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Führer, Joseph; Schultze, Victor; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die altchristlichen Grabstätten Siziliens — Berlin, Band 7.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.39132#0149
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J. Führer und V. Schultze, Die altchristlichen Grabstätten Siziliens.

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P AL AZZOLO -AC RE I DE.
Akrai.^S die älteste, bereits 664 v. Chr. gegründete Kolonie der Stadt Syra-
kus, gedacht als Bollwerk und Organisationspunkt nach dem Innern hin, liegt 34 km
westlich von Syrakus im Quellgebiet des Anapos auf einem fast 700 m hohen
Bergplateau mit steilen Felswänden, die nur nach Osten einen Zugang offen lassen.
Hier hat sich das Städtchen Palazzolo angesiedelt, das seinen Namen ohne Zweifel
nach einem antiken Palaste führt. Die antiken Überreste sind gering, abgesehen
von den überaus zahlreichen und mannigfaltigen Grabkammern und Einzelgräbern
in natürlichen und künstlichen Höhlungen. r36 Besonders dicht finden sie sich an
der Ostseite. Ein großer Teil ist in Latomien angelegt; vorzüglich sind die Inta-
gliata und Intagliatella genannten Latomien in der Nähe des griechischen Theaters
zu diesem Zweck ausgenutzt.
Nachdem schon früher Schatzgräber an diesen Monumenten gründlich ihr
Handwerk betrieben und daneben Steinbrucharbeiter in ihrer Weise an der Zer-
störung mitgewirkt hatten, begann im Herbst 1809 der Baron Gabriele Judica
umfassendere Ausgrabungen.*37 Planmäßig wurde dabei allerdings in keiner Weise
verfahren. Judica setzte bald hier, bald dort ein. Sein Augenmerk war immer
auf ertragreiche (so, wie er dies Wort verstand) Ausgrabungen gerichtet. Daher
ist es unmöglich, ein klares topographisches Bild aus seinen Berichten zu gewinnen.
Ich beschränke mich daher darauf, das Wichtigere herauszuheben.
Die Untersuchungen richteten sich vorwiegend auf die Intagliatella und auf
die Umgebung des zerstörten Observantenklosters. Die meisten Gräber waren
eröffnet und ausgeraubt.. In den noch unberührten waren Skelette ohne Beigabe
oder mit Glasstücken und einfachen Tongefäßen. In einem Grabe jedoch fand
sich ein Goldring mit einem kleinen Karneol, in einem andern eine silberne Haar-

*35) Julius Schubring, Akrä- Palazzolo. Eine
topographisch - archäologische Skizze (Jahrb. f.
klass. Philologie, 4. Supplementband, 1861—67,
S. 661—672); Ad. Holm, Geschichte Siziliens,
I, S. 141; III, S. 38, 266; Chr. Fr. Beller-
mann, S. 106. — Meine Katakomben,
S. 296 fr.
T3^) Bereits Fazello merkt an: in hujus (sei. urbis)
rupibus propinquis magna speeuum multitudo se
offert. Noch deutlicher Bonanni, I, 9: ad
orientale latus lapicidinae quaedam visuntur ad-
huc, non dissimiles Syracusanis, verum parvae,
in quibus caveae sunt diversae, quae multa
sepulturae loca incisa habent, nihil plane diffe-
rentia ab illis, quae in multis talibus caveis seu
specubus subterraneis Syracusis videntur.
*37) Le antichitä die Acre, scoperte, descritte ed illus-
trate dal barone Gabriele judica, regio cus-

tode delle antichitä del distretto di Noto,
Messina 1819. Ein Folioband von 167 Seiten
mit 34 Tafeln. Hauptsächlich kommen antike
Denkmäler zur Darstellung. Die Publikation
läßt übrigens den reichen Ertrag der Fund-
gegenstände nicht ganz erkennen. Er muß ein
bedeutender gewesen sein nach dem Bericht
darüber von Brocchi: Notizie sulle antichitä
di Acre recentemente scoperte in Sicilia (Biblio-
teca italiana t. XVII, Milano 1820, S. 219 fr.).
Denn dieser spricht von un’ immensa suppellet-
tile di oggetti curiosi und ist der Meinung,
daß diese Funde nur übertroffen werden von
den Entdeckungen in Herkulaneum und Pom-
peji. Man darf annehmen, daß in dieser Fülle
sich auch christliche Gegenstände in größerer
Zahl befunden haben, als man aus dem Buche
erfährt.
 
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