Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Führer, Joseph; Schultze, Victor; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die altchristlichen Grabstätten Siziliens — Berlin, Band 7.1907

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39132#0300
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
282

J. Führer und V. Schultze, Die altchristlichen Grabstätten Siziliens.


Abb. iio. Bronzering aus
Riuzzo bei Priolo.

Vigna Cassia). Aber auch der mit einem Ringe zum Anhängen versehene Fisch
dürfte hierher gehören (Abb. 109 Mitte unten; Syrakus). Auch bestimmte Münzen
wurden in dieser Absicht am Halse getragen. Im übrigen stellen die zahlreich
in den Gräbern gefundenen Münzen, sei es neben dem
Toten oder in seiner Hand oder in seinem Munde, den
vauiiXia^ ößoXo^, das Fährgeld für Charon, dar.
Ein vorzügliches Stück altchristlicher Kleinkunst
wurde in einem Arkosol in S. Giovanni mitten im Schutt
gefunden, die Alabasterßgur eines jungen, in gemächlicher
Ruhe gelagerten Stiers von 12 cm Länge und 9,50 cm
Höhe (Abb. Führer, Forsch. Taf. XII, 3). Der Körper ist
völlig ausgehöhlt und das Innere nur durch die Nüstern
und eine elliptische Öffnung in der unteren Fläche erreichbar. Die Vermutung
Führers, daß die Figur dem Totenkultus bzw. für Aufnahme von Weihwasser und
aromatischen Essenzen gedient habe, ist ausgeschlossen. Die niedliche Arbeit ist
als Schmuckstück, das irgendwie in Beziehung zu den Toten stand, dort-
hin gekommen; man kann auf das Kinderspielzeug in den römischen
Katakomben als eine Analogie verweisen.
Man muß von vornherein annehmen, daß die durch die Funde in
den Katakomben Roms nachgewiesene Gepflogenheit, das Grab auch mit
solchen Gegenständen auszustatten, welche dem Toten in seinem einstigen
Berufe dienten (vgl. meine Katakomben S. 209h), auch unter den Christen
Siziliens geherrscht hat, obwohl Belege in größerem Umfange fehlen.
Aber die drei Messer, darunter ein Gerbermesser, wie es scheint, die
neben einem Toten in Licodia Eubea gefunden wurden (S. 197), und ein in
Palazzolo ausgegrabenes Siegel mit dem Monogramm Christi (Abb. 109 Mitte)
genügen, um die Tatsache festzustellen. [S]


DIE MALEREI.
In der Beurteilung der Malereien der sizilischen Grabstätten darf nicht über-
sehen werden, daß sie nur in geringen Resten auf uns gekommen sind und diese
erst der konstantinischen und nachkonstantinischen Zeit angehören. Dadurch wird
die volle Erkenntnis sowohl des Inhaltes wie der künstlerischen Eigenart dieses
Bilderkreises ausgeschlossen. Wenn wir heute die öden Räume mit ihrem spär-
lichen Schmuck durchschreiten, so können wir uns kaum noch eine Vorstellung
machen von der eindrucksvollen Wirkung des bunten Farbenspiels, welches einst
über diese Flächen sich ausbreitete. Gewiß fehlte in den ländlichen Grabstätten
und in den für die Massen bestimmten Abteilungen der großstädtischen Anlagen
die Dekoration entweder gänzlich oder trat nur bescheiden auf, aber das hohe
Bewußtsein und die Unternehmungslust, welche die geräumigen Hallen und die
vornehmen Cubicula entstehen ließen, haben nicht Halt gemacht vor der Malerei.
 
Annotationen