißte könnte
Mein eigen Herz wohl sein:

Da ging ich angstbcklommcn
Zurück bis vor ihr Haus —

Doch ach! Die mir's genommen,

Gab's nimmer mir heraus. .

m

Seltsame Entschuldigung.

Eine Dame kauft in einem Modcwaarenladeu eine neue
Pariser Jacke. Der sie bedienende Commis verspricht, das
Packet sofort zu besorgen, — in längstens einer halben Stunde
werde sic es haben. Nach Verlauf von circa 4 Stunden kommt
endlich der Jüngling, der die Pallete auszutragen hat, und toird
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Verloren"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Stadttor
Gepäck
Wanderer <Motiv>
Schirm
Nachdenklichkeit
Karikatur
Kleidung <Motiv>
Stiefelknecht
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 65.1876, Nr. 1621, S. 52

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen