Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Führer, Joseph; Schultze, Victor; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die altchristlichen Grabstätten Siziliens — Berlin, Band 7.1907

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39132#0194
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
J. Führer und V. Schultze, Die altchristlichen Grabstätten Siziliens.

beiden Bogenöffnungen des mit io Grabstätten ausgefüllten Cubiculums an der
rechten Langseite der Halle trennt.
Wir dürfen demgemäß wohl annehmen, daß die verschiedenen christlichen
Symbole etwa um die Mitte des 5. Jahrhunderts in der Katakombe angebracht
wurden. Hingegen ist es nicht sicher, ob die Herstellung der ganzen Begräbnis-
anlage in jene Epoche fällt. Eine Eigentümlichkeit der Sepulkralanlage, deren wir
bisher nicht gedacht haben, legt eine gewisse Vorsicht in bezug auf die chrono-
logische Fixierung nahe. An der Eingangswand nämlich sind südlich von der
Türöffnung in geringem Abstand von der Decke vier kleine Inschrifttäfelchen aus
dem natürlichen Felsen ausgespart; je zwei davon liegen in einer Reihe; die beiden
Täfelchen, welche dem Eingang zunächst sich befinden, sind rechteckig geformt;
die beiden anderen werden nach oben hin von einer Bogenlinie begrenzt. Der
Umfang dieser Täfelchen ist geringpS1 demgemäß waren auch die Buchstaben der
dort angebrachten Inschriften von unbedeutender Größe RS2- um so leichter fielen
sie der Zerstörung anheim, die denn auch so gründlich erfolgte, daß nur auf drei
von den Täfelchen überhaupt noch Spuren davon sich erhalten haben. Gerade
weil sich nun aber der Inhalt dieser Inschriften nicht mehr feststellen läßt, gewinnt
die Form der Täfelchen und ihre Anordnung höhere Bedeutung. Unwillkürlich
werden wir durch diese an die heidnisch-griechische Sitte erinnert: derartige in
den Felsen eingearbeitete Täfelchen wurden oft in großer Anzahl nebeneinander
an öffentlichen Wegen bzw. in unmittelbarer Nähe von Begräbnisplätzen in Er-
innerung an Verstorbene angebracht, welchen man gerne das Prädikat yjpuuc; dyaBoc;
beilegte. r53

LENTINL
In der Geschichte des östlichen Siziliens kehrt öfters wieder der Name der
auf einem Hügelpaar am Flüßchen Lissus ausgebreiteten Stadt Leontini (Aeovxivoi).
Ihr Geschick ist eng verknüpft mit dem nahen Syrakus, dessen Übergewalt sie
schon früh erlag. Unter den Römern sihkt Leontini zu einem unbedeutenden
Orte herab trotz der es umziehenden, durch ihre Fruchtbarkeit berühmten campi
Leontini. Die jetzige Stadt Lentini nimmt nur noch einen Teil des alten Gebietes

'51) Die beiden oblongen Täfelchen, welche vonein-
ander durch eine schmale Leiste von 3 cm Breite
geschieden sind, haben eine Ausdehnung von
10X14 bzw. 12X21 cm; bei den nach oben hin
bogenförmig abgerundeten Täfelchen, welche
von den zuerst genannten 7 bzw. 2 cm ab-
stehen, berechnet sich die Größe auf 16X21
bzw. 12X17 cm.
L2) Nur auf dem ersten Täfelchen der oberen Reihe,
wo zur Linken noch die Schriftzeichen

e k a
O Y
erkennbar sind, erreichen die Buchstaben eine
Höhe von 2 cm.
T53) Ein Beispiel für Übertragung dieser heidnischen
Sitte auf christliche Begräbnisanlagen fehlt bis
jetzt. Man könnte also hier auch an die Um-
wandlung einer heidnischen Begräbnisanlage in
eine christliche lenken. [S]
 
Annotationen