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Führer, Joseph; Schultze, Victor; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die altchristlichen Grabstätten Siziliens — Berlin, Band 7.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.39132#0201
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J. Führer und V. Schultze, Die altchristlichen Grabstätten Siziliens. 1S5

gleichfalls gemeindlich und erhielt jetzt die kürzeren und längeren Arkosolstollen
wie KI. Die neue Sachlage ließ es als praktisch erscheinen, die jetzt in einem
Besitz befindlichen und in einer Verwaltung stehenden Cömeterien direkt zu ver-
binden. Dies geschah in einfacher Weise dadurch, daß der Gang a nach Durch-
stoßung der Nordwand von C in KII hineingeführt wurde. Die Entstehung der
ältesten Teile in das 3. Jahrhundert zu setzen, liegt keinerlei Hinderung vor.
Andererseits stellen die Münzen für die Weiterentwicklung das 4. Jahrhundert
fest. Da jedoch keine derselben über diesen Zeitraum hinausgeht, so wird man
mit Orsi annehmen dürfen, daß der Gebrauch dieser Cömeterien um 400 auf-
gehört hat. Führer entscheidet sich für das 5. Jahrhundert, ohne das 4. Jahrhundert
absolut ausschließen zu wollen.
Zum Schluß sei noch die Vermutung Orsis erwogen, daß die Entwicklung
der Cömeterien mit dem Märtyrerkultus Zusammenhänge. In dem Baldachingrabe u
dürfe man ein Märtyrergrab sehen, zu welchem in den Verfolgungszeiten den Zu-
gang ein für Ein- und Ausstieg eingerichteter, später in ein Luminar verwandelter
Schacht bildete. Als im 4. Jahrhundert der an dieses Grab sich knüpfende
Kultus weitere Ausdehnung gewann, sei der durch Fassadenwände umschlossene
Raum in ein Oratorium umgeschaffen, indem man die Wände der darin stehenden
Sarkophage wegschnitt; zugleich wurde durch die Galerie a eine Verbindung mit
dem Nordcömeterium hergestellt. Für diese Kombination besteht jedoch in der
Sache selbst keinerlei Nötigung, andererseits fehlen jegliche Anzeichen eines hier
heimisch gewesenen Märtyrerkultus. Eine Zerstörung der Sarkophage in p in der
angegebenen Absicht ist im 4. Jahrhundert ganz undenkbar. Ein solches Vorgehen
verbot bei Christen wie bei Heiden die pietas erga mortuos. Wie in vielen anderen
Fällen wird man in späteren Jahrhunderten den gut umhegten Raum als Stall in
Anspruch genommen und dementsprechend verändert oder die Sarkophagwände
als Baumaterial verwertet haben.
Gleich links neben dem Eingänge der Grotta del Monaco liegt eine jetzt
als menschliche Wohnung dienende kleine Grotte, an deren Gräberspuren man
noch deutlich ein einstiges christliches Cubiculum erkennt. Auch an den Ab-
hängen des gegenüberliegenden Ufers findet man solche Kammern und daneben
einzelne Arkosolien. [S]

CASSIBILE.
(CONTRADA FONTANE BIANCHE.)
Den Ausgang bildet die an der Eisenbahnlinie Syrakus-Noto gelegene Station
Cassibile. Man geht von hier aus zunächst den Eisenbahndamm entlang 20 Minuten
in der Richtung gegen Syrakus zurück. Bei dem ersten Bahnwärterhäuschen an
der Ostseite der Bahnlinie folgt man dann einem schlechten Fahrweg, der in IO
Minuten zum Meere hinabführt. Dann schreitet man an der Küste zwischen Feldern,
die mit vereinzelten Ölbäumen durchsetzt sind, hindurch bis zu ein paar Häusern,
 
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