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Führer, Joseph; Schultze, Victor; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die altchristlichen Grabstätten Siziliens — Berlin, Band 7.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.39132#0214
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J. Führer und V. Schultze, Die altchristlichen Grabstätten Siziliens.

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bezeichneten Punkten. Sie bedeuten wenig. Nur wenig mehr Beachtung verdient
eine Katakombe in der Contrada Galla (dialektisch Jadda), 5 km südöstlich auf
dem Hochplateau in einer Talmulde nahe der Straße nach Ragusa gelegen, jetzt
in einen Stall umgewandelt. Die wenigen Arkosolien, deren unregelmäßige Bogen
bis an die Decke reichen, sind wie die ganze Anlage roh ausgeführt. In der
Contrada Pignolaro nordwestlich von Chiaramonte-Gulfi wurden eine größere An-
zahl Gräber, offenbar antiken Ursprunges, aufgedeckt, deren eines ein wertvolles
Gefäß lieferte, das sich im Besitze des Barone Corrado Melfi befindet. Es hat
die Form einer bauchigen Flasche von 18 cm Höhe und einen durchschnittlichen
Umfang von 11 cm. In das weißlich-grüne Glas des Bauches sind Figuren ein-
geätzt oder eingeritzt, die in weißem Tone sich abheben. Über dem Ganzen eine
farbige Schicht, teils orangegelb, teils rosa. Solche auch an dem glatten Halse,
der außer vier Perlenringen in der Mitte keinen weiteren Zierrat aufweist.
Der obere Teil des kugelartigen Gefäßbauches schließt eine aus mehreren
ganz feinen Linien bestehende Zeichnung ab. Darunter läuft die Inschrift:
JOYPTOYNATIWN • TTI6 • ZHCAIC (Palme). Auf sie folgt, abgeteilt durch ein Band,
die Darstellung selbst.
Der Hintergrund ist mit Gesträuch und grob angedeuteten Bäumen ausgefüllt.
Im Vordergrund erblickt man einen Reiter mit geschwungener Lanze; darunter
einen vorspringenden Hund, der einen mächtigen Hirsch verfolgt; ebenso einen
zweiten weiter vorn.
Jenseits des Bandes steht ein anderer Jäger mit vorgestreckter Lanze, die
er gegen ein Wildschwein richtet, das sich auf ihn stürzt. Er wird von einem
Hunde unterstützt, der gegen das Tier anspringt. Über dem Kopfe dieses Jägers
ist ein zweites Wildschwein angedeutet, doch bleibt unsicher, ob es in der Flucht
oder im Angriff sich befindet.
Die Ausführung ist roh; das Verständnis der Form fehlt, aber durch die
Handlung geht eine starke Leidenschaftlichkeit.168
GRANIERI.
In den Jahren 1890 und 1891 führte Orsi im Gebiet von Castelluccio nördlich
von Noto am linken Ufer des Tellaro in der sikelischen Nekropole der Cava della
Signora Untersuchungen aus, die ihn auch mit christlichen Grabstätten in der
Nähe bekannt machten (Notizie degli scavi 1891 S. 354 £). Dahin gehörten eine
Grabkammer in den Maßen 8,80X5 m mit vier großen Loculi in zwei Reihen

l68) Es muß zweifelhaft bleiben, ob dieses Gefäß
der christlichen Kunst zuzurechnen ist. Immer-
hin ist die Wahrscheinlichkeit eine große. Die
Darstellung an sich spricht nicht dagegen. Über
die Bedeutung der Formel TTI6 ZHCAIC vgl.

meine Archäol, S. 310. Aus der übrigens nicht ge-
nauen Beschreibung Führers geht nicht hervor, ob
dieses Exemplar zu den sog. Goldgläsern zu
rechnen ist. [S]
 
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