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Führer, Joseph; Schultze, Victor; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die altchristlichen Grabstätten Siziliens — Berlin, Band 7.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.39132#0291
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J. Führer und V. Schultze, Die altchristlichen Grabstätten Siziliens.

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Überall erscheinen die Katakomben als eigentliche Grabstätten, die nur in-
soweit über diesen Zweck hinausgingen, als sie auch die private Totenfeier auf-
nahmen. Es ist verschiedentlich darauf hingewiesen worden. Rotunden, polygone
und quadratische oder oblonge Räume dienten diesem Zwecke. Deutlicher und
näher bezeugen ihn aus dem Boden herausgearbeitete Bänke (S. 23, 140, 141).
Dagegen findet die ungeschichtliche Vorstellung von heimlichen Gottesdiensten
an diesen verborgenen Stätten in Verfolgungszeiten hier sowenig wie anderswo
eine Begründung. [S]
DIE INNERE AUSSTATTUNG DES GRABES.
Der altchristlichen volkstümlichen Vorstellung galt in Anlehnung an die
antike Anschauung das Grab als die zweite Wohnung des Toten, als das ewige
Haus der Seele. Daher treffen beide auch in der Bezeichnung oixoc; aiiiiviog, domus
aeterna für das Grab zusammen.
Eine Grabschrift in Catania (Notizie degli scavi 1893 S. 7) hebt in diesem
Sinne feierlich an:
D,
OIKOC AIWNIOC 6 N \ / W
Beachtenswert ist darin die Verknüpfung mit einem christlichen Gedanken:
ev Xpicrruj. Von einem Presbyter in der Nähe von Ferla heißt es: xöv eumov
(cüüjviov) uttvov evGabe KOipaxe.
Aus dieser Voraussetzung erwuchs die scharfe antike wie christliche Straf-
gesetzgebung gegen die Zerstörer des Grabes und die von den Besitzern in
bestimmten Bitt- und Fluchformeln getroffene Fürsorge, von welchen wir Beispiele
bereits kennen gelernt haben (S. 14). Ebenso wurzelt hier eine Gepflogenheit,
welche uns für die Erkenntnis des Altertums von unschätzbarem Werte geworden
ist, die Ausstattung des Grabes mit den mancherlei Gegenständen, wTelche dem
Toten im Leben vertraut, charakteristisch oder notwendig waren und die ihn daher
auch in seinem zweiten Hause umgeben sollten.
Der Ertrag der sizilischen Katakomben an solchen Fundstücken ist leider
ein geringer, weil die große Mehrzahl der Gräber bereits früher oberflächlich oder
gründlich ausgeraubt war. Um so dankbarer müssen wir für die Sorgfalt sein,
welche bei den Ausgrabungen in neuerer Zeit diesen Objekten zugewandt wird.
Trotzdem wird durch die sizilischen Funde das vor allem aus den römischen
Cömeterien gewonnene Bild nicht nur vervollständigt, sondern sie führen auch zu
neuen wertvollen Beobachtungen. Dies wird z. B. deutlich an den Lampen.
Die Zahl der in den Gräbern selbst gefundenen Lampen ist klein. Sie
standen zu Füßen oder neben dem Haupte des Toten. In der Katakombe Führer
fand sich unter 25 Lampen nur eine innerhalb eines Grabes. Die Mehrzahl hatte

Grabstätten Siziliens.
 
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