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Führer, Joseph; Schultze, Victor; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die altchristlichen Grabstätten Siziliens — Berlin, Band 7.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.39132#0236
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J. Führer und V. Schultze, Die altchristlichen Grabstätten Siziliens.

Straße nach Palermo; Romano nennt das Terrain Giancaniglia, bestimmt aber sonst
die Lage ebenso.
Der Grundriß (Ab. 83 unten) hat die Form einer einschiffigen Basilika mit
rechtwinkeliger Apsis, wofür im Grabbau bisher eine Parallele fehlt. Die Wände
sind mit Ziegelsteinen ausgemauert (Abb. 83 oben) und darin die Loculi in mehreren
Reihen ausgespart und zwar im Hauptraume in sechs, in der Apsis in vier Reihen.
Eine Wölbung schließt den Raum. Eine mehrstufige Treppe führt in das Innere.
Romano gibt als Maße an: Länge 26r/a Palmen, Breite 22 Palmen. Houel schreibt
die Anlage der spätem Kaiserzeit zu, fügt aber hinzu: le monument sepulcral est
le seul 011 j’ai vu des sepultures de cette espece. Es kann keinem Zweifel
unterliegen, daß diese Grabkammer christlichen Ursprungs ist. Die Form der
Konstruktion mag durch die Beschaffenheit des Bodens bedingt gewesen sein. In
der Apsis darf man sich vielleicht ursprünglich einen oder mehrere Marmor-
sarkophage vorstellen. Über die Zeit läßt sich gar nichts aussagen; das Monument
kann ebensowohl der vorkonstantinischen wue einer späteren Zeit angehören. Doch
wird man schwerlich über das 4. Jahrhundert heruntergehen dürfen.
Romano berichtet auch von sonstigen Gräbern in der Umgebung sowie in
der Niederung vor dem Tore nach Girgenti und hinter dem Konvent der refor-
mierten Antoniter, in der Mehrzahl einfache Bodengräber, darunter solche mit
aufgemauerten Wandungen, also sog. formae. Das sind sicherlich Reste eines
christlichen Coemeterium sub divo wie auch die im Jahre 1887 in der Contrada
Franco auf dem Besitztum eines Russitano gefundenen Gräber gleicher Konstruktion.
Neben den Skeletten fanden sich Gefäße und Lampen von roher Ausführung und
einige römische Münzen.188 [S]

PALERMO.
Panormus, diese bedeutsame Gründung der Phöniker, teilte unter der römischen
Herrschaft mit den übrigen Städten Siziliens das Geschick rasch sich vollziehenden
Verfalls. Eine Kolonisierung vermochte nicht ihn aufzuhalten. Die spärlichen
Nachrichten, welche die spätere Geschichte flüchtig beleuchten, beweisen nur, wie
sehr die blühende Handelsstadt in Dunkel und Unbedeutenheit herabgesunken war.
Die kirchliche Geschichte von Panormus bietet kein anderes Bild. Bis hart
an die Ausgänge des christlichen Altertums läßt sie sich nur in dürftigen Fragmenten
erlassen. Wie in Syrakus, Taormina und Catania knüpft die Legende auch hier,
doch nicht mit größerm Rechte, die Anfänge des Christentums an den Apostel Petrus
an, der einen Bischof dorthin entsandte. In Wahrheit liegen sie unserer Kennt-
nis gänzlich verschlossen. Erst nach der Mitte des 2. Jahrhunderts tritt zum ersten-
mal dort ein Bischof hervor. i89) Mit den Bedrückungen der sizilischen Kirche durch
l88) Sav. Ciofalo in den Notizie degli scavi, 1887, destinatus führt c. XVI eine haeresis Heracleo-
S. 428. nitarum auf, zu deren Bekämpfung die Bischöfe
,89) Der wahrscheinlich um die Mitte des 5. Jahr- Eustachius von Lilybäum und Theodoras von
hunderts in Südgallien entstandene Liber prae- Panormus eine sizilische Synode veranlaßt hätten,
 
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