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Führer, Joseph; Schultze, Victor; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die altchristlichen Grabstätten Siziliens — Berlin, Band 7.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.39132#0171
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J. Führer und V. Schultze, Die altchristlichen Grabstätten Siziliens.

155

Die Chronologie und die Entwicklungsgeschichte dieser Grabstätten lassen
sich in großen Zügen noch erkennen. Zeitlich voran stehen die zum Teil mit
großer Sorgfalt ausgeführten kleinen Cömeterien in der Mulde der Intagliatella.
In einem dieser fand Judica eine Münze des Antoninus Pius, in einem andern
Münzen des Antoninus Pius, Commodus und Alexander Severus, in einem dritten
solche des 3. bis 5. Jahrhunderts. Sind diese Bestimmungen richtig — und zu
Zweifeln liegt kein Anlaß vor —, so wäre unter sämtlichen Grabstätten Siziliens
für diese das höchste Alter sicher gewonnen; ihre Anfänge würden in der zweiten
Hälfte des 2. Jahrhunderts, spätestens 170 bis 180 einsetzen. Dieses an sich wert-
volle Ergebnis erstreckt seine Tragweite auch auf die Datierung ähnlicher Anlagen
in Syrakus und sonst, welche zwar so sichere chronologische Handhaben nicht auf-
weisen können, aber in Aufriß, Aufbau und Ausführung sich mit jenen decken.
Die Geschichte der Katakomben in den beiden Latomien setzt sich dann
ohne Unterbrechung fort durch das 3. und 4. Jahrhundert, wie Münzen, Lampen
mit dem Monogramme Christi und das Bronzelabarum beweisen. Die oben an-
geführten Inschriften und Münzenfunde — Judica nennt rund 300 Münzen des
4. und 5. Jahrhunderts — bahnen den Weg noch weiter in das 5. Jahrhundert
hinein. Damals muß der Ausbau von A in der Intagliatella zum Abschluß
gekommen sein, wie auch der beiden Katakomben in der Intagliata. Der Beginn
der Grotta di Senebardo läßt sich über das 4. Jahrhundert nicht zurückschieben;
so wie sie vorliegt, ist sie wesentlich ein Werk des ausgehenden 4. Jahrhunderts
oder des anhebenden 5. Jahrhunderts. [ S]
CONTRADA SANT’ ELIA.
Die weitere und die nähere Umgebung von Palazzolo bietet der Katakomben-
forschung nicht minder reiche Ausbeute, wenn auch umfangreichere Anlagen fehlen.
An den Felsenhängen, welche die Straße von Palazzolo nach Floridia ostwärts
von der Abzweigung der Poststraße nach Noto begleiten, liegen abgesehen von
Gräbern, deren Nischen sich direkt auf das Freie öffnen, mehrere Familiengrab-
kammern.
Vorzüglich aber konnte in der einsamen Contrada Sant’ Elia, welche süd-
östlich von den eben erwähnten Felsläufen gelegen ist, eine noch ganz unbekannte
Nekropole von großer Ausdehnung zu beiden Seiten einer antiken Straße, deren
tiefeingeschnittene Geleise mehrmals zutage treten, entdeckt werden.
Das Gelände, dessen Entfernung von Palazzolo etwa 2 bis 2I/2 Stunden
beträgt, setzt sich hier aus einer ganzen Reihe von Mulden und Kuppen und
mäßigen Bodenerhebungen zusammen, an deren Abdachungen gruppenweise
Begräbnisanlagen der verschiedensten Art eingearbeitet sind.
Es finden sich hier namentlich längere und kürzere Reihen von Grabstätten
sub divo; zum Teil inmitten solcher Gräberreihen, zum Teil aber auch isoliert
sind dann noch die Eingänge zu 14 Familiengrabkammern und 6 Katakomben
 
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